Ein Herz für die Stadttauben zeigt der Tierschutzverein Unna. Nachdem die Stadtverwaltung erklärt hat, ein betreutes Taubenhaus werde nicht mehr ins Auge gefasst, weil der Aufwand für die Betreuung zu groß sei, will der Verein diese Aufgabe übernehmen. Das macht er jetzt in einer Pressemitteilung deutlich.
Kämpfer für die Tauben
„Seit Jahren versuchen wir, eine Lösung für die armen Tiere zu finden. Ich bin nicht nur enttäuscht und entsetzt über das Ergebnis des Zusammenwirkens von Stadt, Stadtmarketing, Taubenzüchtervereinigung und Händlergemeinschaft. Vielmehr trifft es unseren Verein, überhaupt nicht angesprochen worden zu sein. War niemand an einer tierschutzkonformen Lösung interessiert?“, fragt die TSV-Vorsitzende Ursula Horn.
Unkontrolliertes Füttern macht Tauben Probleme
Der Tierschutzverein Unna gibt fünf Tipps, wie das Miteienander von Mensch und Taube verbessert werden kann:- Keine Angst vor Krankheiten: Die gesundheitliche Gefährdung durch Tauben ist nicht größer als die durch andere Zier- und Wildvögel oder Haustiere.
- Bitte nicht unkontrolliert füttern: Dem Zufutter fehlen oft wichtige Nährstoffe und auch die unregelmäßige Fütterung birgt Probleme für die Tiere.
- Tauben kennenlernen und respektieren: Tauben stehen für Liebe und Frieden. Sie sind treue Tiere und bleiben ein ganzes Leben lang mit ihrem Partner zusammen. Sie sind sehr intelligent und können sogar menschliche Gesichter wiedererkennen.
- Nicht quälen oder ärgern: Niemand wird gerne getreten oder verscheucht. Das Leben der Tauben in der Stadt ist schon schwierig genug. Wir sollten es ihnen nicht noch schwerer machen.
- Informieren Sie sich: Der Tierschutzverein schickt gerne ein kostenloses Infopaket mit Flyern, Postkarten, Aufkleber und Poster zu. Dazu reicht eine Mail mit Adresse und dem Betreff #RespektTaube an aktion@tierschutzbund.de.
Der Tierschutzverein Unna sei „sofort bereit, einen Taubenturm oder andere ähnliche Möglichkeiten für die Stadttauben, in der sie nisten und fressen können, zu betreuen“. In solchen Schlägen werden dann gelegte Eier gegen Attrappen ausgetauscht und der Bestand so reduziert.
Auf Nachfrage reagierte die Stadtverwaltung überrascht. „Uns war das Angebot des Tierschutzvereins nicht bekannt. Wir werden noch einmal den Kontakt zu dem Verein suchen“, erklärte Stadtsprecher Oliver Böer. Damit scheint die Einrichtung eines betreuten Schlags doch wieder ein Stück wahrscheinlicher.
Der Tierschutzverein arbeitet schon jetzt mit Tierärzten zusammen, die ihn bei der Versorgung verletzter und kranker Tauben unterstützen. Horn: „Schon immer kümmern wir uns um notleidende Tiere und sind gut vernetzt, die Tauben fachkundig versorgen zu lassen. Wir garantieren eine tierfreundliche und -gerechte Lösung, mit der auch die Besucherinnen und Besucher der Innenstadt leben können.“
Hilfe für verletzte Tiere
TSV-Geschäftsführerin Stephanie Schmidt berichtet davon, dass es aktuell sehr viele Anrufe gibt, in denen verletzte oder kranke Tauben gemeldet werden. „Wir rücken dann dorthin aus, fahren mit den Tauben zum Tierarzt und geben sie auch in Pflegestellen, wenn sie weiter versorgt werden müssen“, so Schmidt. Sie betont, dass der Verein sich um jedes Tier kümmere. „Wir nehmen jedes einzelne Tier in den Blick.“
Die Tierschützer unterstützen aber die Aussage, den Tauben nicht unkontrolliert Futter zu geben und besonders keinen Müll offen zu lagern. Das dürfe aber nicht die einzige Lösung sein. Gleichzeitig müsse den Tieren geholfen werden.
Dass dieses zu schaffen ist, zeigen zahlreiche Beispiele aus anderen Städten, in denen Tierschützer Taubenhäuser oder -türme betreuen. „Dazu sind auch wir jederzeit bereit,“ sagt Ursula Horn.
Aufwand für Verein stemmbar
Die Stadtverwaltung hatte bei der Veröffentlichung eines neuen Informationsflyers erklärt, dass Taubenhäuser vorerst kein Thema mehr seien. Insbesondere Harald Köhnemann vom Rassetaubenzuchtverein Rote Erde hatte auf den großen Aufwand verwiesen. „Der ist tatsächlich nicht zu unterschätzen, weil regelmäßig Wasser und Futter erneuert werden und Taubeneier entfernt werden müssen“, sagt Stephanie Schmidt, die das Modell aus Oer-Erkenschwick kennt. Das aber sei für den Verein stemmbar.