Augsburg zeigt, wie eine Stadt der Tauben Herr wird
Augsburger Modell
Wenn über Stadttauben gesprochen wird, fällt schnell auch das Wort Plage. Tierschützer halten dem entgegen, dass die Vögel selbst Hilfe brauchen. In Augsburg kann man erleben, wie das funktioniert.
Die Stadt Augsburg gilt als Vorreiter im Umgang mit Stadttauben. Das Stadttaubenkonzept der schwäbischen 300.000-Einwohner Stadt ist als „Augsburger Modell“ zur Grundlage für andere Kommunen geworden. Dabei waren die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Taubenbestandes früher rigoros.
Noch bis Mitte 1995 wurden Stadttauben auf konkrete Beschwerden von Anwohnern hin abgeschossen. An dieser Praxis gab es immer mehr Kritik - und seit dem Jahr 2001 werden betreute Taubenschläge eingerichtet, die seit dem 1. Januar 2017 vom Tierschutzverein Augsburg und Umgebung betreut werden.
Diese Taubentürme und -schläge befinden sich zum Teil sogar in denkmalgeschützten Gebäuden.
Bis zu 13.000 Taubeneier eingesammelt
Das Beispiel Augsburg zeigt deutlich, wie schnell die Tauben die betreuten Schläge annehmen und wie umfangreich ihr Brutgeschäft ist:- Im Jahr 2001 wurden 2500 Taubeneier eingesammelt und durch Attrappen ersetzt. 2002 waren es 11.000 Eier, 2003 sogar schon 13.000. In der Folge sanken die Zahlen bis auf 5800 Eier im Jahr 2007. Die Stadtverwaltung Augsburg begründet das mit der bis zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich geschrumpften Taubenpopulation.
- Etwa auf diesem Niveau bewegen sich die Zahlen bis heute. Schwankungen ergeben sich vor allem, wenn auch Tauben aus weiter entfernten Stadtteilen zufliegen oder eine Brutsaison witterungsbedingt ohnehin ungünstig ist.
In den Schlägen werden die Tauben gefüttert und tiermedizinisch beobachtet. Die artgerechte Futterversorgung sorgt dafür, dass sich die einmal angelockten Tauben dort fast ganztägig aufhalten. Aus dem Stadtbild werden sie auch in Augsburg nie ganz verschwinden, aber der Tierschutz ist gewährleistet.
Das Ziel ist, dass die Tauben in den Türmen Brutversuche unternehmen. Sie sollen ihre Eier ablegen, die dann gegen Attrappen ausgetauscht werden. So bebrüten die Tauben Eier, aus denen kein Nachwuchs schlüpft - der Bestand wird so kontrolliert.
Die Stadt Augsburg hat neun Schläge, die bis zu dreimal wöchentlich gesäubert werden. Allein in diesen Schlägen werden stadtweit fünf Tonnen Taubenkot gesammelt, der nicht an anderen Stellen der Stadt entfernt werden muss.
Taubentürme werden in Augsburg aber auch als gestalterisches Element, etwa in Parkanlagen, eingesetzt. Der erste Turm dieser Art ist neun Meter hoch und begehbar. Die Stadt Augsburg verweist in diesem Zusammenhang allerdings auf vergleichsweise hohe Anschaffungskosten, weil eine aufwändige Treppenkonstruktion erforderlich ist.
Die Kosten für die Errichtung der einzelnen Schläge in Augsburg lagen zwischen 2500 und 8600 Euro. Die Stadt bezuschusst auch die Betreuung der Tauben durch den Tierschutzverein und wendete inklusive der Betriebskosten maximal 27.000 Euro pro Jahr auf.