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Antiterror-Poller doch zu teuer: Stadt Unna verwirft Planung für Fußgängerzone
Innenstadt
Der Lkw-Terroranschlag in Berlin 2016 hatte die Sicherheit von Innenstädten und Veranstaltungen in den Fokus gerückt, auch in Unna. Auf Zufahrtspoller will die Stadt jetzt aber doch verzichten: zu teuer.
Versenkbare Poller für die Fußgängerzone sind erst einmal vom Tisch. Entsprechende Planungen, die schon älter als zwei Jahre waren, haben Verwaltung und Politik ad acta gelegt. Das Geld für die Anlagen fließt in andere Innenstadtprojekte, die teurer werden.
Wassertanks als Antiterror-Sperren
Veranstaltungen mit vielen Menschen in der Innenstadt sind im Moment noch schwer vorstellbar. Vor Corona aber waren sie selbstverständlich. Und ebenso selbstverständlich waren große Barrieren an den Eingängen zur Innenstadt. Der Hintergrund war der Terroranschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt 2016 gewesen. Dabei hatte der Täter einen Lastwagen in eine Menschenmenge gesteuert. Und in der Folge überdachten Städte ihre Sicherheitskonzepte für publikumswirksame Veranstaltungen. Die Unnaer Antwort, die sich schnell einspielte, waren mit Wasser gefüllte Tanks, die an bestimmten Stellen im Fahrweg platziert wurden.
Irgendwann wird es solche Feste wieder geben, und nun steht fest: Die Wassertanks bleiben die Lösung des Sicherheitsproblems. Ende 2018 hatte die Stadt Unna nach längeren Diskussionen einen Konzeptentwurf für versenkbare Poller vorgestellt. An der Hertinger-, Massener und Bahnhofstraße sollten die Stahlpfosten die Zufahrten versperren. Bei Bedarf sollten sie im Boden versenkt werden. Dabei ging es auch um die Durchsetzung von Lieferbeschränkungszeiten für die Fußgängerzone.
Poller hätten fast halbe Million Euro gekostet
Die voraussichtlichen Kosten von 486.000 Euro für die Anschaffung sollen nun eingespart werden, denn das Geld wird an anderer Stelle verbaut. Die Poller wären Teil des Förderprojekts „Integriertes Handlungskonzept Innenstadt 2022“ gewesen. Dazu gehört auch die Gestaltung des Platzes am Morgentor, die sich vor allem aufgrund des dort entdeckten Hohlraums verteuert. Bei der Neugestaltung der Fußgängerzone sollen Lichtlinien für Ambiente sorgen. Und Bauprojekte insgesamt werden teurer - um rund 15 bis 20 Prozent seit 2016, wie die Verwaltung vorrechnet.
Es gilt also, Geld einzusparen. Beim Pollerprojekt bietet sich dies an, auch weil es sich in Vorplanungen als komplizierter erwiesen hat als gedacht. Die Bauverwaltung nennt in einer Drucksache zum Thema die Notwendigkeit von Steuersystemen für Feuerwehr und Busse, die bei Bedarf freie Fahrt haben müssten. Außerdem rechnet man mit einem erheblichen Unterhaltungsaufwand, denn der Absenkmechanismus könnte störanfällig sein.
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
