Was nach einer Explosion im November 2016 in Mülheim übrig blieb: Nordrhein-Westfalen ist ein Brennpunkt bei Angriffen auf Geldautomaten.

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Mit Karte: NRW bleibt Brennpunkt bei Sprengungen von Geldautomaten

dzAutomatensprengungen

Das erste Halbjahr ist noch nicht rum, da verzeichnet das LKA NRW schon fast so viele Angriffe auf Geldautomaten wie im gesamten Jahr 2019. Das Land bleibt Brennpunkt für Sprengungen.

von Alexander Heine

NRW

, 04.06.2020, 16:36 Uhr / Lesedauer: 2 min

Allein in diesem Jahr hat es in Nordrhein-Westfalen bereits 92 (Stand: 4. Juni) Sprengungen von Geldautomaten gegeben – und damit fast so viele wie im gesamten Jahr 2019 (104). Das teilte das Landeskriminalamt NRW auf Anfrage mit. Demnach sind die Täter zwar häufig erfolglos; doch selbst wenn sie nicht ans Bargeld kommen, ist der Schaden infolge der Explosionen oft immens.

Wegen der deutlichen Zunahme beherzigt die Sparkasse Unna-Kamen eine Empfehlung von Sicherheitsbehörden und setzt ab diesen Freitag sechs Geldautomaten in ihrem Geschäftsgebiet außer Betrieb. Sie werden entleert und abgeschaltet. Die Hoffnung: Wo nichts zu holen ist, wittern Täter bestenfalls erst gar keine Gelegenheit – und richten dann auch keinen Schaden an.

Zurück geht die Empfehlung auf Erkenntnisse einer polizeilichen Projektgruppe von Bund und Ländern. Das Bundeskriminalamt teilte auf Anfrage mit, dass die Empfehlungen „unter anderem den Aufstellort, den Einbau des Geldautomaten, die Beschaffenheit des Wertbehältnisses, den Einsatz von Einbruchmelde- und Videotechnik sowie einzelne besonders wirksame technische Maßnehmen“ betreffen.

Würden Banknoten bei Angriffsversuchen etwa eingefärbt, würden sie wertlos für die Täter. Die nächtliche Schließung von Selbstbedienungsbereichen in Gebäuden, wie es viele Banken bereits seit Jahren praktizieren, nimmt ihnen zudem die Gelegenheit. Für Geldautomaten außerhalb geschlossener Räume ist das freilich keine Option.

Automatensprengungen: NRW mit Abstand Brennpunkt

Nordrhein-Westfalen bleibt bei derlei Angriffen auf Geldautomaten ein Brennpunkt. Für das Jahr 2019 hat das Bundeskriminalamt 349 versuchte und vollendete Geldautomatensprengungen registriert, fast jede dritte davon in Nordrhein-Westfalen. Bei 207 Fällen konnten die Täter kein Bargeld erlangen (NRW: 53). Ein Bild, das sich laut BKA in den ersten drei Monaten dieses Jahres fortsetzte: Von Januar bis März registrierte das BKA bundesweit 115 Geldautomatensprengungen, mit über 50 war Nordrhein-Westfalen besonders betroffen; gefolgt von Niedersachsen (15), Hessen (13) und Baden-Württemberg (11).

In Selm waren Täter im Oktober erfolgreich

Auch im Kreis Unna versuchten derart rabiate Täter schon ihr Glück – im Jahr 2019 an drei verschiedenen Stellen. Anfang April in Fröndenberg und Mitte Juli in Schwerte; jeweils erfolglos. Erfolgreich waren die Täter Ende Oktober 2019 in Selm: Dort konnten die Täter in einer Filiale der Volksbank über eine Sprengung Bargeld erbeuten.