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Kein König, kein Dreisbusch: Paukenschläge bei der Kandidatenkür der SPD für den Stadtrat
Politik
Die SPD in Unna stellt sich für die Kommunalwahl auf – und dabei auf einen Neuanfang ein. In rund drei von vier Wahlbezirken kandidieren Neulinge für einen Sitz im Stadtrat.
Alle Ortsvereine der Unnaer SPD haben inzwischen ihre Vorschläge für die Ratskandidaten in den 23 Wahlbezirken Unnas gemeldet. Die Liste enthält einige Überraschungen. Alles in allem soll die Kommunalwahl am 13. September den Sozialdemokraten eine weitreichende personelle Neuaufstellung bringen.
Von den 23 Nominierten haben nur acht bereits jetzt einen Sitz im Rat oder eine politische Funktion. Zudem ziehen sich einige wichtige Köpfe der Sozialdemokratie gänzlich aus der Politik zurück. Nicht wieder zur Wahl stehen werden zum Beispiel der aktuelle Fraktionsvorsitzende Bernd Dreisbusch und sein Vorgänger Volker König.
Parteichef kündigt „Runderneuerung“ der SPD an
Parteichef Sebastian Laaser spricht von einem „bedeutenden Signal der Runderneuerung“. Er selbst kandidiert für eine Wiederwahl und wäre dann mit 39 Jahren einer der erfahrensten Köpfe in der nächsten SPD-Fraktion.
In Königsborn ist Laaser zudem der einzige aktuelle Ratsvertreter, der sich zur Wiederwahl stellt. Volker König und seine als Huckepackkandidatin nachgerückte Ehefrau Karin ziehen sich aus der Politik zurück.

Irgendwann ist auch für einen Heinz Steffen einmal Schluss: Bei der Kommunalwahl im September ist er 82 und dann nur noch Wähler und nicht Gewählter. © UDO HENNES
Auch Heike Gutzmerow kandidiert nicht mehr für den Stadtrat. Sie will stattdessen im Kreistag die Nachfolge des vermutlich erfahrensten Kommunalpolitikers aus Unna schlechthin antreten, nämlich die von Heinz Steffen. Als neue Ratskandidaten neben Laaser nominierte der Ortsverein für Königsborn und Alte Heide nun Sonja Slabon, Ilka Essers, Burkhard Böhnisch und Max Jülckenbeck.

Bernd Dreisbusch übernimmt die Geschäftsführung im traditionsreichen und großen Verdi-Bezirk des Mittleren Ruhrgebietes. Weil ihm dann für ein politisches Ehrenamt die Zeit fehlt, will auch er nicht mehr für den Stadtrat kandidieren. © Sebastian Pähler
Oberstadt-SPD schickt acht Neue ins Rennen
Der Ortsverein in der Oberstadt liefert den nächsten großen Paukenschlag: Bernd Dreisbusch kandidiert nicht mehr für den Rat. Der aktuelle Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion und des größten SPD-Ortsvereins in Unna hat in seinem Hauptberuf einen weiteren Karriereschritt gemacht und übernimmt nun die Geschäftsführung des Verdi-Bezirks Mittleres Ruhrgebiet. Diese Aufgabe lasse sich nicht mehr mit einer Tätigkeit im Stadtrat unter einen Hut bringen, meint Dreisbusch.
Und so bietet die Kandidatenliste der Oberstadt-SPD auf acht von neun Positionen neue Namen: Einzig Susanne Herzog stellt sich für eine Wiederwahl zur Verfügung. Daneben kandidieren Richard Hoppe, Theodor Thoben, Till Beisenherz, Thorsten Schwarz, Dr. Stefanie André, Anke Limbacher, Elke Kieninger und Anja Wißuwa.
„Fifty-fifty“ in Massen
Mehr Kontinuität gibt es in Massen. Der Stadtteil im Westen entsendet vier Mitglieder in den Stadtrat. Geht es nach der SPD dort, würden zwei davon weiterhin von Renate Nick und Michael Tietze besetzt. Für die anderen beiden benennt die SPD im Stadtteil zwei neue Kandidaten: den Ortsvereinsvorsitzenden Michael Wladacz sowie Udo Häger.
Neubeginn in Mühlhausen/Uelzen
Eine Mischung von bekannten Namen und Neulingen gibt es im Unnaer Osten. Für Hemmerde soll Klaus Tibbe zur Wiederwahl antreten, für Lünern und Stockum Anja Kolar. In Mühlhausen/Uelzen kandidiert Gisela Pfeiffer. Aus Sicht der SPD war dieser Wahlbezirk zuletzt nicht repräsentiert: Nach dem Tod von Paul Raupach war Bärbel Risadelli als Huckepackkandidatin in den Rat nachgerückt, die dann aber aus der Fraktion der SPD austrat.

Ein Bild mit historischer Bedeutung: Die zuvor als Bürochefin der Fraktion entlassene Bärbel Risadelli kehrt nach dem Tod Paul Raupachs ehrenamtlich in die Ratsfraktion der SPD zurück. Mit deren Vorsitzendem Volker König gelang aber auch in dieser Konstellation keine Zusammenarbeit mehr. © Marcel Drawe
In Afferde kandidiert die Ortsvorsteherin Andrea Flessenkämper für die SPD und für eine Wiederwahl. Billmerich wird durch einen Mann vertreten, der neu und erfahren zugleich ist: Der frühere Oberstädter Ralph Bürger wechselt nach seinem Umzug auch den Ortsverein, den er im Stadtrat vertreten will.
Nur noch vier statt fünf Kandidaten für den Kreistag
Für die Wahl des Kreistags benennt die SPD in Unna nur noch vier statt fünf Kandidaten, weil sich die Stadt künftig einen Bezirk mit Fröndenberg teilen wird. Für den Norden der Stadt soll Heike Gutzmerow kandidieren und in die Fußstapfen von Urgestein Heinz Steffen treten. Im Westen soll Hartmut Ganzke zur Wiederwahl antreten, im Osten Dirk Kolar. Die Oberstadt und den Süden der Stadt könnte Annette Thomae vertreten.
Formell aufgestellt werden all diese Kandidaten, ihre Huckepackpartner und die Reserveliste bei einer Delegiertenkonferenz des Stadtverbandes. Dass allerdings ein Vorschlag aus einem der Ortsvereine von der Gemeinschaft überstimmt wird, wäre eine große Überraschung.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
