Solidarität nicht nur unter Milliardären Alfred Buß bei Maikundgebung in Unna

Alfred Buß rüttelt auf: Solidarität nicht nur unter Milliardären
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Traditionen stellt der DGB in Unna bei seiner Kundgebung zum 1. Mai immer wieder infrage. Selbst die Rolle des Hauptredners vergibt er inzwischen nicht mehr zwangsläufig an einen Gewerkschafter, sondern an Sprecher, die sich aus einer anderen Perspektive heraus mit der Welt befassen, in der wir alle Leben. In diesem Jahr hörte man aber kaum einen Unterschied heraus.

Alfred Buß, ehemals Pfarrer in Königsborn, Superintendent des Kirchenkreises und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, hielt eher eine Kampfrede als eine Predigt. Nur einmal, abschließend, griff er ein biblisches Motiv auf, als er den Christdemokraten in der künftigen Bundesregierung mit Blick auf die Migrationspolitik ein Wort von Jesus mit auf den Weg gab: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.“

Solidarität muss erkämpft und verteidigt werden

Buß rief auf zur Solidarität, wie er sie einst unter den Bergleuten kennengelernt habe – mahnend, dass sie „kein Wohlfühlbegriff, sondern ein Kampfbegriff“ sei. Heute müsse sie verteidigt werden gegen die Übermächtigen. Immer wieder bezog sich der Theologe auf Politik und Worte von US-Präsident Donald Trump und seinem Berater Elon Musk. Buß sieht eine „Solidarität unter Milliardären“, die ihre Macht auf zynische Weise einsetzen, um die Schwächsten auf der Erde auszubeuten und kleinzuhalten. „Sie setzen die höchsten Zölle fest für Lesotho, weil das Land zu wenig in den Vereinigten Staaten kaufe. Wovon auch?“, so Buß.

Auf dem Platz der Kulturen in Unna sitzen Gäste der Maikundgebung an Biertischen. Ein Luftballon von der IGBCE schwebt im Vordergrund.
Volksfestatmosphäre auf dem Platz der Kulturen. Der Zulauf der Veranstaltung war allerdings in den zurückliegenden Jahren schon stärker. © Sebastian Smulka

Der künftigen Bundesregierung gibt Buß den Rat, sich mit der Lebenswelt der Menschen in ihrem Alltag zu befassen. Politik müsse dafür sorgen, dass Busse und Bahnen fahren, Straßen und Wege zugängig sind, Schulen und Kindergärten funktionieren. In diesem Sinne sei es eine gute Entscheidung, die Sparpolitik der zurückliegenden Jahre noch mit dem alten Bundestag aufgehoben zu haben: „Schlimmer als Schulden zu hinterlassen für die kommenden Generationen wäre eine völlig verfallene Infrastruktur.“

Ein Fest für die offene Gesellschaft in Unna

Die Maikundgebung in Unna ist allerdings längst keine „Frontalveranstaltung“ mehr, bei der die Gewerkschaften ihre Botschaften versenden wollen. Zahlreiche Gruppen beteiligten sich daran, um Beiträge zu setzen für eine offene, solidarische und erlebenswerte Gesellschaft. So stellte die Jugendorganisation „Die Falken“ ein Projekt vor, in dem Jugendliche mit Blick auf die Kommunalwahl beschreiben sollten, wie sie sich ihre Stadt wünschen.

Mit einem Modell veranschaulichten die Falken, welche Wünsche sie bei Jugendlichen in Unna für ihre Stadt ausgemacht haben. Vor allem beklagen sie einen Mangel an Freizeiteinrichtungen wie einer Eishalle.
Mit einem Modell veranschaulichten die Falken, welche Wünsche sie bei Jugendlichen in Unna für ihre Stadt ausgemacht haben. Vor allem beklagen sie einen Mangel an Freizeiteinrichtungen wie einer Eishalle. © Sebastian Smulka

Im Bühnenprogramm gab es Musik von Heinz Bischoff und der Big Band des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, Poetry-Slam-Beiträge von Antonia Josefa, Wortbeiträge von Schulen und der IG-Metall-Jugend sowie Volkstänze vom Makedonischen Kulturverein.