Stimmt die Politik zu, dann nimmt die Stadt Unna mehr als eine halbe Million Euro in die Hand, um Großveranstaltungen besser zu schützen. Die beweglichen Poller, die kürzlich angekündigt wurden, sind nicht das einzige System, das künftig böswillige Auto- oder Lkw-Fahrten durch Menschenmengen verhindern soll.
42 Poller gegen Terrorfahrer
Wie aus einer aktuellen Drucksache aus dem Rathaus hervorgeht, sollen 42 bewegliche Poller angeschafft werden. Bürgermeister Dirk Wigant hatte eine Arbeitsgruppe initiiert, die sich insbesondere im Vorfeld von „Un(n)a Festa Italiana“ (Ende Mai) mit Veranstaltungssicherheit beschäftigte. Die Gruppe hat das System „Oktablock“ des ostwestfälischen Tür- und Torherstellers Hörmann ins Auge gefasst. Wie berichtet steht dieser Poller auf einer achteckigen, gezackten Grundplatte. Zwischen einem Fahrzeug, das darüber fährt und den Poller kippt, und dem Boden würde sich diese Platte verkanten, sodass das Auto oder der Lastwagen automatisch stehen bliebe.
Wassertanks bleiben auch
Die Arbeitsgruppe hat auch durch eine Begehung ermittelt, dass die Innenstadt insgesamt 20 Zufahrtsmöglichkeiten hat, die gesichert werden müssen. Benötigt werden laut dem Papier 42 „Oktablocks“. Diese sollen an einigen Stellen aber ergänzt werden durch die bereits seit Jahren eingesetzten Wassertanks. Die Anschaffungskosten für die neuen Poller könnten dadurch „deutlich reduziert werden“, wie es in dem Verwaltungspapier heißt. Die Tanks sollen auch an sechs weiteren Straßen aufgestellt werden, wo sie vorhandene, fest installierte Poller ergänzen. Als Beispiel wird der Museumsplatz genannt.

Ohne Spezialgerät nicht zu bewegen
Dennoch geht es um eine sechsstellige Investition. Die Poller sollen insgesamt 320.000 Euro kosten. Inbegriffen wäre eine Transporthilfe desselben Herstellers, die allein schon 8.600 Euro brutto kostet. Hintergrund: Jeder Stahlpoller wiegt 450 Kilogramm. Er kann anhand einer Öse per Kran oder Gabelstapler bewegt werden – oder eben mit dieser hydraulischen Transporthilfe. Ohne solche Geräte „kann die mobile Fahrzeugsperre nicht bewegt oder manipuliert werden“, versichert die Verwaltung. Und: „Eine Bewachung vor oder während der Veranstaltung ist nicht notwendig.“
Festa als Testlauf für weitere Sperren
Die Stadt hat acht Innenstadtzufahrten identifiziert, bei denen „zwingend mobile Straßensperren aufzubauen“ seien, damit im Notfall Rettungskräfte und die Polizei durchkämen. Die Festa wird vor diesem Hintergrund auch eine Testveranstaltung: Es sollen verschiedene Systeme mit Zufahrtmöglichkeit angemietet und getestet werden. „Die mobilen Fahrzeugsperren mit Zufahrtsmöglichkeit bieten bei Veranstaltungen effektiven Schutz vor Fahrzeugangriffen und erlauben gleichzeitig
gezielte Durchfahrten“, so das Beschlusspapier. Es ist von klappbaren Sperrsegmenten die Rede, die innerhalb von Sekunden abgesenkt werden könnten – für Notfälle, Anlieferungen oder Durchfahrten außerhalb der Veranstaltungszeiten. Welche mobilen Sperren dauerhaft angeschafft werden, will die Stadt nach dem Testlauf entscheiden.
Man rechnet mit 30.000 Euro für das Anmieten in der Testphase und mit etwa 240.000 Euro für den Kauf von acht dieser Klapp-Barrieren.
Der Stadtrat soll in Summe also Ausgaben in Höhe von 590.000 Euro bewilligen.
Sicherheit für mindestens 17 Veranstaltungen
Die Poller sollen auch zwischen Veranstaltungen stehen bleiben, um bestimmte Straßen dauerhaft zu sichern. Die Stadt Unna spricht wie berichtet aber auch mit Nachbarkommunen, „um gegebenenfalls eine interkommunale Lösung anzustreben“, wie es heißt.
Die Unnaer Innenstadt allein erlebte in der Vergangenheit 17 Veranstaltungen, bei denen technische Sperrmaßnahmen aufgestellt wurden: Mobilitäts- und Autoschau, Frühjahrs- und Katharinenkirmes, Drahteselmarkt, Firmenlauf, Festa und Stadtfest, Tanzparty, Wheelsliding Contest, Seniorentag, Klassik Open Air Konzert, Weltkindertag, Bunt, Bällerennen, Weihnachtsmarkt und Wintertreff.