
© Anna Gemünd
Rostocker Straße: Anwohner sehen Möglichkeit für eine kostengünstige Lösung
Verkehr
„Parken verboten“: Diese Anordnung der Stadtverwaltung Unna hat an der Rostocker Straße viele Anwohner überrascht – und verärgert. Sie wollen sich nicht mit Paragrafen abfertigen lassen.
50 Jahre ist es alt, das Papier, das ein Anwohner der Rostocker Straße Massens Ortsvorsteher Dr. Peter Kracht zeigt. „Hier steht es schwarz auf weiß, dass ich damals beantragt habe, einen Parkplatz auf meinem Grundstück zu bauen und dass die Stadt Unna mir dies verboten hat. Und jetzt soll ich genau das doch tun? Das ist doch absurd!“ Unverständnis, Wut, Enttäuschung: Im Rahmen seiner „Spaziergang“-Sprechstunde an der Rostocker Straße bekam Kracht deutlich zu spüren, was die Anwohner der Rostocker Straße vom plötzlich angekündigten Parkverbot in ihrer Straße halten.
Als Mitte Februar plötzlich Zettel an den Autoscheiben hingen, die die Besitzer aufforderten, künftig woanders zu parken, war die Aufregung groß. „Wir wohnen seit 30 Jahren hier und bisher haben hier immer alle auf der Straße geparkt“, sagt eine Anwohnerin. Doch die Stadt argumentiert dagegen: Generell sei das Parken auf der Straße nicht erlaubt, zudem käme der Rettungsdienst im Notfall nicht durch die ohnehin schon enge Straße, wenn dort auch noch Autos stünden. „Da ist doch Unsinn“, empörte sich am Mittwoch ein Anwohner, „in den 45 Jahren, die ich hier wohne, hat es nicht einmal Probleme mit der Feuerwehr gegeben. Auch die Müllabfuhr kommt hier durch.“
Es ist vor allem die Art und Weise, wie ihre Straße plötzlich offiziell zur Parkverbotszone erklärt wurde, die die Anwohner aufregt. „Auf einmal waren diese Knöllchen an den Autos, ohne dass irgendwer mal mit uns gesprochen hat oder hier vor Ort war“, ärgert sich eine junge Frau, „das macht man nicht einfach so; man kann doch miteinander reden.“
Genau das tun die Anwohner an diesem Mittwoch: Ortsvorsteher Peter Kracht hat einen Zollstock mitgebracht und will die Straße ausmessen. „3,05 Meter müssen neben einem parkenden Auto auf der Straße frei bleiben“, weiß er und eine Anwohnerin bestätigt: „Ja, das habe ich auch in Erfahrung gebracht. Und auf dem Gehweg am besten 1,10 Meter, damit Kinderwagen und Rollstühle gut vorbeikommen.“

Ausreichend Platz auf dem Gehweg für Kinderwagen und Rollstühle und auf der Fahrbahn für Autos – ob das an der Rostocker Straße erfüllt ist, wenn dort Autos auf der Straße parken, testete Peter Kracht am Mittwoch. © Anna Gemünd
Krachts Messung neben einem parkenden Auto ergibt: 3,05 Meter bleiben exakt übrig, wenn man die Regenrinne, die die Straße entwässert, mit zur Fahrbahn zählt. „Das müssen wir klären, ob die Abwasserrinne zur Straße zählt oder nicht.“ Die Anwohner haben unterdessen einen eigenen Vorschlag: „Wenn wir den Gehweg mit einem weißen Streifen so markieren, dass dort Autos teilweise auf der Straße, teilweise auf dem Gehweg stehen, dann ist das doch die einfachste und bestimmt auch günstigste Lösung.“

Autos parken auf der Massener Straße am Fahrbahnrand: Ein gewohntes Bild seit vielen Jahrzehnten. Doch jetzt hat die Stadt angekündigt, das offiziell geltende Parkverbot durchzusetzen und hat erste Ermahnungen verteilt. © Anna Gemünd
Parkraum auf dem eigenen Grundstück schaffen – dieser Alternativvorschlag der Stadtverwaltung löst bei den Anwohnern ungläubiges Lachen aus. „Da will die Stadt gegen Schottergärten vorgehen und schlägt im selben Atemzug vor, dass wir unsere Vorgärten versiegeln, damit dort geparkt werden kann?“, empört sich eine Anwohnerin.
Natürlich sei es ein Problem, dass mittlerweile jeder Haushalt meistens mehr als ein Auto habe. Aber deswegen das Parken auf der Straße komplett verbieten? Das bringe ganz andere Probleme mit sich, merkt ein älterer Herr an: „Ich bin auf einen Pflegedienst angewiesen. Die parken hier natürlich auf der Straße, wenn sie zu mir kommen. Wenn die hören, dass es hier Knöllchen gibt, was dann? Kommen die dann noch zu mir? Die können es sich zeitlich doch gar nicht erlauben, viel weiter weg zu parken.“
In der nächsten Woche gibt es einen Ortstermin mit dem Ordnungsamt – mit viel Gelegenheit zum Reden.
Sauerländerin, Jahrgang 1986. Dorfkind. Liebt tolle Geschichten, spannende Menschen und Großbritannien. Am liebsten draußen unterwegs und nah am Geschehen.
