Über eine Strecke von 3,2 Kilometern sollten Radfahrer auf der Fahrt durch Unna Vorfahrt vor Autofahrern bekommen. Von den Schulen und Berufskollegs in Königsborn bis in die Wohngebiete des nördlichen Niedermassen sollte eine durchgehende Fahrradstraße die wichtigste Ost-West-Verbindung für den Radverkehr bilden. Die Achse aus Parkstraße, Afferder Weg und Königsborner Straße wäre damit die längste ausgewiesene Fahrradstraße in der Region geworden.
Dann allerdings folgten eine kurze und heftige Kontroverse, Gutachterarbeiten und Ortstermine, aber eben keine Ergebnisse. Über zwei Jahre nach der Vorstellung der Ursprungsidee, die noch der damalige Beigeordnete Jens Toschläger vertreten hat, kehrt das Thema nun endlich auf die politische Agenda zurück.
Fahrradstraße nur noch auf 470 Metern
Am Dienstag, 3. Dezember, soll der Ausschuss für Feuerschutz, Sicherheit und Ordnung eine erste Entscheidung zur „West-Ost-Fahrradachse zwischen Massen und Königsborn“ treffen. Kritiker sprechen allenfalls von einer Minimallösung – wenn überhaupt.
Die Ausweisung einer Fahrradstraße schlägt die Stadtverwaltung nun lediglich für einen Abschnitt des Afferder Weges vor, der von der Einmündung der Kornstraße bis zum Anschluss an die Königsborner Straße reicht. Die bereits vorhandene Fahrradstraße dort würde um lediglich 470 Meter verlängert.

Andere Streckenabschnitte sollen in späteren Beschlüssen behandelt werden, heißt es im Vorschlag aus dem Rathaus zwar, doch ein Ausblick darauf lässt annehmen, dass die Idee einer durchgehenden XL-Fahrradstraße von Königsborn nach Massen in der Stadtverwaltung inzwischen keine Unterstützung mehr erfährt.
Für das Ost-Ende des Afferder Weges zwischen Kornstraße und Friedrich-Ebert-Straße schlägt die Verwaltung eher einen Angebotsstreifen für Radfahrer oder eine Aufweitung der Bürgersteige für einen kombinierten Geh- und Radweg vor.
Für die Parkstraße wird sie noch deutlicher: „Keine Fahrradstraße einrichten“, heißt es in einem Papier aus dem Rathaus ausdrücklich.
ADFC bewertet Beschlussvorschlag als „mangelhaft“
Der ADFC-Ortsgruppensprecher Carsten Hellmann bewertet den aktuellen Vorschlag als „mangelhaft“. Gerade auf den 200 Metern zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Kornstraße sehe der ADFC eine besondere Notwendigkeit, die Sicherheit des Radverkehrs zu verbessern. Dafür seien vermeintliche „Schutzstreifen“ und kombinierte Geh- und Radwege für sich genommen schlecht geeignet. Was dem Fahrradclub auch missfällt, sei der Wechsel verschiedener Wegeeinstufungen auf der Strecke, die auch zu den wichtigen Schulwegen in Unna zähle.

Für die Frage, wie auf dieser Achse der Autoverkehr verringert werden kann, liefere die Stadt gar keine Antwort, kritisiert Hellmann überdies. Es sei sinnvoll, den Autoverkehr stärker auf die nahe Parallelachse der Hansastraße zu verlagern. Der ADFC-Sprecher erinnert dabei auch an einen Vorschlag, den Afferder Weg für Autofahrer mit einer Einbahnstraßenregelung zu versehen, um Begegnungsverkehr zu unterbinden. Das aktuelle Papier aus dem Rathaus lasse nicht erkennen, ob dieses Thema von der Stadt untersucht worden ist.
Auch für die SPD „kein großer Wurf“
Enttäuschung drückt auch SPD-Fraktionschef Sebastian Laaser aus. Eine Fahrradstraßenausweisung zwischen Kornstraße und Königsborner Straße sei schon seit vielen Jahren unstrittig. „Diese Lösung hätten wir vor zwei Jahren schon umsetzen können“, so Laaser. „Was jetzt vorgelegt wird, ist inhaltlich kein großer Wurf. Und man fragt sich auch, warum das Ganze eigentlich so lange gedauert hat.“