„Dringender Gesprächsbedarf“ Konzept der Stadt Unna für neue Fahrradachse fällt durch

„Viele Fragen“: Kritik an Konzept für Ost-West-Fahrradachse
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„Zum Scheitern verurteilt“: Das städtische Konzept für eine „Fahrradachse“, die Massen und Königsborn verbindet, stößt auf deutliche Kritik. Der ADFC lehnt es ab, die Politik sieht sich nicht in der Lage, darüber abzustimmen: Zu viele Fragen seien offen.

Konzept für Fahrradachse

Die Stadt Unna hat gemeinsam mit einem Ingenieurbüro einen Plan entwickelt, wie der Radverkehr zwischen der Mittelstraße in Massen und der Hammer Straße im südlichen Königsborn gefördert und sicherer gemacht werden soll. Sehr kurz zusammengefasst: Neue Fahrradstraßen sollen auf dem westlichen Afferder Weg und auf der Königsborner Straße in Massen ausgewiesen werden.

Im Osten hingegen sei der Autoverkehr zu stark, um reguläre zu Fahrradstraßen umzuwandeln. Für den Afferder Weg zwischen Friedrich-Ebert- und Kornstraße schlagen die Planer vor, den nördlichen Geh- und Radweg aufzuweiten. Parkplätze am südlichen Straßenrand sollen entfallen und ein Radfahrer-Schutzstreifen soll eingerichtet werden. Auf der östlichen Parkstraße sind Schutzmarkierungen für den Radverkehr geplant.

Autos befahren den Afferder Weg in Unna.
Der Afferder Weg zwischen Kornstraße und Friedrich-Ebert-Straße wird nicht zu einer Fahrradstraße, wenn es nach der Stadtverwaltung geht. © Udo Hennes

Die erste öffentliche Beratung sollte an diesem Dienstag (4.6.) im Ausschuss für Feuerschutz, Sicherheit und Ordnung (FSO) erfolgen. Doch dazu kam es nicht. „Wir haben sehr viele Fragen und kritische Anmerkungen“, erklärte Karl Dittrich, Fraktionssprecher von Bündnis 90/Die Grünen. Der Ausschuss folgte seiner Bitte, den Punkt wegen Beratungsbedarfs zu verschieben. Dittrich ließ eine grundlegende Unzufriedenheit mit dem erkennen, was unter Federführung des Beigeordneten Markus von der Heide zu Papier gebracht worden ist. Es müssten „dringend noch Gespräche“ geführt werden. „Wir sind nicht glücklich mit der Vorlage“, so Dittrich. Vieles von dem, was der Rat 2022 beschlossen habe, finde sich in dem Konzept nicht wieder.

Man habe es sich nicht leicht gemacht, erklärte von der Heide. „Wir sahen uns in der Pflicht, als Verwaltung einen Vorschlag zu machen.“

Inhaltlich kritisiert der Fahrradclub ADFC das Konzept im Detail. Die vorgeschlagene Lösung sei „zum Scheitern verurteilt“, erklären die Unnaer Sprecher Tanja Bork und Carsten Hellmann. Mit dem Entwurf bleibe die Stadt hinter ihren selbst gesteckten Ansprüchen zurück.

Die Verwaltung versuche, den Geh- und Radverkehr auf den Seitenrand der Straße zu verdrängen und zu vermischen, „damit der weiterhin hohe Anteil an Kfz-Verkehr freie Bahn hat“. In der Folge müssten sich Radfahrer und Fußgänger jeweils aus zwei Richtungen auf kleinster Fläche begegnen.

ADFC: Geh- und Radweg falsch

Die ADFC-Sprecher sehen in der Planung einen „absoluten Widerspruch zum aktuell in der Diskussion befindlichen Masterplan Mobilität“. Die Strecke zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Bahnhof Massen sei laut dem in Unna beschlossenen „Zielnetz 2025“ eine Hauptverbindung für den Radverkehr. Und auf solch wichtigen Radwegeverbindungen sollen gemeinsame Geh- und Radwege nicht eingerichtet werden. Dies gelte auch nach dem Richtlinienwerk ERA (Empfehlungen für Radverkehrsanlagen), so die ADFCler. Auch die dichte Folge von angrenzenden Häusern sowie die zahlreichen untergeordneten Knotenpunkts- und Grundstückszufahrten seien Ausschlusskriterien für einen gemeinsamen Geh- und Radweg.

Auf der Königsborner Straße in Massen weisen solche Piktogramme auf den Schulweg hin.
Auf der Königsborner Straße in Massen weisen solche Piktogramme auf den Schulweg hin. Die Straße soll zu einer Fahrradstraße umgewandelt werden. © Hennes

Klare Verbindungen, kein „Durchgewurschtel“

Ernsthafte Maßnahmen zur wirksamen Reduktion des motorisierten Verkehrs im Planungsgebiet würden nicht erwogen, und dies sei unverständlich, so der ADFC. Anders als die Verwaltung ist der ADFC der Ansicht, dass es für Autos alternative Strecken gebe. Mit Hansa- und Friedrich-Ebert-Straße stünden leistungsfähige Hauptstraßen zur Verfügung.

Für den Radverkehr nötig seien durchgehende, klar erkennbare Verbindungen statt engem „Durchgewurschtel“, resümiert der ADFC. Er mahnt eine Überarbeitung des vorgelegten Entwurfs an. So sei dieser „keine Option“. Zudem ist man beim Fahrradclub enttäuscht: Der ADFC hatte eine Stellungnahme zum Konzept abgegeben. Diese habe die Verwaltung aber lediglich zur Kenntnis genommen. Sie gehe in ihrer Beschlussvorlage nicht darauf ein.

Zusammenstoß auf dem Afferder Weg: Bei einem Unfall in Unna werden vier Menschen verletzt

Schilderposse, nächster Teil: Das kuriose Hin-und-her am Afferder Weg in Unna