
So soll das neue Gebäude an der Ecke Viktoriastraße/Hammer Straße in Unna aussehen. Der H-förmige Bürokomplex soll unter anderem auch hohe Ökostandards erfüllen – von einer Energetik auf KfW-40-Niveau bis zu Fledermausquartieren und insektenfreundlicher Außenbeleuchtung. © Viktoria-Grundstücks GmbH & Co. KG
23 Jahre Stillstand vorbei: Auf „Victoria“ soll endlich gebaut werden
Stadtentwicklung
Auf der früheren „Victoria“-Fläche im Norden der Unnaer Innenstadt passiert etwas. Nach Jahrzehnten des Stillstands kündigt das Büro von Investor Johannes-Peter Schnitger einen ersten Neubau an.
Es sollte eines der größten Bauvorhaben in der Innenstadt werden, entwickelte sich aber zu einer der hartnäckigsten Brachen: „Victoria“, die römische Göttin des Sieges, steht in Unna eher für Scheitern und Stillstand. Bald allerdings soll man sagen können: Sie stand. Denn 23 Jahre nach der Feier zum Abrissbeginn in der vormaligen Drahtzieherei Westebbe & Weispfennig steht tatsächlich ein Neubau auf der Fläche in Aussicht.
Die Viktoria-Grundstücks GmbH Co. KG bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion den Abschluss eines Mietvertrages mit einem künftigen Nutzer an diesem Freitag (30. September). Schon in der nächsten Woche will die Gesellschaft von Investor Johannes-Peter Schnitger das Unternehmen auswählen, das mit einer Altlastensanierung den Baugrund bereitet. Sobald der Bauantrag genehmigt ist, könnte der Neubau innerhalb von 22 Monaten verwirklicht werden, kündigt Projektentwicklerin Karin Rose im Gespräch mit unserer Zeitung an.
Als Nutzer präsentiert die Viktoria-Gesellschaft nun das Jobcenter im Kreis Unna. Die Einrichtung stellt seit geraumer Zeit eine gewisse Platznot in den derzeitigen Räumen am alten Busbahnhof fest. Sie war zwischenzeitlich als Ankermieter für ein weiteres Bürogebäude auf der Tiefgarage der WBU im Gespräch. Doch als die Tochtergesellschaft der Stadt ihr Neubauvorhaben verwarf, schrieb das Jobcenter eine Mietanfrage aus. Und Schnitgers Firma bekam den Zuschlag.
Jobcenter löst im Victoria-Projekt den Urlaubsguru ab
Das Jobcenter tritt damit in ein Projekt ein, das zunächst für den Reisevermittler „Urlaubsguru“ gestartet worden war. Im Winkel von Viktoria- und Hammer Straße soll nun ein fünfgeschossiges Bürogebäude mit einer Nettogrundfläche von 5700 Quadratmetern entstehen.
Es soll ein Gebäude werden, das nicht nur die Nutzeransprüche des Jobcenters bedient, sondern auch hohe ökologische Standards setzt. Der Baukörper selbst soll den Energiestandard KfW40 einhalten. Aber auch Dachbegrünung und Fotovoltaik-Anlagen sind vorgesehen. In Beeten werde auf eine Bepflanzung mit heimischen Sträuchern geachtet. Die Fassade soll Fledermausquartiere erhalten, die Außenbeleuchtung werde mit einer insektenfreundlichen Technik hergestellt.
Die Entwicklungsgesellschaft stellt den Bau dieses Bürogebäudes in einen Zusammenhang mit der 56.000 Quadratmeter großen Restfläche, die nach dem Abbruch von Westebbe & Weispfennig sowie der Pflugfabrik Hildebrand & Co. zur Überplanung zur Verfügung steht. Dort soll ein gemischtes „Stadtquartier“ mit 260 Wohnungen sowie Platz für Dienstleister und Gewerbe entstehen. Auch für diese Fläche hat die Viktoria-Grundstücks GmbH & Co. KG bereits Pläne mit modernen Ansätzen für Energetik, Stadtklima und Mobilität vorgestellt. Allerdings befinden sie sich noch in einem früheren Stadium als die „Ecke“ für das Jobcenter.

Lang ist‘s her: Am 7. August 1999 feierte Johannes-Peter Schnitger zusammen mit den Spitzen aus Stadtverwaltung und Politik in Unna symbolträchtig den Beginn der Abrissarbeiten auf dem Gelände der alten Drahtzieherei Westebbe & Weispfennig. Doch zum Bau der Victoria-Passagen kam es nicht. Über viele Jahre hinweg waren keine Entwicklungen möglich. © Grzelak
1997 hatte die damalige „City-Gewerbepark GmbH“ die Stadt mit Plänen für den Bau eines Einkaufszentrums auf der Industriebrache nördlich der Bahnlinie aufgesucht. In Verwaltung und Politik stieß die „Victoria-Passage“ zunächst auf Begeisterung. Dann allerdings kam Kritik von den Unnaer Innenstadthändlern. Sie verwiesen auf das Beispiel des Allee-Centers, das in Hamm im Grunde den Tod der Innenstadt ausgelöst hatte. Die Stimmung drehte sich, Victoria war trotz einiger Ansätze für Konzeptänderungen nicht mehr zu retten. Zwischen Investor Schnitger und der Stadt kam es zu einem lang anhaltenden Zerwürfnis. Inzwischen ist dies bereinigt. Die Zusammenarbeit läuft – und zeigt nun bald erste Ergebnisse.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
