Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich meinen ersten Leserbrief schreibe oder nicht. Aber in diesem Fall möchte ich doch meinen Unmut zum Ausdruck bringen.
Für mich erschließt sich der Sinn nicht, warum in den Abend- Nacht- und frühen Morgenstunden keine Fahrradfahrer mehr durch die Fußgängerzone fahren dürfen. Ich fahre mehrmals in der Woche mit meinem „Biobike“ diesen Weg zu eben diesen Zeiten. Und ich kann nur sagen, dass kaum Passantinnen und Passanten durch die Fußgängerzone laufen.
Kein Argument für 24/7-Verbot
In der Presse konnte ich kein Argument lesen, das dafür sprach, das Verbot auch außerhalb der Öffnungszeiten der Geschäfte auszuweiten. Alles bezog sich auf die Kundinnen und Kunden, die einkaufen oder in Cafés gehen. Das Fahrverbot während der Geschäftszeiten kann ich gut nachvollziehen und macht zum Schutz der Passantinnen und Passanten Sinn. Aber ein 24/7-Fahrverbot ergibt für mich keinen Sinn.
Gefahren am Radring
Der Verweis auf den neuen Radring ist schön und gut. Er führt in der „fahrradfreundlichen Stadt“, aber nicht zu mehr Sicherheit für die Radfahrer. Wenn man z.B. aus der Gürtelstraße Richtung Flügelstraße fährt, kommen von links Autos, die die Fahrradfahrer spät sehen. Viele Autofahrer halten sich dort auch nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Oder die Ecke Flügelstraße/Hertingerstraße, wo Radfahrer entgegen dem Autoverkehr fahren, ist ein Gefahrenpunkt. Oder des nachts durch den dunklen Stadtpark zu fahren, erhöht ebenfalls nicht die Sicherheit.
Mich würde in den nächsten Jahren die Unfallstatistik mit Radfahrern am Radring interessieren. Meine Vermutung ist, dass es auch dort zu Unfällen kommen wird. Will man dann die Autos aus diesen Straßen verbannen?
Umständliche Umwege
Ein weiteres Problem für Fahrradfahrer, die die Thematik mit dem neuen Radring indirekt auch betrifft, ist, dass Fahrradfahrer Umwege in Kauf nehmen müssen. Wenn man z.B. aus der Fahrradstraße Bornekampstraße zum Rewe am Ostring möchte, gibt es keine direkte fahrradfreundliche Verbindung. Der Weg über die Eselsbrücke und Kletterpoth ist ein sehr umständlicher Umweg. Das Straßenschild „Fahrrad frei“, das den lückenlosen Übergang von der Fahrradstraße auf den Fußgängerweg am Verkehrsring gewährleistete, wurde nach einem Unfall, der vor Jahren dort stattfand, nie wieder aufgestellt.
Hoffnung: mehr Rücksichtnahme
Ich würde mir wünschen, wenn man sich andere Städte wie z.B. Soest zum Vorbild nimmt. Dort können Fahrradfahrer deutlich sicherer durch die Stadt fahren, durch die Fußgängerzone übrigens von 18.30 Uhr bis 10 Uhr.
Dass ein paar wenige rücksichtslose Radfahrer die friedliche Koexistenz mit Fußgängern erschweren, enttäuscht mich zudem. Womöglich ist die Problematik in den letzten Jahren wegen der schnelleren E-Bikes aufgekommen. Die Hoffnung bleibt, dass die Menschen mehr Rücksicht aufeinander nehmen und es am Ende für die Verkehrswende doch noch fahrradfreundlichere Lösungen gibt.
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Fahrradverbot in Unna: Ab jetzt gelten neue Regeln für die (fast komplette) Fußgängerzone