Die anfänglichen Hemmungen sind offenbar gefallen: Auf der neuen Eisenbahnbrücke über die A1 in Unna prangen immer mehr Farbschmierereien. Selbst ernannte Graffitikünstler haben das nagelneue Bauwerk für sich entdeckt. Die Sprayer kommen mutmaßlich im Schutz der Dunkelheit, um mit der Sprühdose ihre Handschrift auf den Stahlträgern zu hinterlassen.
Die illegale Kleckserei auf Bahn-Eigentum passt anscheinend in einen Trend. Die Polizei registriert mehr angezeigte Fälle von Sachbeschädigung in Unna. Genau 500 Taten wurden im Jahr 2024 der Polizei gemeldet, wie aus der neuen Kriminalstatistik hervorgeht. Das sind 70 Fälle oder 16 Prozent mehr als im Vorjahr 2023, als die Polizei 430 Anzeigen aufnahm. Zum Vergleich: 458 Fälle wurden im Jahr 2022 registriert.
Wenn eine fremde Sache beschädigt, zerstört oder im Erscheinungsbild verändert wird, spricht die Polizei von Sachbeschädigung im juristischen Sinn. Auch das unerlaubte Bemalen oder Besprühen fremder Sachen ist strafbar, seit der Bundestag 2005 eine Strafbarkeitslücke schloss. Vorher musste die Funktion oder Substanz der Sache verletzt sein, um den Tatbestand zu erfüllen.
Sprayer riskieren mit dem Besprühen der im Dezember freigegebenen Eisenbahnbrücke nicht nur eine Strafe wegen Sachbeschädigung, sondern auch wegen des verbotenen Betretens von Bahnanlagen.
