Kurpark-Pflege in Unna auf ein Minimum zurückgefahren Behinderte Menschen sollen einspringen

Behinderte Menschen sollen bei der Kurpark-Pflege einspringen
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Der Herbst ist für die Pflege des Kurparks in Königsborn eine wichtige Zeit. Es müssen neue Bäume, Sträucher und Hecken gepflanzt und alte zurückgeschnitten werden. Außerdem müssen die Teiche gepflegt werden. Dafür bedarf es Personal – Personal, das es nicht mehr gibt. Deswegen musste die Stadt die Pflege des Kurparks nun auf ein Minimum zurückfahren. Aber: Es gibt einen Lösungsvorschlag.

Neues Pflege- und Gestaltungskonzept für den Kurpark

Der Kurpark war im Frühsommer in den Blickpunkt gerückt: Kurpark-Kümmerer Michael Witthüser und Andreas Siebeck vom Umweltamt der Stadt haben ein neues Pflege- und Gestaltungskonzept entwickelt. Nachdem der Park lange im „Dornröschenschlaf“ lag, sollte er nicht nur gesund und sicher gehalten werden, sondern auch hübsch.

Eine Blühwiese an der Naturbühne, besser sichtbare Teiche und einen aufgewerteten Eingangsbereich Friedrichsborn mit Solitär-Blühsträuchern oder bodendeckenden Rosen – es gab viele Pläne.

Auch das steht im Pflegekonzept: Die Blickachse vom Weg zwischen Luisenstraße und Platanenallee auf die nördlich des Teichs stehende Sumpfzypresse (vorne) mit ihren imposanten Luftwurzeln soll freigehalten werden. Sie ist eines der pflanzlichen Highlights im Kurpark.
Auch das steht im Pflegekonzept: Die Blickachse vom Weg zwischen Luisenstraße und Platanenallee auf die nördlich des Teichs stehende Sumpfzypresse (vorne) mit ihren imposanten Luftwurzeln soll freigehalten werden. Sie ist eines der pflanzlichen Highlights im Kurpark. © Claudia Lohmann (Archiv)

Doch das „Hübsch machen“ muss die Stadt ab sofort hintenanstellen. „Die Pflege des Kurparks musste auf ein Minimum mit Schwerpunkt Verkehrssicherungspflicht zurückgefahren werden“, teilt die Verwaltung mit.

Zum einen hatten Natur- und Umweltschutzverbände die vermehrte Pflege des Kurparks kritisch hinterfragt, weil Mitarbeiter zulasten der Pflege und Betreuung geschützter Landschaftsteile eingesetzt wurden. Zum anderen wurde der Stadt mitgeteilt, dass bei zwei Kräften aus der Werkstatt im Kreis Unna die Teilnahme durch das Jobcenter nicht verlängert worden ist. Damit stehen für die Pflege des Kurparks seit dem 2. November nur noch zwei der vier Mitarbeiter zur Verfügung.

Bund kürzt Jobcentern das Geld

Die Werkstatt bietet beispielsweise Langzeitarbeitslosen oder Jugendlichen ohne Schul- und Berufsabschluss bei verschiedenen Beschäftigungsprojekten die Möglichkeit Fuß in der Arbeitswelt zu fassen. Dazu zählt auch die Pflege des Kurparks.

Doch der Bund will im Jahr 2024 700 Millionen Euro bei den Jobcentern einsparen. Das hatte Werkstatt-Chef Herbert Dörmann kürzlich scharf kritisiert. Damit müsse das Jobcenter massiv in die Arbeitsförderung eingreifen. Arbeitsgelegenheiten wie die sogenannten Ein-Euro-Jobs oder im Teilhabe-Chancengesetz müssten drastisch gekürzt werden. Das bekommt jetzt schon die Stadt zu spüren.

Herbert Dörmann ist Chef der Werkstatt im Kreis Unna. Er kritisiert die Kürzungen des Bundes für die Jobcenter.
Herbert Dörmann ist Chef der Werkstatt im Kreis Unna. Er kritisiert die Kürzungen des Bundes für die Jobcenter. © Marcel Drawe (Archiv)

Damit der Aufschwung des Kurparks anhält, will die Verwaltung ein inklusives Beschäftigungsprojekt initiieren. Statt Langzeitarbeitslosen sollen künftig fünf behinderte Menschen der Hellweg-Werkstätten aus Kamen eingesetzt werden.

„In Einzelfällen waren bereits Praktikanten der Hellweg-Werkstätten in Kamen im Projekt beschäftigt und haben einen sehr guten Eindruck hinsichtlich ihrer Motivation und Einsatzfähigkeit hinterlassen“, heißt es dazu von der Stadt. So sei nicht nur die gewünschte verbesserte Pflege und Weiterentwicklung des Parks sichergestellt, sondern würde es den beschäftigten Menschen auch die Möglichkeit geben, durch „sinnvolle Arbeit im öffentlichen Raum Anerkennung zu erhalten und ihr Selbstwertgefühl zu steigern“. Das Projekt soll zunächst ein Jahr lang geprobt werden, ehe über eine Fortführung entschieden wird.

Stadt spart viel Geld

Die Stadt rechnet mit Personalkosten in Höhe von rund 65.000 Euro im Jahr. Zum Vergleich: Fünf ungelernte Kräfte für die Gartenarbeit würden die Stadt jährlich rund 250.000 Euro kosten. Die Zusammenarbeit mit der Werkstatt im Kreis Unna soll darüber hinaus – soweit möglich – fortgesetzt werden.

Der Umweltausschuss hat dem Vorschlag am Dienstag (14. November) einstimmig zugestimmt. Die endgültige Entscheidung trifft der Rat (Donnerstag, 7. Dezember, ab 16 Uhr im Rathaus).

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