Nicole Sivakumaran und Lars Volmerg vom Dortmunder Verein „Die Urbanisten“ bauten am Montag auf der Massener Straße ein Objekt auf, das die Menschen in Unna zur Auseinandersetzung damit einlädt.

Nicole Sivakumaran und Lars Volmerg vom Dortmunder Verein „Die Urbanisten“ bauten am Montag auf der Massener Straße ein Objekt auf, das die Menschen in Unna zur Auseinandersetzung damit einlädt. © Udo Hennes

Massener Straße: Kunst zum Hinsetzen und Auseinandersetzen

dzKultur

Was eigentlich Kunst ist, definieren die Menschen unterschiedlich. Für manche zählt die äußere Form, für andere der Gedanke dahinter. Ein Werk an der Massener Straße macht eine Festlegung überflüssig.

Unna

, 15.08.2022, 21:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ist es ein Dekostück für die neue Fußgängerzone? Ein Werbestand? Eine Sitzgelegenheit? Das „Ding“, das da seit Montagnachmittag an der Massener Straße steht, lässt auf all diese Fragen ein „Ja“ zu und ist doch auch noch mehr. Denn bei allem, was diese Holzkonstruktion kann, geht es auch um die Frage, was sie mit den Menschen macht. Dies lässt den Apparat auch als Kunst durchgehen. Und als Kunst ist er auch gedacht.

Die Konstruktion „spielt“ den Betrachter auf verschiedenen Wegen an. Zwei kleine Pflanzbeete sehen nett aus, und wer behutsam mit seiner Hand an den Pflanzen entlang streicht, darf auch ihren Duft einatmen. Es sind Minze, Oregano und Cola-Kraut. Wie das Werk wirken kann, zeigte sich aber auch beim Aufbau: Aus einem benachbarten Geschäft bot sich die Inhaberin an, die Beete gerne auch zwischendurch zu bewässern. Und um solche Effekte geht es.

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Die Arbeit soll Denkanstöße setzen im Themenfeld Nachhaltigkeit-Klimawandel-Ökologie. An einem „Samenspender“ lässt sich Saatgut für eine Wildkräuterwiese zapfen, die die Nutzer nach belieben verstreuen mögen, um Insekten und Vögeln Futter zu bieten. Ein Vier-gewinnt-Spiel aus Deckeln von Einmachgläsern steht für das Thema „Upcycling“, also das Weiterverwenden von Dingen, die sonst im Müll landen würden. Moderne Grafiken des Künstlers Pepe Peps zeigen Beispiele für die Rückeroberung des urbanen Raums durch die Kultur.

Das Projekt ist Unnas diesjähriger Beitrag zur Reihe „Stadtbesetzung“. Entworfen hat es der Dortmunder Verein „Die Urbanisten“ – ein Kollektiv von kreativen Köpfen, die sich damit befassen, wie städtische Steinwüsten wieder zu menschlichen Lebensräumen werden können. Die aktuelle Arbeit sei die erste im Kreis Unna, abseits der Großstadt. Man sei gespannt auf die Reaktionen.

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Vier Wochen lang wird der Apparat in der Fußgängerzone stehen, hauptsächlich an der Massener Straße. Lediglich während des Stadtfestes muss er auf den Platz der Kulturen weichen, um einem Getränkestand Raum zu geben.

Überschrieben ist diese Aktion mit dem Titel „Schmetterlingseffekt“ – angelehnt an einen bekannten Grundsatz der Chaostheorie, laut dem der Flügelschlag eines Schmetterlings am einen Ende der Welt ein Unwetter am anderen auslösen könne.

Das interaktive Kunstwerk an der Massener Straße zielt jedoch nicht auf die Katastrophe, sondern auf deren Vermeidung. Vielleicht ist die Auseinandersetzung mit dem Werk ein weiteres Korn, mit dem die Saat gelegt wird für ein umweltbewussteres Denken.

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