
Ulrich Schmitz, Schulleiter des Ernst Barlach Gymnasiums in Unna, versichert, dass Eltern beim Kauf eines digitalen Endgerätes weiter unterstützt werden. Aktuell gibt es an dem Gymnasium nicht viel Bedarf, aber mit Blick auf die Inflation und steigende Kosten könnte sich das ändern. © Udo Hennes
Kreis Unna streicht Geld für Schüler-Laptops: „Tut schon etwas weh“
Schulen im Kreis Unna
Künftig gibt es vom Kreis Unna kein Geld mehr aus dem Bildungs- und Teilhabepaket, um Laptops für Schüler zu finanzieren. Mit Blick auf die Inflation sehen Schulleiter das kritisch.
„Der Förderverein hat seine Unterstützung bereits zugesagt. Es wird sich immer eine Lösung finden“, versichert Ulrich Schmitz, Schulleiter des Ernst-Barlach-Gymnasiums in Unna. Schüler, die künftig einen eigenen Laptop brauchen und deren Eltern sich die Anschaffung finanziell nicht leisten können, sollen weiterhin unterstützt werden. Allerdings wird dafür kein Geld mehr aus dem Topf des Bildungs- und Teilhabepakets fließen.
Schulen wie das Ernst-Barlach-Gymnasium in Unna wollen aber andere Wege finden. Aktuell gibt es hier keine Notlage, aber Schmitz kann sich vorstellen, dass es für manche Eltern künftig schwieriger werden könnte, Endgeräte für ihre Kinder anzuschaffen, auch wegen der Inflation. „Dass diese Hilfe jetzt wegfällt, tut schon etwas weh.“ Sorgen müssen Eltern sich aber nicht machen, versichert er.
Das gilt auch für Familien mit Kindern an der Peter-Weiss-Gesamtschule in Unna. Schulleiterin Gabriele Sowka ist ebenfalls nicht gerade glücklich darüber, dass die Förderung nun wegfällt. Auch an ihrer Schule gibt es Klassen mit elternfinanzierten Endgeräten. Es gebe zwar Leihgeräte und bislang konnten die meisten Eltern die Geräte auch ohne Unterstützung anschaffen. „Aktuell können wir das zwar stemmen. Aber wir wissen nicht, wie viele Kinder in die neue 5 und 11 kommen, deren Eltern finanzschwach sind“, sagt sie.
Es gebe aber bereits verschiedene Ideen, wie die Schule künftig helfen kann. „Wir werden schauen, wie viele Geräte aus welchen Töpfen angeschafft werden können.“ Es gebe noch den Digitalpakt und auch der Rotary Club habe schon einmal geholfen.
Finanzierung für Laptopklassen war im Kreis Unna einzigartig
Der Kreis Unna bestätigt auf Anfrage, dass er seit dem Schuljahr 2021/2022 keine Neuanträge auf die Finanzierung digitaler Endgeräte für den Schulunterricht mehr bewilligt. Leasings, die vor dem Schuljahr 2021/2022 bewilligt worden seien, würden aber bis zum Auslaufen des Leasings weiterbewilligt.
Dass die Teilnahme an Laptopklassen über das Bildungs- und Teilhabepaket finanziert werden konnte, sei im Kreis Unna einzigartig gewesen, heißt es. Das Teilhabebudget betreffe grundsätzlich nur außerschulische Aktivitäten, also den Freizeitbereich.

Gabriele Sowka, Schulleiterin der Peter-Weiss-Gesamtschule in Unna, sieht es kritisch, dass für Ipads kein Geld mehr aus dem Bildungs- und Teilhabepaket verwendet werden kann. Sie fordert eine lückenlose digitale Ausstattung aller Schüler. © Claudia Pott
„Die vorherige Finanzierung beruhte auf der Wahlmöglichkeit der Eltern, ihre Kinder an sog. ,Laptopklassen‘ teilnehmen zu lassen. Hier wurde seinerzeit argumentiert, dass es sich um Aktivitäten zur Stärkung der Medienkompetenz handelt, welche auch Mediennutzung und Mediengestaltung (insb. das Internet) beinhalten.“ Für die Finanzierung flossen monatlich 15 Euro.
Die Pandemie hat andere Türen der Digitalisierung geöffnet
Diese Zeiten sind nun aber vorbei. Warum, erklärt der Kreis Unna mit den Veränderungen, die das Homeschooling in Zeiten der Pandemie mit sich brachte: Zum einen seien die Schulen über Bundes- und Landesmittel, den „Digitalpakt Schule“, mit Endgeräten ausgestattet worden, welche vorrangig an hilfebedürftige Schülerinnen und Schüler ausgegeben werden sollten. Zum anderen sei per Erlasslage die Übernahme von Endgeräten aus den einmaligen Bedarfen im Einzelfall ermöglicht worden.
„Gleichzeitig haben einzelne Schulen zwischenzeitlich entschieden, ganze Jahrgangsstufen mit digitalen Endgeräten auszustatten, so dass den Eltern die Wahlmöglichkeiten genommen wird, ihr Kind in eine Laptopklasse oder in eine normale Klasse einzuschulen“, heißt es aus dem Kreishaus.
Für Kosten, die in Zusammenhang mit dem Schulunterricht entstehen, wie Hefte und Stifte, sei von Gesetzeswegen der Schulbedarf vorgesehen, der direkt an die Eltern ausgezahlt werde – und auch für ein Endgerät verwendet werden kann.

Mit dem Ipad oder Laptop am Unterricht teilnehmen – das wird immer mehr zur Normalität. In einigen Schulen gibt es Laptopklassen, in denen die Kinder eigene Computer mitbringen. © picture alliance/dpa
Kurz zusammengefasst heißt das also, dass an anderer Stelle Geld fließt und durch das Vorantreiben der Digitalisierung während der Pandemie, das Geld aus dem Bildungs- und Teilhabepakt nun nur noch für die soziale und kulturelle Teilhabe eingesetzt werden soll. Das sind zum Beispiel sportliche, kulturelle oder gesellschaftliche Aktivitäten.
Sowka sieht es kritisch, dass es für die Laptopklassen nun eine finanzielle Unterstützungsmöglichkeit weniger gibt. „Ich verstehe nicht, was sinnvoller ist als Endgeräte, um eine Gleichberechtigung zu schaffen“, so die Schulleiterin, die fordert, dass lückenlos alle Kinder mit einem digitalen Endgerät ausgestattet werden. „Ich kann ein Kind nicht mehr nur mit Stift und Papier durch die Schulzeit bringen.“