Unnas Osten gewinnt durch Mobilstation Ein Armutszeugnis, dass es so lange gedauert hat

Mobilstation ein großer Gewinn, aber so etwas muss schneller gehen
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Hellweger-Anzeiger-Redakteur Thomas Raulf

Wenn ich mit der Bahn fahre, pendle ich zum Bahnhof mit dem Auto. Mit dem Fahrrad würde es nur eine Minute länger dauern. Aber während ich mein Auto in Bahnhofsnähe abschließen kann, müsste ich mein Rad an eine Straßenlaterne oder einen Bauzaun anketten – zu riskant. Autofahren, bloß weil man ein Fahrrad nicht einschließen kann: Das finde ich absurd.

An meinem Heimatbahnhof fehlt einfach eine Fahrradstation, ich blicke neidisch nach Lünern. Die neue Mobilstation bringt viele Menschen einen entscheidenden Schritt weiter. Das hat die Stadt Unna gut gemacht.

Pendler haben jetzt alle Möglichkeiten

Viele Menschen wollen aus unterschiedlichen Gründen nicht mit dem Auto zur Arbeit fahren. Was sie brauchen, sind nicht nur verlässliche Züge oder Busse. Sie brauchen auch praktische Stationen. In Lünern ist die Grundidee nun perfekt umgesetzt. Bahnpendler, die den Bahnhof mit dem Auto ansteuern wollen oder müssen, können dort endlich störungsfrei parken.

Und inzwischen können ÖPNV-Nutzer auch ihr Rad so abstellen, dass es vor Wetter, Diebstahl und Vandalismus bestmöglich geschützt ist. Wer aus einem der Ostdörfer per Zug in die Stadt, Richtung Soest oder Dortmund fahren möchte, hat also alle Möglichkeiten – wenn die Züge fahren, versteht sich.

Viele Berufsjahre sind vergangen

Bitter ist, dass Pendler so lange warten mussten. Vor zwölf Jahren hatte die Initiative in Lünern begonnen, darauf hinzuarbeiten, dass das wilde, störende Parken rund um den Bahnhof endlich neu organisiert wird. Ortsvorsteher Werner Clodt hatte mehrfach erklärt, Bürgern keine Antwort mehr auf drängende Nachfragen geben zu können, wann endlich etwas passiert.

Frustration ist für Politiker nicht gut, ein Stück weit gehört es aber zu ihrem Berufsrisiko, dass Projekte sich verzögern. Und die Bürger? Zwölf Jahre Warten, das ist knapp ein Drittel eines durchschnittlichen Berufslebens. Wie viele Pendlerautos (und Elterntaxis) sind jahrelang über die B1 hin und her gefahren, obwohl parallel eine Bahnstrecke verläuft, die mancher gern genutzt hätte?

Autos parken kreuz und quer neben einem wenig einladenden Fahrradständer
Autos parken kreuz und quer neben einem wenig einladenden Fahrradständer: Diese Zeiten sind in Lünern jetzt vorbei. © HA Archiv

In Massen und Hemmerde schnell handeln

In diese lange Vorlaufzeit für Lünern fielen wechselnde Zuständigkeiten, Grundstücksverhandlungen, auch das Bemühen um Fördermittel. Trotzdem darf diese Umsetzungszeit für eine Stadt, die sich Verkehrswende und Mobilitätskonzept auf die Fahnen geschrieben hat, kein Maßstab sein. Vielmehr muss der hoffentlich große Zuspruch zur schicken und smarten Mobilstation Lünern jetzt Ansporn für Verwaltung und Politik sein: Auch in Massen und in Hemmerde wünschen sich Menschen solche Anlagen. Ein Antrag von Grünen, CDU und SPD wurde schon im Januar 2021 beschlossen. Die Stadt Unna muss auch an diesen wichtigen Bahnhöfen jetzt Nägel mit Köpfen machen.

Neuer Parkplatz am Bahnhof Lünern eröffnet: Erster Schritt zur Mobilstation