Welchen Beitrag „Hartwaren-Discounter“ wie Tedi, Woolworth, NKD und Kodi zur Attraktivität des Unnaer Innenstadthandels leisten, diese Frage scheint gar nicht so einfach zu beantworten. Kritiker führen mäßige Warenqualität und vielleicht bedenkliche Produktionsbedingungen an. Vor allem Tedi musste sich zuletzt Vorwürfe dafür anhören, hinsichtlich des äußeren Erscheinungsbildes der Filiale am Alten Markt etwas zu dick aufzutragen. Doch es gibt auch Befürworter.
Dass es einen Bedarf gebe für Anbieter aus dem Niedrigpreissegment, diese zumindest auch einen Leerstand im entsprechenden Ladenlokal vermeiden, darauf wies als prominenteste Stimme Thomas Schäfer als Geschäftsführer des hiesigen Einzelhandelsverbandes hin. Auch in „sozialen Netzwerken“ nutzen Discount-Befürworter diese Argumente.
Doch schützen die Discounter Unna wirklich vor Leerständen? Eine Bestandsaufnahme in Unnas Fußgängerzone lässt Zweifel aufkommen. Die Stadt scheint gerade ein wachsendes Leerstandsproblem zu bekommen – trotz Tedi.
Zutreffend ist das „Besser-als-ein-Leerstand“-Argument natürlich an der jeweiligen Adresse. Gerade die Neuzugänge der zurückliegenden Monate haben Ladenlokale besetzt, aus denen zuvor ein zugkräftiger Anbieter ausgezogen war. Tedi übernahm für Deichmann und NKD rückte auf. Wenige Schritte weiter unten an der Bahnhofstraße brachte Kodi schnellen Ersatz für Rossmann.
Discounter füllen in Unna viel Fläche
Dabei besetzen die Niedrigpreisketten relativ große Flächen. Woolworth ist mit Märkten an der Massener Straße und in der Mühle Bremme gleich doppelt vertreten, besetzt in Summe rund 2000 Quadratmeter. Tedi bietet sein Sortiment seit dem Umzug auf zwei Etagen an. Und auch Kodi mangelt es im früheren Rossmann-Laden nicht an Fläche.
Die Ladenhüter: Außer C&A vor allem kleinere Lokale
Die Ladenhüter im Immobilienangebot der Innenstadt sind andere: vor allem die kleineren Ladenlokale, mit dem ehemaligen C&A-Markt aber auch ein besonders großes. Bei einer Erhebung am Alten Markt, Massener Straße, Bahnhofstraße und den Seitenästen der Einkaufsmeile in der Innenstadt zählte unsere Redaktion aktuell 13 Leerstände – ein eher hoher Wert im Verhältnis zu früheren Zählungen dieser Art. Ein 14. wird der O2-Laden an der Bahnhofstraße sein, der nun seine Schließung angekündigt hat. Auf der anderen Seite zeigt sich im früheren Bubble-Tea-Laden an der Morgenstraße, dass Leerstände immer noch zeitnah wieder besetzt werden können: Das Inventar eines Friseurs im Innern lässt eine nahende Neueröffnung erahnen.

Zugleich gibt es einen „harten Kern“ aus Langzeitleerständen, mit denen die Eigentümer unterschiedlich umzugehen scheinen. Die Löwen-Apotheke zum Beispiel steht inzwischen seit Sommer 2020 leer. Zur Neuvermietung angeboten ist sie zwar, bislang aber ohne Ergebnis. Derweil dient das Schaufenster als Galerie auf Zeit: Ein paar Werke aus dem Arthaus Nowodworski geben der Auslage etwas Sehenswertes. An anderen Ladentüren hängt schlicht ein „Zu vermieten“-Aushang. Manche Ladenlokale wie das zuletzt für Jack Wolfskin genutzte an der Gesellschaftsstraße sind einfach zugeklebt.
Die Perspektiven: schwierig. Eine Maklerin, mit der unsere Redaktion sprechen konnte, weiß von weiteren Abgängen in Unna von Ketten, die nur noch die Restlaufzeit des aktuellen Mietvertrages „abhandeln“. Selbst Handelsexperte Thomas Schäfer regte schon mehrfach an, über neue Nutzungen der Immobilien abseits des Handels nachzudenken.
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