Laub auf der Fahrbahn, hier am Beispiel Hardenbergstraße, kann für Radfahrer schnell zur Rutschpartie werden. Ausweichen ist auch nicht immer möglich, wenn in engen Straßen Autos parken oder Radler überholen. © Anna Gemünd
Rutschgefahr
Illegale Müllentsorgung: Auf die Straße gekehrtes Laub gefährdet Radfahrer
Wohin mit dem Laub der Straßenbäume? Immer mehr Bürger entscheiden sich offenbar für den vermeintlich einfachsten Weg: einfach auf die Fahrbahn kehren. Doch das ist nicht nur verboten, sondern auch ziemlich gefährlich.
Fast 20 Grad zu Beginn der Woche hin und oder her: Der Herbst ist unübersehbar da, eindeutig zu erkennen an den bunten Blättern der Bäume. Dass die zu Boden fallen, gehört zum Herbst dazu - was dort dann aber mit ihnen passiert, sorgt an vielen Stellen für Ärger.
„Ich ärgere mich über die Laubhaufen, die von den Anliegern auf die Straße geschüttet oder geblasen werden. Diese stellen doch gerade in einer engen Stelle ein erhebliches Problem für Radfahrer dar. Sie können den Autos nicht mehr ausweichen und es besteht Sturzgefahr“, schreibt ein Anwohner einer Straße in Königsborn unserer Redaktion. Tatsächlich zeigt sich an vielen Stellen im Stadtgebiet ein ähnliches Bild: Die Gehwege sind akkurat gefegt, das Laub der Straßenbäume türmt sich in Häufchen auf der Fahrbahn davor. Teilweise sind die Laubhaufen so hoch, dass auf den ersten Blick klar wird: Hier hat nicht etwa ein Baum all sein Laub zufälligerweise auf einer Stelle verloren, sondern hier wurde das weit verteilte Laub vom Gehweg sorgfältig auf die Fahrbahn verschoben.
Dass dieser Baum sein ganzes Laub zufälligerweise ausschließlich - und noch dazu so ordentlich - auf der Fahrbahnseite verloren hat, mag selbst der Laie bezweifeln. Das Fegen von Straßenlaub auf die Fahrbahn ist aber tatsächlich eine Form der illegalen Müllentsorgung. © Anna Gemünd
Erlaubt ist das nicht, im Gegenteil. „Rein faktisch handelt es sich um illegale Grünmüllentsorgung, wenn ich das Laub der Straßenbäume vom Gehweg auf die Fahrbahn schiebe“, erklärt Ralf Calovini, Bereichsleiter der städtischen Grünflächen bei den Stadtbetrieben.
Es ist ein Satz, den Calovini jedes Jahr aufs Neue wiederholen kann, denn das Bild ist in jedem Herbst dasselbe: „Die Fahrbahn wird zur Laubentsorgung genutzt; Hauptsache der eigene Gehweg sieht ordentlich aus.“ Denn dass der Gehweg nicht nur „ordentlich“ aussieht, sondern vor allem sicher zu begehen ist, dafür müssen die Anlieger Sorge tragen. Die Straßenreinigungssatzung überträgt den Bürgern die Reinigungspflicht der Gehwege - und das bedeutet im Herbst insbesondere die Entfernung von Laub, das bei Regen schnell zu einem rutschigen Untergrund wird.
Laub kann kostenlos abgegeben werden
Dass die Straßenbäume durchaus mehr Laub abwerfen, als eine Biotonne oder der eigene Kompost im möglicherweise vorhandenen Garten fassen kann, ist dabei unübersehbar: Wer dieser Tage beispielsweise die Platanenallee entlang geht, „watet“ teilweise durch zentimeterhohe Blätterhaufen. Während es an einigen Stellen im Stadtgebiet, beispielsweise an der Morgenstraße und der Hertinger Straße Laubkörbe gibt, die das Laub der Straßenbäume aufnehmen, gibt es für alle anderen Bürger, die Laub von Straßenbäumen entsorgen wollen, die Möglichkeit, dieses am Servicehof an der Viktoriastraße abzugeben.
Teilweise mehrere Zentimeter hoch liegt das Laub der Platanen an der Platanenallee. Hier haben die Bäume ziemlich plötzlich viel Laub verloren, während es an anderen Stellen im Stadtgebiet eher ein Prozess über mehrere Wochen ist. © Anna Gemünd
„Diese Möglichkeit ist sogar kostenlos und gilt noch bis Dezember, also die ganze Laubzeit“, wundert sich Calovini, dass nicht mehr Menschen dieses Angebot wahrnehmen. Zumal in diesem Jahr das Laub „gut“ falle, wie der Fachmann sagt. „2020 ist von der Witterung her gut für den Laubfall; es kommt nicht alles auf einmal runter, sondern es verteilt sich jetzt schon über mehrere Wochen.“ Das erleichtert auch die Arbeit der Stadtbetriebe, die seit drei Wochen täglich mit ihren Laubsaugern an den Straßenbäumen unterwegs sind.
Anregung: Laub als Kompost nutzen
Aber auch hier machen Ralf Calovini und seine Mitarbeiter immer öfter unschöne Erfahrungen: „Man kann fast die Uhr danach stellen, dass kurz nachdem wir mit dem Laubsauger das Straßenlaub weggesaugt haben, die Leute an dieselbe Stelle ihr privates Laub aus dem Garten legen.“ Anders der Anwohner aus Königsborn, der sich über die Laubhaufen auf der Fahrbahn ärgert. Er macht einen ganz anderen Vorschlag für die „Entsorgung“ des Straßenlaubs: „Wir nutzen das aufgefegte Laub des Bürgersteiges zur Kompostierung. Einen entsprechenden Behälter haben wir im Vorgarten aufgestellt und im Sommer konnten wir darin Tomaten und Zucchini züchten. Auch die Igel und Insekten freuen sich über dieses Winterquartier.“
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