Wenn Gabriele und Heiko Liedtke mit Hund Rico durch den Bornekamp in Unna spazieren, genießen sie das Naherholungsgebiet. Aber an buchstäblich „jeder Ecke“ ärgern sie sich über Kothaufen. „Ich habe dafür überhaupt kein Verständnis“, sagt Gabriele Liedtke. Sie und ihr Mann appellieren an das Verantwortungsbewusstsein der anderen Hundebesitzer. Und den Naturschutz haben die Unnaer hinter sich.
Hundehalter appellieren an andere
Die Hinterlassenschaften von Hunden sind immer wieder ein Aufreger, wenn sie liegen bleiben. Oft machen Spaziergänger ihrem Ärger Luft, die selbst keinen Hund haben. Bei den Liedtkes ist das anders. Seit einem Jahr lebt der italienische Mischling Rico bei ihnen, wodurch sie sich intensiver als früher mit der Thematik beschäftigen. Dass Hundebesitzer Hundesteuer bezahlen müssen, lassen sie nicht als Argument dafür gelten, dass die Kommune sich darum kümmern müsse, Hundewiesen anzulegen oder die Stadt von Hundedreck zu reinigen. „Letzteres ist allein die Aufgabe der Hundebesitzer“, so Heiko Liedtke.

Tüten nutzen, ist zumutbar
Es sei überhaupt nicht aufwendig, die Hinterlassenschaften seines Hundes mit einer Tüte aufzuheben, um den Beutel im nächsten Mülleimer zu entsorgen. Tütenspender gebe es im Bornekamp zwar nur an der Hunde-Freilaufwiese. Mehr seien aber auch gar nicht notwendig, meint der Unnaer. Die Tüten selbst zu kaufen und stets dabei zu haben, sei jedem Hundebesitzer zuzumuten.
Allenfalls die Häufigkeit von öffentlichen Mülleimern halten die Liedtkes für diskutabel. Nördlich der Autobahn sind sie zahlreich im Bornekamp, südlich eher rar. Trotzdem sei es auch dort unnötig, volle Tüten in die Landschaft zu werfen, meinen die Liedtkes.
Hundebesitzer schämen sich
Wer als Hund-Mensch-Gespann im Bornekamp unterwegs ist, trifft auf zahlreiche andere. „Man macht sehr schnell viele freundliche Bekanntschaften“, bestätigt Heiko Liedtke, der kürzlich erst öffentlich auf mutmaßliche Giftköder an einem der zentralen Spazierwege hingewiesen hatte.
Aus den häufigen Begegnungen wissen seine Frau und er, dass sich wahrscheinlich die meisten ordentlich verhalten, dass aber auch manch anderer Hundehalter ähnlich verärgert ist über die häufige Unachtsamkeit beziehungsweise Ignoranz. „Wir erleben viel Fremdschämen“, sagt Heiko Liedtke.
Familienvater fühlt sich ohnmächtig
„Man hat schon ein Ohnmachtsgefühl“, sagt Dustin Tietz, der mit seiner Familie am Bornekamp wohnt. Immer wieder würden Hundehaufen unmittelbar an seinem Grundstück zurückgelassen, auch direkt auf Gehwegen. Sehr ärgerlich sei das insbesondere für Familien mit kleinen Kindern, die beim Spazierengehen weniger aufmerksam sind, wo sie hintreten. Als „eiskalt“ beschreibt Tietz das Verhalten der Verursacher. Auf Ansprachen würden diese mitunter einfach erklären, sie hätten „gerade keine Tüte dabei“.

Zahl der Hunde gestiegen
„Gefühlt“, so Tietz, gebe es immer mehr Hunde. Und wer ein paar Jahre zurückblickt, stellt fest, dass ihn sein Gefühl nicht trügt: In Unna waren zuletzt 4.651 Hunde angemeldet. Auf 100 Unnaer Einwohner kommen also knapp 8 Hunde. Die Zahl ist zwar seit dem Vorjahr um 50 Tiere zurückgegangen, zuvor aber angestiegen. Das Steueramt der Stadt Unna verzeichnete von 2004 bis 2024 einen Anstieg der Hundezahl um über 36 Prozent.
Anwohner Dustin Tietz begrüßt die Initiative der Liedtkes, das Thema öffentlich zu machen. Sie laufen auch bei Andreas Förster offene Türen ein. Das Fehlverhalten von Hundebesitzern ist ärgerlich – und es erzeugt oder verstärkt verschiedene Probleme. Darauf weist der Naturschützer hin. Förster engagiert sich im Naturschutzbund Nabu und in der Schutzgemeinschaft Bornekamp.
Hundekot belastet Boden
„Hundekot trägt zur Belastung der Böden bei“, sagt Förster. Nicht nur in Schutzgebieten, in der Landschaft insgesamt gebe es erhebliche Belastungen unter anderem durch die Landwirtschaft, aus biologischer Sicht falsche Mahd und Gartenabfälle – und eben auch durch die Hinterlassenschaften von Hunden.
Der Naturschützer berichtet von einer Untersuchung in belgischen Naturschutzgebieten, deren Ergebnisse im Magazin Geo veröffentlicht wurden und auf die hiesige Region übertragbar seien. Jeder Hund hinterlasse statistisch gesehen beim Besuch in einem Naturschutzgebiet 100 Gramm Kot und 180 Milliliter Urin. Die Forscher errechneten, dass durch Hunde jährlich 11,5 Kilogramm Stickstoff und 4,8 Kilogramm Phosphor pro Hektar in den Boden gelangen. Vergleich: Die Stickstoffmenge aus Landwirtschaft, Verkehr und Industrie liege zwischen 5 und 25 Kilogramm Phosphor pro Jahr und Hektar.
Landschaft verarmt
Viele Hundehalter, die den Kot liegen lassen, seien sich wohl nicht im Klaren, was sie damit anrichten. Durch zu viel Stickstoff und Phosphor im Boden verändere sich die Vegetation. Häufige Pflanzenarten, die nährstoffreiche Böden brauchen, wie die Große Brennnessel, Klettenlabkraut oder bestimmte Gräser würden immer häufiger; lichtliebende Arten, die magere Böden bevorzugen, würden mehr und mehr verdrängt. „Es kommt zu einer Uniformierung der Vegetation“, so Förster. „Hundekot ist eine große Gefahr für die Vielfalt unserer heimischen Flora.“
Warnung: Krankheitserreger
Naturschützer Andreas Förster weist ebenso wie Allgemeinmediziner Heiko Liedtke außerdem auf Gesundheitsgefahren durch Hundekot hin. Als Beispiele nennt Liedtke Salmonellen oder den Hundebandwurm – Gefahren für Menschen sowie Wild- und Nutztiere.
Erleichtert sich ein Hund im Gras, könne über diesen Weg zum Beispiel auch ein Parasit in diesem potenziellen Nutztierfutter zurückbleiben, der bei Rindern Fehlgeburten verursachen könne. Hundehalter seien dafür verantwortlich, das zu verhindern, in dem sie ihre Tiere von Wiesen fernhalten. Damit weist er auf ein weiteres Problem hin: dass viele Hunde frei herumlaufen. Liedtke appelliert, dass Hunde an der Leine geführt werden.
Nabu-Mann Andreas Förster bestätigt dies und kritisiert, dass Menschen, ob mit oder ohne Hund, „überall in der Landschaft unterwegs“ seien ohne beispielsweise zu fragen, wem das Grundstück gehört, das sie betreten. Dadurch würden auch brütende Vögel aufgescheucht und andere Tiere, die Junge aufziehen. Auch lange Schleppleinen könnten in vielen Fällen nicht verhindern, dass Hunde die Wege verlassen, so Förster.

Im Zweifel an die Leine
Muss ein Hund an die Leine? Im Bornekamp ist diese Frage nicht eindeutig zu beantworten. Das Landeshundegesetz schreibt eine Leinenpflicht unter anderem in öffentlichen Parks und Grünanlagen vor. Der Bornekamp zwischen der Innenstadt und der A44 werde so eingeordnet, bestätigte die Stadt Unna. Südlich davon würde die ordnungsbehördliche Verordnung der Stadt greifen. Demnach hat der Hundehalter dort sicherzustellen, „dass der Hund in seinem Einwirkungsbereich bleibt. Im Zweifel ist der Hund/die Hündin anzuleinen“, heißt es im Unnaer Ortsrecht.
Die Stadt weist zudem auf die besondere Verantwortung hin, die Hundehalter während der Brut- und Setzzeit haben. Das Bundesnaturschutzgesetz verbietet es, „wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten“. Diese für Wildtiere und ihren Nachwuchs besonders sensible Phase dauert von 1.3. bis 30.9.
Ehrenamt
- Apropos Bornekamp: Die Schutzgemeinschaft Bornekamp ist eine ehrenamtliche Initiative aus Naturschützern und Anwohnern, in der auch die Stadt Unna vertreten ist.
- Diese und zahlreiche andere Vereine und Gruppierungen präsentieren ihre Arbeit bei der Ehrenamtsbörse in Unna. Jeder, der auf der Suche nach einer bereichernden Tätigkeit mit netten Menschen ist, dürfte dort fündig werden.
- Termin: 15. Ehrenamts- und Ideenbörse im ZIB, Samstag (29.3.), 10 bis 13 Uhr. Mehr Infos: www.ehrenamt-unna.de
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 17. Februar 2025.