In Kessebüren sind die Wege kurz; das gilt auch für das Amt des Ortvorstehers. Denn dass der neue Ortsvorsteher von seiner Terrasse seinem Vorgänger quasi in die Küche gucken kann, das gibt es wohl auch nicht überall. Gerhard Heckmann und sein Nachfolger Hans-Martin Berg sind Nachbarn im besten Sinne – räumlich wie menschlich. Kein Wunder, dass „der Neue“ vor allem die gute Nachbarschaft in „seinem“ Dorf schätzt.
„Ich bin ein Dorfmensch durch und durch“, sagt Hans-Martin Berg, „ich habe auch mal in Unna und Massen gewohnt, aber das war nicht meins.“ Weggehen aus Kessebüren? Für den neuen Ortsvorsteher undenkbar. Auf dem elterlichen Hof direkt hinter der Alten Schule aufgewachsen, wohnt Berg noch heute am Loerweg. Und durch die Pläne der Kinder, sich die Scheune auf dem Hof umzubauen, wird Bergs Hof bald zu einem Mehrgenerationenwohnen. „Dann leben hier vier Generationen auf dem Hof.“
Seit dem 19. November ist Hans-Martin Berg ganz offiziell der Ortsvorsteher von Kessebüren – nachdem ihm zuvor der Mehrheit der Dorfbewohner in der Kommunalwahl das Vertrauen aussprach. „Das hat mich sehr beeindruckt und dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken“, spornt das Wahlergebnis Hans-Martin Berg an. Mit dem Gewinn des Direktmandates stand auch fest, dass die CDU Hans-Martin Berg als Ortsvorsteher für Kessebüren vorschlagen würde.
Vernetzt in den Vereinen im Dorf
Sein Vorgänger und Nachbar Gerhard Heckmann hatte Berg schon früh darauf angesprochen. „Er hat mich auch wirklich sehr gut auf diese Aufgabe vorbereitet; das ist eben gute Nachbarschaft“, findet Hans-Martin Berg.
Wobei allein die Vita von Hans-Martin Berg erahnen lässt, dass er gar nicht so viel Vorbereitung auf das Ortsvorsteheramt braucht. Er ist Mitglied im Heimatverein, in der Freiwilligen Feuerwehr und im Fußballclub in Kessebüren – bestens vernetzt also. „Das ist auch unglaublich wichtig, gerade auf den Dörfern.“
Sich aufeinander verlassen können und einander helfen – was Hans-Martin Berg am Dorfleben schätzt, hat auch sein Berufsleben geprägt: 1987 machte er sein Hobby zum Beruf und wurde hauptamtlicher Feuerwehrmann. „Ich bin mit Leib und Seele Feuerwehrmann; die Kameradschaft schätze ich sehr.“ Das hat sich auch mit seiner Pensionierung im Jahr 2019 nicht geändert: „Hier im Dorf zählt die Nachbarschaft, man hilft sich. Das war schon immer so und ist auch immer noch so“, findet Hans-Martin Berg.
Er schätzt die kurzen Wege im Dorf: Mit dem Fahrrad ist er viel unterwegs, trifft überall Menschen, die ihn seit seiner Wahl auch ganz gezielt auf Probleme ansprechen. „Eine echte Sprechstunde werde ich trotzdem anbieten, wenn es hoffentlich nach Corona bald wieder möglich ist“, kündigt Berg an; „es ist ganz wichtig, dass die Bürger wissen, was läuft.“
Brücken, Radwege, Sicherheit: Das steht auf der Liste des Ortsvorstehers
Seine Liste für die nächsten Monate ist lang: Ganz oben stehen erwartungsgemäß die Brücken. „Dass die Brücke an der Landwehr jetzt endlich kommt, ist sehr, sehr wichtig“, sagt Hans-Martin Berg, „und bei der Brücke am Loerweg habe ich Vertrauen in die Verwaltung, dass deutlich geworden ist, dass wir dafür einen gleichwertigen Ersatz brauchen. Dieser Verbindungsweg ist nicht nur für die Kessebürener wichtig: Viele Menschen kommen hierher, um spazieren zu gehen und die nutzen diese Brücke auch.“

Die Brücke über die Bahnschienen an der Kessebürener Landwehr soll 2021 neu gebaut werden. Mit einem Radweg, der vom Ortsausgang bis zur Brücke führt, würde das Gebiet für Radfahrer noch attraktiver, da ist sich Hans-Martin Berg sicher. © Anna Gemünd
Eng verknüpft zumindest mit der Landwehrbrücke ist Punkt zwei auf Bergs Liste: „Der Radweg hoch bis zur Kessebürener Landwehr ist in Planung; wenn das fertig wird und die Brücke wieder da ist, dann ist das wirklich eine runde Sache.“ Ein weiterer Radweg liegt dem passionierten Radfahrer auf dem Herzen: Vor der Eisenbahnbrücke am Ortseingang an der Fröndenberger Straße endet der Radweg abrupt; Radfahrer müssen auf die Straße wechseln. „Auf das Problem hat mein Vorgänger ja schon hingewiesen und ich halte es auch für dringend erforderlich, dass diese Gefahrenstelle entschärft wird“, sagt Hans-Martin Berg.
Nicht minder gefährlich schätzt er den Loerweg für Schulkinder ein. Auf der Straße, an der der neue Ortsvorsteher wohnt, gilt Tempo 30 – „doch das fährt hier kaum jemand“, hat Berg beobachtet. „Die Kinder laufen hier alle runter zur Bushaltestelle, da müssen die Autofahrer viel mehr Rücksicht drauf nehmen.“
In einem ersten Schritt sind bereits kleine Plastikmännchen als Hinweisgeber am Straßenrand aufgestellt worden. „Als nächstes kümmere ich mich darum, dass die Markierungen auf der Straße erneuert werden. In kleinen Schritten kann man immer etwas erreichen“, ist Berg überzeugt.

Kleine grüne Plastikmännchen erinnern Autofahrer daran, dass auf dem Loerweg viele Kinder unterwegs sind. Auf dem Loerweg gilt Tempo 30, doch Ortsvorsteher Hans-Martin Berg beobachtet täglich, dass sich nur die wenigsten Autofahrer daran halten. © Anna Gemünd
Der Breitbandausbau und erneuerbare Energien stehen auch noch auf der Liste des neuen Ortsvorstehers, doch vor allem will Hans-Martin Berg jetzt eins: „Wir müssen den Zusammenhalt nach Corona wieder herstellen, indem wir Treffpunkte schaffen.“
Die hat Kessebüren in den vergangenen Jahren verloren; jüngster Abgang war die Gaststätte „Oma Kepmann“, für die noch immer kein neuer Pächter gefunden ist. „Bis vor einigen Jahren hatten wir noch zwei Gaststätten und einen Metzger im Dorf. Das fehlt, vor allem den Älteren.“ Denn das Miteinander auf dem Dorf ist eben etwas ganz Besonderes.