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Gehbehinderte Unnaerin darf E-Mobil nicht an Tankstelle aufladen
Vorwurf
In einer Notsituation ist einer gehbehinderten Unnaerin die Hilfe verweigert worden: Als ihr E-Mobil nicht mehr weiterfährt, bittet sie in einer Tankstelle um Strom. Dort wird sie zurückgewiesen.
Marianne Vogelsang ist enttäuscht und fassungslos: Als das E-Mobil der gehbehinderten 68-Jährigen stehen bleibt, fragt sie an einer Tankstelle nach einer Steckdose, um es aufladen zu können. Dort darf sie ihr Gefährt jedoch nicht anschließen. Die Begründung: Man habe keine Steckdose mehr frei.
Dass sie in einer ausweglosen Situation keine Hilfe bekommen hat, beschäftigt die Unnaerin auch noch Tage nach dem Vorfall. „Ich kann es einfach nicht glauben, dass man links liegen gelassen wird, obwohl man als behinderter Mensch auf Hilfe angewiesen ist“, sagt Vogelsang. Konkret richtet sich ihr Vorwurf an die Star-Tankstelle an der Massener Straße: „Der dortige Umgang mit mir war das Allerletzte.“
Bis zu 30 Kilometer Reichweite
In etwa 400 Meter Entfernung von der Tankstelle bleibt das E-Mobil von Marianne Vogelsang stehen, als sie gerade mit ihrer Schwester unterwegs ist. Zuvor habe sie es ausreichend aufgeladen, normalerweise kommt Vogelsang damit bis zu 30 Kilometer weit. In letzter Zeit habe ihr Gefährt aber öfter Probleme bereitet, mehrfach war es bereits zur Inspektion. „Womöglich ist die Batterie kaputt“, sagt Vogelsang.

Das E-Mobil von Marianne Hoffmann kann an einer haushaltsüblichen Steckdose aufgeladen werden. © privat
Als sich das Fahrzeug nicht mehr vorwärts bewegt, schiebt ihre Schwester die 68-Jährige bis zur Tankstelle an – in der Hoffnung, das E-Mobil dort kurzzeitig an den Strom anschließen zu können. Aus dieser Idee wird jedoch nichts: Vor Ort erhält Vogelsang die Auskunft, dass man nicht einfach so eine Steckdose freimachen könne. „Dabei haben wir im Laden sogar eine freie Steckdose gesehen“, sagt die Unnaerin. „Man hat uns einfach so stehen lassen, bis wir wieder gegangen sind. Ich hätte sogar für den Strom bezahlt.“
Hilfe im Second-Hand-Laden „Kaufnett“
Letztlich sei eine fremde Frau der gehbehinderten Unnaerin und ihrer Schwester zur Hilfe gekommen. Gemeinsam haben diese Vogelsang bis zum Second-Hand-Laden „Kaufnett“ geschoben, wo sie ihr E-Mobil habe aufladen dürfen. Dennoch sei sie von der vorherigen Ablehnung schwer getroffen gewesen: „Ich war so traurig, ich konnte den ganzen Tag vor Enttäuschung nicht sprechen.“
Auf Nachfrage der Redaktion heißt es vonseiten der Star-Tankstelle, dass man von einem solchen Vorfall keine Kenntnis habe, den Kundenservice an sich aber sehr ernst nehme und stets hilfsbereit agiere. Etwa werde für Kunden im Rollstuhl der Tank von Mitarbeitern befüllt, damit erstere nicht mühsam aus dem Auto steigen müssten.
Von dieser Hilfsbereitschaft konnte sich Vogelsang laut eigener Angabe jedoch nicht überzeugen: „Ich bin immer noch schwer enttäuscht.“
Geboren 1992 mitten im Ruhrgebiet (Bottrop) und aufgewachsen am Rande des Münsterlandes (Dorsten), hat es sie zum Studieren nach Bielefeld verschlagen (die Stadt gibt es wirklich ;-)). Nach beruflichen Zwischenstationen in Braunschweig, Berlin und Aachen ist sie froh, wieder zurück im Pott zu sein und Geschichten für Haltern zu schreiben. Wenn sie nicht journalistisch unterwegs ist, hört sie gerne Musik, wandert im Grünen oder faulenzt mit einem guten Buch im Café.
