Mit Karte: Zwölf Bushaltestellen in Unna sollen barrierefrei werden

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Mit Karte: Zwölf Bushaltestellen in Unna sollen barrierefrei werden

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Modern oder überholt, Licht und Schatten: In Unna gibt es die ganze Bandbreite von Bushaltestellen. Rund ein Dutzend ältere Stationen sollen nun saniert werden, das Projekt braucht allerdings Zeit.

Unna

, 05.08.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Bushaltestellen sollten einladend und vor allem möglichst gut nutzbar auch für behinderte Menschen sein. In Unna gibt es Nachholbedarf. Ein Förderprojekt soll nun an einer Reihe von Stationen die Barrierefreiheit verbessern. Die Busreisenden brauchen aber Geduld. Vor 2024 wird sich kaum etwas tun.

Diesen Standard soll eine moderne Haltestelle haben

Der öffentliche Personennahverkehr soll nicht nur gesunden Menschen zur Verfügung stehen. Gerade für Menschen mit Behinderungen sind Bus und Bahn wichtige Verkehrsmittel. Also muss ein Rollstuhlfahrer auch eine Möglichkeit haben, in einen Bus hineinzukommen bzw. an seiner Haltestelle auch wieder hinaus. Die ideale Haltestelle habe ein Hochboard, das die Fahrbahn um 18 Zentimeter überragt, erläutert Volker Kahlert, Leiter des Unnaer Tiefbauamts.

Wird eine Haltestelle nun saniert, dann wird sie an dieser Stelle entsprechend angehoben. Busse können beim Halten nach rechts abgesenkt werden und stehen dann auf dem selben Niveau wie die Bordsteinkante. Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator sollen es auf diese Weise leichter haben. Zum Vergleich: Eine reguläre Bordsteinkante ist etwa zehn Zentimeter hoch. Die nun ins Auge gefassten Bushaltestellen haben teils sogar abgesenkte, also noch flachere Bordsteine.

So sollte es sein: Mit Hilfe von Rillen und Noppen können Menschen den Weg finden, die schlecht oder gar nicht sehen.

So sollte es sein: Mit Hilfe von Rillen und Noppen können Menschen den Weg finden, die schlecht oder gar nicht sehen. © Marcel Drawe

Auch Menschen mit Sehbehinderung sollen sich an Haltestellen zurechtfinden. Deswegen haben die modernen Stationen Leitstreifen und Aufmerksamkeitsfelder. Dies sind Bodenplatten mit Rillen beziehungsweise Noppen, verlegt nach einem festgelegten Schema. So soll der Weg zum Bus auch mit einem Blindenstock ertastet werden können. Zusätzlich zu den weißen Steinen werden dunkle Kontraststreifen installiert, die Personen mit eingeschränktem Sehsinn helfen.

Auch ein solider Schutz vor Wind und Wetter soll Standard sein. Wenn eine der nun überprüften Haltestellen kein Wartehäuschen mit Sitzmöglichkeiten hat, dann soll das nachgeholt werden.

Als Vorzeigeobjekt gilt im Moment die Haltestelle „Vorschulze“ an der Kamener Straße, gegenüber der Einmündung zur Colonie. Die Busstation wurde im Zuge des Kreuzungsumbaus an der neuen Zufahrt zum Gewerbegebiet neu gebaut.

Planung für zehn Haltestellen

Zehn Bushaltestellen im Stadtgebiet wurden ermittelt, um im Rahmen eines Förderprojekts barrierefrei umgebaut zu werden:

  • Salinenzentrum (Kamener Straße) Richtung Kamen und Richtung Unna
  • Rehfuß (Wilhelminenstraße) beide Richtungen
  • Frankfurter Straße, beide Richtungen
  • Ahornstraße, Richtung Kastanienhof
  • Eibenweg, Richtung Kastanienhof/Bahnhof
  • Neumarkt/Südring
  • Ostring/Hellweg-Center

„Wir haben sie gemeinsam mit dem Kreis Unna als ÖPNV-Träger ausgewählt“, sagt Kahlert. Bei der Priorisierung von Haltepunkten, die dann zu dieser Auswahl führte, habe nicht nur der bauliche Zustand eine Rolle gespielt. Auch die Ein- und Aussteigerzahlen wurden betrachtet. Haltestellen, die weniger genutzt werden, rückten in der Prioritätenliste weiter nach unten. Liegen hingegen Alten- und Pflegeheime oder Arztpraxen in der Nähe des Haltepunkts, dann erhöhte das die Chancen, in den Sanierungsplan zu kommen.

Unnas jüngste Vorzeige-Haltestelle ist an der Kamener Straße in Höhe Colonie. Die hohe Kante erlaubt niveaugleiches Hineinrollen in den Bus, ein Leitsystem am Boden erleichtert Sehbehinderten die Orientierung.

Unnas jüngste Vorzeige-Haltestelle ist an der Kamener Straße in Höhe Colonie. Die hohe Kante erlaubt niveaugleiches Hineinrollen in den Bus, ein Leitsystem am Boden erleichtert Sehbehinderten die Orientierung. © Marcel Drawe

Die Stadt Unna kommt mit diesem Projekt gesetzlichen Anforderungen nach. Das Personenbeförderungsgesetz sehe vor, dass Bushaltestellen barrierefrei sein müssen, so Kahlert. Die Umsetzung auf die Schnelle sei aber nicht möglich, auch weil die Stadt Unna für die Baumaßnahmen Fördermittel abschöpfen möchte. Zunächst sucht die Stadtverwaltung ein Ingenieurbüro, das eine Planung für den Haltestellenumbau erstellt.

Auf Grundlage des Konzepts soll im kommenden Jahr ein Förderantrag gestellt werden. Grob geschätzt würden die Umbauten insgesamt 250.000 Euro kosten, wovon das Land dann den Löwenanteil übernehmen soll. Man rechnet mit einer 75-prozentigen Förderung. Die Stadt Unna würde demnach rund 60.000 Euro bezahlen, für die Planung fallen zunächst aber auch 80.000 Euro an. Ist die Förderung bewilligt, kann die Feinplanung erfolgen, sodass die Stadt Unna mit einem Baubeginn im Jahr 2024 rechnet.

Planungen auch für Schulzentrum und Kessebüren

Unabhängig von diesem Förderprojekt gibt es weitere Bushaltestellen, für die die Stadt Unna derzeit Modernisierungspläne schmiedet. Dort, wo ohnehin Straßen und Wege umgestaltet werden, sei dies möglich, erläutert Tiefbauamtschef Kahlert. Voraussichtlich für 2022 ist eine Umbaumaßnahme an der Palaiseaustraße, am Schulzentrum Nord vorgesehen. In dem Zuge sollen zwei barrierefreie Busbuchten mitgeplant werden.

Einfacher ein- und aussteigen können Busfahrgäste demnächst auch an der Fröndenberger Straße südlich von Kessebüren. wie berichtet soll dort ein Radweg gebaut werden, die Bushaltstellen nach den aktuellen Standards gleich mit - voraussichtlich 2023.

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