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Platz für junge Familien, eine vernünftige Anbindung am Bahnhof, Lösungen für Verkehrsprobleme: Ortsvorsteher Werner Clodt verliert die Geduld. Seine Sorge: Die Dörfer werden vergessen.
Werner Clodt (CDU) ist erst seit einem Dreivierteljahr Ortsvorsteher von Lünern, Stockum und Westhemmerde, doch ihm ist bereits eine gehörige Portion Frustration anzumerken. Es mag daran liegen, dass er in Jahrzehnten als Landwirt und einige Jahre als Ratsherr ein Freund pragmatischer Lösungsansätze war. „Machen“ - das scheint an einigen Stellen aber nun nicht umsetzbar. „Es kann doch nicht sein, dass wir als Dörfler nicht beachtet werden“, schimpft der Politiker.
Ein besonderer Dorn im Auge ist ihm der Bahnhof Lünern. Sieben Jahre liege sein Antrag nun im Rathaus, das Umfeld dieses für das Dorf so wichtigen Verkehrsknotenpunkts aufzuwerten.
Hauptproblem sind wild durcheinander parkende Autos. Clodt bemühte sich nicht nur ums Fordern, er engagierte sich auch dafür, dass der Inhaber eines benachbarten Grundstücks mit der Stadt einig wird. Für einen geringen fünfstelligen Betrag hätte man schon längst eine Fläche für die Autos befestigen und vernünftigen Platz für das Abstellen von Fahrrädern schaffen können, so Clodt. Stattdessen geht es nun um das Projekt „Mobilstation“ für über 200.000 Euro. Vor allem aber wird damit nicht angefangen. „Es ist frustrierend, dass dieser Schandfleck nicht endlich besser gestaltet wird“, so Clodt.
Die Umgestaltung des Bahnhofs Lünern ist ein langfristiges Projekt. Werner Clodt meint: Es dauert viel zu lange. © Archiv
Tatsächlich ist geplant, 230.000 Euro in den Umbau des Bahnhaltepunktes zu investieren, wovon die Stadt Unna 80.000 Euro selbst zahlt. Die Pressestelle im Rathaus berichtet, die Verwaltung habe 2020 den nötigen Grunderwerb abschließen können. Nun warte man auf den Förderbescheid, vorher mit Baumaßnahmen anzufangen, könne „förderschädlich“ sein. „Wir hoffen, Mitte 2022 mit dem Bauen anfangen zu können“, so Stadtsprecher Christoph Ueberfeld.
Es ist also weiter Geduld gefragt. Diese ist in Lünern allerdings strapaziert. Es müsse darum gehen, die Dörfer zu modernisieren und aufzuwerten und damit attraktiver und zukunftsfähig zu machen. „Ich mache mir große Sorgen um unsere Dörfer“, sagt der Ortsvorsteher. „Wir dürfen keine schlafende, alternde Gesellschaft werden.“ Der Zuzug junger Familien müsse unter anderem gewährleisten, dass die Schule langfristig erhalten bleibt. Diese Familien brauchten attraktive Wohnhäuser. Clodt regt maßvolle Bauerweiterungen und Lückenschließungen an, aber auch sozial geförderte Wohnbauten. Diese Mischung könne einer Überalterung entgegenwirken.
Nicht nur Werner Clodt sorgt sich wegen der Verkehrssituation in Lünern. Diese Plakataktion war Anfang dieses Jahres Ausdruck davon. © Archiv
Überlegungen für Wohnbauprojekte gibt es. Im Flächennutzungsplan seien drei Flächen für mögliche Wohnbebauung vorgesehen, so Stadtsprecher Ueberfeld: hinter der Schule, am Ruhekopf und am Lünerner Bach. In Überlegungen zu einem Baulandprogramm würden diese Flächen einbezogen.
Als „Lichtblick“ in der Dorfentwicklung nennt Clodt die Planungen für den Lünerner Dorfladen, für den dank Landesmitteln die Chancen inzwischen gut stehen. Die Verkehrslage hingegen sieht er an einigen Stellen kritisch. Besorgt ist Clodt um das noch immer nicht gelöste Problem „Vor dem Holz“: Ein Durchfahrtverbot für den Wirtschaftsweg führt dazu, dass landwirtschaftlicher Verkehr durch das Dorf fährt. „Das darf so nicht bleiben“, sagt Clodt.
Eine hohe Belastung durch Verkehr gibt es auch in Westhemmerde, wo inzwischen eine Bürgerinitiative Maßnahmen für mehr Sicherheit fordert. Clodt bestätigt, die Situation dort sei „katastrophal“. Außerdem drängt Clodt weiter auf Lösungen für die Starkregenvorsorge in Stockum: Dort ist aufgrund der Lage von Feldern, Gräben und Straßen das Risiko besonders hoch, dass bei Unwetter Schlammfluten entstehen.
Die Dörfer dürften nicht „so heruntergefahren werden, dass irgendwann die Leute sagen: ,Was soll ich da?‘“, meint der Ortsvorsteher. Vor allem von der Stadt Unna erwarte er künftig deutliche Signale. Clodt: „Sie brauchen uns und wir brauchen sie. Nur so kann es gelingen.“
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.