Zumindest für die Idee eines neuen Freibades in Massen scheint es einen ausreichenden politischen Rückhalt zu geben, das wurde bei der jüngsten Sitzung des Stadtrates deutlich. Der Rat erteilte einen Arbeitsauftrag an die Stadtverwaltung und die Wirtschaftsbetriebe Unna. Sie sollen nun ein „favorisiertes Gesamtkonzept zum Bau und Betrieb eines Bades auf dem Gelände des ehemaligen Freizeitbades“ erstellen. Und zu den Optionen, die dafür geprüft werden sollen, gehört auch die eines Freibades.
Der neue Bäderstandort soll einen Ersatz schaffen für das marode und zurzeit geschlossene Hellweg-Schwimmbad an der Realschule in Niedermassen. Aktuell arbeitet die Stadt bereits an einem Bebauungsplan für ein Sport- und Freizeitzentrum, das auf der Fläche westlich der Kleistraße entstehen könnte. Angedacht dafür sind ein öffentliches Bad, eine Mehrzweckhalle mit Eislauffläche und ein Außenbereich für Mountainbiking und Trendsportarten à la Parkour. Bis zum Frühling 2024 soll neues Baurecht geschaffen sein.
WBU beginnt, für einen Bäderneubau in Massen zu sparen
Der zusätzliche Prüfauftrag fürs Bad zielt auf die Verwirklichung eines Teilaspektes aus diesem Konzept. Stadt und WBU sollen prüfen, was genau gebaut werden kann und wer die Anlage dann betreiben soll. Zudem soll die WBU, die als Holdinggesellschaft der Stadt unter anderem auch den 76-prozentigen Anteil an den Stadtwerken Unna hält, damit beginnen, für einen Bäderbau zu sparen. Ab sofort verzichtet die Stadt auf die Gewinnabführungen ihrer Tochter.
Bürgermeister lässt Bedenken erkennen
Dass zu den Prüfoptionen für das neue Bad auch ein Außenschwimmbecken gehören soll, machten Politiker in der Ratssitzung deutlich – auch gegenüber erkennbaren Vorbehalten seitens der Verwaltung. Es solle ja auch Kommunen gegeben haben, die bei der Prüfung eines neuen Freibades doch überrascht gewesen seien angesichts der Kosten, hielt Bürgermeister Dirk Wigant (CDU) zunächst der SPD-Fraktion um Sebastian Laaser entgegen, die sich maßgeblich für eine Freibadoption in Massen ausgesprochen hatte. Für diese Andeutung allerdings erhielt Wigant auch Gegenrede von Claudia Keuchel, der Fraktionssprecherin bei den Bündnisgrünen: Auch die Grünen unterstützen die Idee, machte sie deutlich.

Wie Sebastian Laaser für die SPD ausführte, gehe es bei ihrem Vorschlag nicht um ein „Freizeitbad II, sondern eher um ein Bornekampbad II“, also eine einfache Wasserfläche für die Nutzung im Sommer zusätzlich zum neuen Hallenbad.
Der neue Bäderstandort würde in Massen an eine fast hundertjährige Tradition anknüpfen: Ein erstes Bad war in Massen in den 1920er-Jahren entstanden – quasi als Beschäftigungsprogramm in der Wirtschaftskrise sowie zum Zweck der öffentlichen Gesundheitsvorsorge. In Zeiten, in denen längst nicht jede Wohnung über vollständige Sanitäranlagen verfügte, ließ die damals noch selbstständige Gemeinde Massen 1926 in Handarbeit von arbeitslosen Bürgern ein Becken ausheben.
1982 eröffnete in Massen das Freizeitbad – ein damals herausragendes Erlebnisbad mit Solebecken und Sauna. In den Jahren nach der Jahrtausendwende allerdings schien der Zuschussbedarf der Anlage aus dem Ruder zu laufen. Im Herbst 2009 endete der Freibadbetrieb, im Februar 2010 ging auch in der Sauna der Ofen aus. Stadt und WBU stellten noch Pläne für einen verkleinernden Umbau in ein Bürgerbad auf, die aber dann ebenfalls aus Kostengründen verworfen wurden.
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