
Parkdeck und Auffahrt sind nicht unbedingt die Schokoladenseite der „Neuen Mühle“. Eine Fassadenbegrünung würde dem Objekt guttun – meint auch der Architekt. © Udo Hennes
Viel Platz für Knöterich: Unnas FDP will eine grüne Mühle Bremme
Innenstadt
Neue Bauwerke in Unnas Innenstadt lösen zuverlässig Diskussionen darüber aus, wie gut sie gelungen sind. Für die Mühle Bremme eröffnet die FDP die Debatte mit einem eher grünen Verbesserungsvorschlag.
Klare Linien, helle Flächen und eine aufgeräumte Anordnung von Fenstern, Türen und anderen Durchbrüchen im Beton: Die Handschrift des Architekten Michael Deterding ist auch am Neubau auf dem Mühle-Bremme-Gelände gut erkennbar.
Der Unnaer zählt in seiner Heimatstadt zu den prägenden Gestaltgebern seiner Zeit. Das Kaufhaus Müller, der Neubau an der Stelle des früheren Deichmann-Ladens an der Bahnhofstraße, das erste Medical Center am Krankenhaus und der gläserne Büroturm auf dem ehemaligen Busbahnhof stammen aus dem Büro Deterding. Auch Wohngebäude wie das am Wasserpark, an der Eulengasse oder das am Kino zwischen Gürtelstraße und Wallgasse prägen das Antlitz der Stadtmitte. Nun steht Deterdings bislang größtes Bauwerk in der Innenstadt vor der Fertigstellung. Und gleich gibt es einen Verbesserungsvorschlag.
Er stammt in diesem Fall von der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Unna. Die Liberalen bringen eine eher grüne Idee auf die Agenda, schlagen eine Fassadenbegrünung vor. Die Stadt möge bitte an Gebäudeeigentümer Ten Brinke herantreten und diese Idee vertreten.
Als ein Hauptargument für die Begrünung führt die FDP die Klimawirkung eines entsprechenden Bewuchses aus. Dass Grün fürs Klima besser ist als Grau, gilt inzwischen als Binsenweisheit. Es sei aber auch erwiesen, dass selbst das kleinräumige Klima im unmittelbaren Umfeld profitiert, wenn Bauwerke begrünt werden.
Grün gegen das Grau des Parkdecks
Die architektonisch wohl prägendste Seite des neuen Bauwerkes, nämlich die Front zur Fußgängerzone, stellt die FDP damit übrigens nicht infrage. Ausdrücklich schlägt sie die Begrünung vor allem für West- und Südseite des Gebäudes vor. Aus diesen Perspektiven blickt der Betrachter vor allem auf das Parkdeck und dessen Auffahrt. Dort gebe es große Betonflächen.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Diskussion über ein Gebäude aus dem Büro Michael Deterdings an den eher funktionalen Gebäudeteilen entzündet. Nach der Fertigstellung des Müller-Kaufhauses etwa monierten Kritiker eine fensterlose Betonfläche an der Schäferstraße.
Die Debatte hatte etwas durchaus Konstruktives, beteiligten sich viele Unnaer sogar mit Gestaltungsvorschlägen für ungewöhnliche Fassadenmalereien. Dabei war die Kritik am Architekten sachlich gar nicht berechtigt: Die entsprechende Wand durfte einfach keine Fenster bekommen, weil sie die Option einer Anschlussbebauung auf dem Nachbargrundstück offen lassen und dabei als Brandschutzmauer dienen soll.
Im Fall der „Neuen Mühle“ stoßen die Liberalen bei Deterding auf Aufgeschlossenheit: Er selbst habe dem Investor entsprechende Vorschläge unterbreitet, sagt er. Und vielleicht gebe ihm eine Forderung aus der Politik sogar bessere Aussichten, dies durchzubekommen.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
