Leere Ränge vor einer abgetauten Eisfläche: So wird es wohl das ganze Jahr 2020 in der Eishalle Unna aussehen. Eine schnelle Sanierung wird immer unwahrscheinlicher. © Udo Hennes
Eishalle Unna
Eishalle Unna wird 2020 nicht wieder öffnen
Die Eishalle in Unna soll im Herbst 2020 wieder eröffnen – sagt „Unna braucht Eis“. Doch daraus wird mit ziemlicher Sicherheit nichts. Das legt ein aktuelles Papier aus dem Rathaus nahe.
Als die Wirtschaftsbetriebe Unna (WBU) im November 2018 das Gutachten des Architektenbüros Weicken zum Sanierungsbedarf der Eissporthalle vorstellten, kam das für den Verein „Unna braucht Eis“ einer Hiobsbotschaft gleich: Rund 8 Millionen Euro nannte das Gutachten als Kosten für eine Komplettsanierung der über 40 Jahre alten Eishalle. Die aktuelle Vorlage 1772/20 aus dem Rathaus hat ähnliche Sprengkraft wie das Weicken-Gutachten: Sie zeigt auf vielfältige Weise, wieso die Eishalle Unna 2020 wohl definitiv geschlossen bleiben wird.
Wörtlich steht dies in dem Dokument, das mit „Sachstandsbericht Eissporthalle“ überschrieben ist und ein Tagesordnungspunkt in der Sitzung des Hauptausschusses am 27. Februar ist, natürlich nicht. Aber das, was daraus hervorgeht, könnte eindeutiger nicht sein. Allein die Vorplanungen für die Sanierung der Eishalle werden sich mindestens bis weit in den Sommer hineinziehen. Die Punkte im Einzelnen:
Die Projektplaner
Erst sollte ein Projektmanager gesucht werden, der die Sanierungsschritte koordinieren sollte. Eine Ausschreibung wurde von der Stadtverwaltung vorbereitet, kam aber nie zum Tragen. Denn plötzlich hieß der gesuchte Fachmann nicht mehr „Manager“, sondern „Planer“. Aktuell werden „ein bis zwei“ dieser Planer gesucht. Ihre Aufgaben sollen sich auf den Hochbau und die technische Gebäudeausrüstung konzentrieren, damit beispielsweise die Dachsanierung zügig angegangen werden kann.
Der Sanierungsbedarf der Eishalle ist groß. Um die Sanierung koordiniert angehen zu können, sollen ein bis zwei Projektplaner beauftragt werden. Diese werden gerade gesucht. © Udo Hennes
Sind die Planer gefunden, haben sie bis Ende Juni 2020 Zeit, eine Vorplanung vorzulegen. Erst dann – die Stadtverwaltung spricht von einem Zeitraum „ab Sommer 2020“ – werden die weiteren Leistungen beauftragt.
Ein Blick in die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure, nach der die Planer beauftragt werden, lässt erahnen, wie lange sich diese weiteren Leistungen hinziehen können: Auf die Vorplanung folgt die Entwurfsplanung, darauf die Ausführungsplanung, darauf die Vorbereitung der Vergabe, die Mitwirkung bei der Vergabe und erst dann die tatsächliche Bauüberwachung, also die eigentliche Sanierung beziehungsweise Modernisierung des Gebäudes.
Tatsächlich repariert wurde an der Eishalle auch schon etwas: Anfang des Jahres musste das Vordach kurzfristig repariert werden, weil sonst Feuchtigkeit eindrang. © Marcel Drawe
Da mit all diesen Leistungen jeweils auch die Bereitstellung von Geldern durch den Stadtrat verbunden ist, dieser sich aber ab Ende Juni in der Sommerpause befinden wird, kann die Sanierung der Eishalle faktisch dieses Jahr nicht über die Planungsphase hinauskommen.
Die Kombination von Sanierung und Betrieb
Dürfen die Sanierung und der Betrieb der Eishalle Unna aus einer Hand erfolgen? Diese Frage prüft seit einiger Zeit nicht nur die Vergabestelle des Rathauses, sondern auch ein externer Berater, der dafür rund 10.000 Euro Honorar bekommt. Käme er zu dem Ergebnis, dass diese Kombination nicht möglich ist, wäre das Grundkonzept von „Unna braucht Eis“ – dass der Königsborner Jugendeishockeyclub (KJEC) die Halle saniert und anschließend betreibt – faktisch gescheitert.
Andreas Raygrotzki und Wilhelm Ruck (von links) bei einer Besichtigung der Eishalle Unna kurz nach deren Schließung im Sommer 2018. Die beiden Vorsitzenden von „Unna braucht Eis“ hatten den Herbst 2020 immer als Ziel für eine Wiedereröffnung der Halle genannt. © Udo Hennes
So oder so läuft dem Verein gerade die Zeit davon: Bis Ende März müsste der KJEC Fördergelder beim Land NRW beantragen, um die Sanierung finanzieren zu können. Nur dann wäre eine Eröffnung im Herbst 2020 realistisch, das hatten Vereinsvertreter zuletzt immer wieder betont. Dass die Frage, ob das Modell „Sanierung und Betrieb“ vergaberechtlich erlaubt ist, binnen vier Wochen geklärt ist, scheint mehr als fraglich.
Die Eisaufbereitungsanlage
Die alte Eisaufbereitungsanlage, mit der die Eislauffläche hergestellt wurde, wurde mit dem Kältemittel Ammoniak betrieben – eine Variante, die „Unna braucht Eis“ nicht favorisiert. Der Verein möchte eine mit Glykol betriebene Anlage installieren; diese sei kostengünstiger, effizienter und umweltfreundlicher.
Ein von der Stadtverwaltung beauftragtes Institut für Kältetechnik kommt allerdings nach der Prüfung von zwei verschiedenen Angeboten von Eisaufbereitungsanlagen zu der Erkenntnis, dass eine mit Ammoniak betriebene Anlage besser sei – sowohl aus ökologischer, ökonomischer sowie technischer Sicht.
Die alte Eisaufbereitungsanlage der Eishalle Unna wurde mit Ammoniak betrieben – ein Modell, das auch Experten empfehlen. © Udo Hennes
Die von der Altanlage noch vorhandenen Rohre könnten weiterhin genutzt werden, allerdings müsste eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden.
Dabei geht es unter anderem um die Nähe der Ammonikanlage zu Wohnhäusern und eventueller Lärm- und Geruchsbelästigungen. Auch eine solche Prüfung bedeutet eine weitere Zeitverzögerung, bevor tatsächlich etwas eingebaut werden kann.
Das Dach
Das Dach der Eishalle muss saniert werden, soviel steht fest. Die gute Nachricht daran: Die Sanierung muss nicht so umfassend durchgeführt werden wie 2018 im Weicken-Gutachten angenommen.
Die Risse in der Dachkonstruktion können durch Neuverkleben repariert werden. Bevor das aber tatsächlich geschieht, müssen die Risse zunächst alle untersucht und kartiert werden.
Das Dach der Eishalle muss saniert werden. Das geht mit weniger Aufwand und Kosten als gedacht, dauert aber trotzdem lange. Die Risse in den Dachbalken können nur bei einer konstanten Temperatur von 17 Grad neu verklebt werden. © Stadt Unna
Dafür muss ein Auftrag vergeben werden, bevor die Risse aufgefräst werden können und anschließend repariert werden. Das Problem: Dies kann nur bei einer Mindesttemperatur von 17 Grad passieren.
Sollte die Sanierung der Eishalle vor dem Sommer nicht über das Planungsstadium hinauskommen, läge der Zeitpunkt für diese Arbeiten frühestens im Herbst/Winter 2020 – nicht unbedingt die Jahreszeit für dauerhafte 17 Grad.
Und dann wäre da noch die Frage nach dem Brandschutz: Für die Halle muss ein Brandschutzkonzept erstellt werden, bevor sie wieder eröffnet werden kann. Auch das braucht Zeit.
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