Peter Kohlen und seine Frau Helene sind Organspendepaten. Vor gut zehn Jahren hat Peter Kohlen eine neue Leber bekommen.

© Christoph Schmidt

Eine neue Leber hat Peter Kohlen gerettet, jetzt wirbt er um Spender

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Vor gut zehn Jahren hat Peter Kohlen aus Unna eine neue Leber bekommen, gebraucht hätte er sie Jahre früher, aber die Warteliste ist lang. Seit einigen Jahren ist er als Organspendepate aktiv.

Unna

, 05.03.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Organspende ist bei vielen Menschen so lange kein Thema, bis es eins wird, also bis eine persönliche Betroffenheit entsteht. Je mehr Menschen, sich mit der Frage befassen, ob sie nach ihrem Tod ihre Organe spenden möchten oder nicht, desto mehr Menschen entscheiden sich statistisch gesehen für eine Spende. Das ist die Idee hinter dem Projekt „Paten für Organspende“. Diese Paten wollen Bevölkerung über das Thema Organspende aufklären.

„Wir wollen mit dazu beitragen, dass alle Menschen über das Thema informiert sind und dann eine Entscheidung zur Organspende treffen können“, sagte Konstanze Birkner, Geschäftsführerin des Netzwerkes. Das wiederum hilft erkrankten Personen, die bisweilen jahrelang auf ein neues Organ warten. Schwerkrank steht in ihrem Leben die Frage im Raum: „Schafft es mein Körper, so lange durchzuhalten, bis die erlösende Nachricht kommt.“

Peter Kohlen hat eine neue Leber bekommen

Einer dieser Menschen ist Peter Kohlen. Der mittlerweile 72-Jährige aus Unna hat 2011 eine neue Leber bekommen. „Meine Krankheit nennt sich PSC (Primär sklerosierende Cholangitis) das ist eine chronische Entzündung der Gallengänge. Dass ich irgendwann eine Leberspende brauchen werde, war mir schon länger bekannt.“ Als er dann auf die Liste für eine Organspende gekommen sei, habe sich das Warten besonders belastend angefühlt. Das war 2008: Drei Jahre Warten, das hat auch seine Frau Helene ordentlich mitgenommen.

Das sind einige der Werkzeuge der Organspendepaten. Sie wollen niemanden überreden, Spender zu werden. Aber zumindest dazu anregen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Man kann auch "Kein Spender" ankreuzen, dann erspart man im Zweifel seinen Angehörigen die Frage danach.

Das sind einige der Werkzeuge der Organspendepaten. Sie wollen niemanden überreden, Spender zu werden. Aber zumindest dazu anregen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Man kann auch "Kein Spender" ankreuzen, dann erspart man im Zweifel seinen Angehörigen die Frage danach. © Schmidt

„Das war keine schöne Zeit“, sagt sie und wird dann still. Technisch gesehen, ist man als Patient auf der Warteliste darauf angewiesen, dass ein anderer Mensch stirbt. „Auch das ist etwas, mit dem man sich auseinandersetzen muss“, sagt Helene Kohlen. Bei den Infoveranstaltungen in Schulen, Fachhochschulen oder auch Fachschulen für Pflegekräfte, erzählen die beiden nicht nur ihre Geschichte, sondern räumen auch immer mit einigen Mythen rund um das Thema Organspende auf.

Ehrenamtliche Helfer gesucht

Netzwerk Organspende NRW

  • Das Netzwerk Organspende NRW e.V. sucht Menschen, die Veranstaltungen in Schulen oder Betrieben durchführen oder Info-Stände in Krankenhäusern zum Thema Organspende betreuen können.
  • Diese „Paten für Organspende“ werden für ihr ehrenamtliches Engagement geschult und es gibt regelmäßige Treffen zum Erfahrungsaustausch.
  • Die Einführungsschulung findet am 12. März von 9 bis 16 Uhr online statt.
  • Anmeldungen per Mail an birkner@netzwerk-organspende-nrw.de oder über die Homepage www.netzwerk-organspende-nrw.de

Ein weit verbreiteter Irrglaube sei, dass ein Arzt entscheiden kann, welcher Patient wann welches Organ bekommt. Peter Kohlen erzählt: „Es gibt Leute, die glauben, dass wenn in einem Krankenhaus ein Patient nach einem Unfall oder Schlaganfall schwer liegt und im Nachbarzimmer ein anderer Patient eine Organspende braucht, dass die Ärzte zum Beispiel das Herz oder die Niere einfach nehmen und dem anderen einsetzen können. Das ist Unsinn!“

„Wir haben uns vor der Schleuse in den OP verabschiedet“

Es geht nach der Platzierung auf der Warteliste. Wo ein Patient auf dieser Liste steht, hängt von vielen Faktoren ab, diese werden computergesteuert erfasst und ausgewertet, danach wird der Warterang zugeteilt. „Als wir dann die Nachricht bekommen haben, dass ein Organ für meinen Mann da ist, waren die Gefühle auch gemischt. Bei einer Operation kann auch etwas schief gehen. Wir haben uns vor der Schleuse in den OP verabschiedet“, sagt Helene Kohlen. „Dann ging aber zum Glück alles gut.“

"Was willst du mit deinen Organen im Himmel? Wo sie doch hier auf Erden so dringend gebraucht werden."

"Was willst du mit deinen Organen im Himmel? Wo sie doch hier auf Erden so dringend gebraucht werden." © Schmidt

Sie ist engagiert sich mittlerweile auch als Organspendepatin, bei vielen Veranstaltungen treten die beiden als Team auf, als Team haben sie die schwere Zeit vor der Spende überstanden, als Team genießen sie die wiedergewonnene Lebensqualität nach der Transplantation und als Team wollen sie auch etwas zurückgeben.

Eine Geschichte erzählt Helene Kohlen sehr gerne: „Als die meinen Mann in die OP-Schleuse gebracht haben, war er wohl noch nicht vollständig narkotisiert und hat mitbekommen, wie sich die Ärzte über das neue Organ unterhalten haben.“ Peter Kohlen schaltet sich ein: „Ja, die haben es gelobt, sei ein schönes Organ, da habe ich gefragt, ob ich auch mal gucken könnte.“ Er lacht: „Die haben sich ganz schön erschrocken.“

Um Organspendepate zu werden, muss man gar nicht selbst direkt oder indirekt betroffen sein, jeder kann mitmachen. Es gilt natürlich bei den freiwilligen Helfern das nötige Wissen und Grundkompetenz aufzubauen, um etwa auch auf Fragen antworten zu können. Wie diese Fortbildungen ablaufen und wie genau die Einsätze für Organspendepaten aussehen, wird bei der nächsten Einführungsveranstaltung am 12. März erklärt (alle Details im Infokasten).