
Anabela Dias de Oliveira (r.) und ihre Mitarbeiter und Klienten verschenken zum 25. Jubiläum in der Unnaer Innenstadt Rosen und Plätzchen. Sie wollen so Danke sagen. © Udo Hennes
"Drogenabhängige sind auch Menschen" - Lüsa bedankt sich bei den Unnaern
Lüsa
Bei Drogenabhängigen denken viele an Obdachlosigkeit und Verwahrlosung. Lüsa sorgt sich seit 25 Jahren um diese Menschen und sieht vor allem ihre Lebensleistung.
Heroin oder andere Drogen sind das Problem von abhängigen Menschen. So könnte man meinen. "Das ist totaler Stuss", entgegnet Anabela Dias de Oliveira. Sie ist Geschäftsführerin von Lüsa in Unna, dem "Langzeit Übergangs- und Stützungsangebot" für chronisch mehrfachgeschädigte Drogenabhängige.
"Das Problem ist die Illegalität", ist sie überzeugt. Und damit verbunden die Kriminalisierung und Stigmatisierung von Abhängigen. Illegalität sorgt für fehlende Kontrolle. Drogen werden gestreckt, die Folge ist mangelnde Qualität der Suchtstoffe. Gerade die mangelnde Qualität sei jedoch für die vielen Todesfällen verantwortlich.
Hinzu komme die Kriminalisierung von Drogen-Konsumenten. Bereits junge Menschen, die Drogen probieren, gerieten in die juristische Mühle, so Dias. Als Kriminelle stigmatisiert erhielten sie weder Wohnung noch Job und gerieten so immer weiter in den Drogen-Kreislauf.
Seit 25 Jahren setzt sich Lüsa für die Wiedereingliederung dieser Menschen ein. Eine große Feier gibt es in diesem Jahr jedoch nicht. Durch den corona-bedingten Ausfall von Mitarbeitern und Klienten sei der Aufwand schlicht zu groß gewesen. "Dennoch wollen wir uns bei den Bürgern bedanken für ein offenes und selbstverständliches Miteinander auf Augenhöhe", erklärt Dias. In der Unnaer Innenstadt und an zwei weiteren Standorten wurden am Mittwoch Plätzchen, Pizzabrötchen, Rosen und bemalte Glückssteine an Passanten verschenkt.
Gesellschaftliche Teilhabe statt Stigmatisierung
Das gute Miteinander mit den Bürgern erwähnt Anabela Dias immer wieder als großen Erfolg des Projektes. Die Bedenken gegenüber Drogenabhängigen seien in diesem Umfeld sehr gering. Das wiederum stärke das Selbstwertgefühl der Klienten. Weitere Erfolge der vergangenen Jahre seien, dass es keinen einzigen "zufälligen Drogentoten" gab. Damit meint sie Verstorbene etwa aufgrund einer Überdosis oder durch Erbrechen aufgrund des Drogenkonsums. Gleichzeitig sei es gelungen, die Beschaffungskriminalität immer weiter zu reduzieren. Außerdem gebe es eine hohe Teilnahme an den Tagesstrukturangeboten, wie etwa der Holz- oder Druckwerkstatt, in der Klienten tagsüber tätig sein können.

Die verschiedenen Werkstätten sollen den Klienten Tagesstruktur bieten. In dieser werden alte Möbel aufbereitet. © Marcel Drawe (Archiv)
Dem Projekt Lüsa geht es vor allem darum, den Menschen hinter dem Drogenabhängigen zu sehen. "Niemand führt aus Jux und Tollerei so ein Leben", ist Dias überzeugt. Menschen sollten sich überlegen, wie eine solche Biografie entsteht und sich vergegenwärtigen, dass es nicht immer die ganz anderen seien.
Ebenso selbstverständlich sei aber auch, dass Drogenabhängige keinen Freifahrtschein erhalten. Die Grenze liege bei allem, "was wir gesellschaftlich definiert haben", so Dias. Etwa wenn andere in ihrer Unversehrtheit verletzt werden oder ihres Besitzes beraubt werden. "Wenn jemand sagt, ich bin drogenabhängig, ich darf das, dann sehe ich das anders", bekräftigt Dias. Aber umgekehrt gelte eben dasselbe. Es könne nicht sein, dass Drogenabhängige, die lediglich sich selbst schaden, grundsätzlich vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden. "Sie haben Rechte und Pflichten wie alle anderen auch." Darüber hinaus sei das Leben der Abhängigen ein Zeichen von Lebenswille und Stärke. "Ich denke manchmal", sagt Dias "ein Viertel vom Leben eines Drogenabhängigen und die meisten, die so eine dicke Fresse haben, würden dermaßen einknicken."