
© Schaper
Dachbegrünung: Wie kommen Kräuter, Moos und Co. aufs eigene Dach?
Klimaschutz und Immobilien
Flach oder mit Neigung: Ob das eigene Dach als Grünfläche taugt, kann jeder Einwohner der Metropole Ruhr in einem Kataster des RVR nachsehen. Experten beraten bei den weiteren Schritten.
Anträge zur Schwammstadt, der Ruf nach einer Bürgerversammlung, einem Koordinator für den Hochwasserschutz: Das Thema Starkregen und seine Folgen brennt Unnas Bürgern wie auch Politikern auf den Nägeln. Etwas, das viele Hausbesitzer zu Klimaschutz und -sicherheit beitragen können, ist die Begrünung des eigenen Dachs.
Wer darüber nachdenkt, sein Haus zu begrünen, kann sich vorab über das „Gründachkataster“ informieren. Der Regionalverband Ruhr (RVR) hatte es gemeinsam mit der Emschergenossenschaft im Jahr 2018 für die gesamte Metropole Ruhr erstellen lassen. Die Einfärbung der Dachflächen im Kataster zeigt an, wie gut sich ein Haus eignet. Über die Detailanalyse können eingesparte Abwassermenge, die CO2-Absorption und der gehaltene Feinstaub pro Jahr geschätzt werden.
Die Analyse des Katasters durch den RVR hatte gezeigt, dass über 800.000 Gebäude potenziell zur Begrünung geeignet sind. „Damit kann fast jedes zweite Dach in der Metropole Ruhr vorbehaltlich der Statikprüfung begrünt werden“, teilte der Regionalverband zur Einführung des Katasters mit. Erreichbar ist es im Internet unter https://solare-stadt.de/rvr_gpk/Gruendachkataster.
Die positiven Effekte eines Gründachs sind vielfältig
Ein grünes Dach schaffe laut RVR eine Vielzahl positiver Effekte für Gebäude, Mensch und Umwelt: Es schützt die Dachabdichtung vor Witterungseinflüssen, wirkt gleichzeitig als Dämmung im Winter vor Kälte und dient im Sommer als Hitzeschutz. Begrünte Dächer sind Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Die Vegetation reduziert Kohlendioxid und Staub. Außerdem sollen begrünte Dächer je nach Bepflanzung bis zu 80 Prozent des Jahresniederschlags zurückhalten können.
In Unna informiert die OBS Objekt-Begrünungs-Systeme GmbH von Holger Zühlke, der sich immer wieder politisch einbringt, aber auch weitere Anbieter zum Thema. Die einfachste Form, Grün ans Haus zu bekommen, kennt wohl jeder: den Balkonkasten. Und von dort aus ist es noch noch ein kleiner Schritt zur vertikalen Fassadenbegrünung. Es müssen heute nicht mehr schwer wieder entfernbarer Efeu oder andere Kletterpflanzen sein. Inzwischen gibt es auch hängende Pflanzsysteme, die an der Wand angebracht und wie Blumenkästen bepflanzt werden.

Wer glaubt, dass nur ein Flachdach begrünbar ist, wird durch solche Bilder eines Besseren belehrt. © Privat
Wenn es aufs Dach geht, wird zwischen extensiver und intensiver Dachbegrünung unterschieden. Eine leichte „Extensivbegrünung“ eignet sich zum Beispiel auch für nicht allzu steile Satteldächer. Von „Intensivbegrünung“ wird zum Beispiel bei Dachgärten gesprochen, die viel gepflegt und genutzt werden. Die intensive Dachbegrünung ist schwerer und nicht für jedes Dach geeignet.
Heimisches und Pflegeleichtes kommt auf das Dach
Für die extensive, leichte Dachbegrünung, die sich nach dem Anwachsen selbst erhält und kaum gepflegt werden muss, sollten zum lokalen Klima passende heimische Pflanzen wie Moose, Sukkulenten, Kräuter und Gräser verwendet werden. Die extensive Dachbegrünung besteht aus ausgeklügelten, immer ähnlichen Systemen, die mit verschiedenen Schichten zwischen Vegetationsschicht und Durchwurzelungsschutz arbeiten. So bleibt die Erde nährstoffreich, die Anlage kann optimal entwässern.

Diese Grafik zeigt, wie ein Begrünungssystem auf dem Dach funktioniert. In der Regel besteht das Begrünungssystem aus mehreren voneinander getrennten Funktionsschichten. © Privat
Gründachpakete bieten im Internet zahlreiche Hersteller an. Auch in Baumärkten erhalten Kunden inzwischen Komplettsysteme für die Dachbegrünung in Eigenregie. Die Preisspanne der im Internet einsehbaren Angebote liegt bei etwa 40 bis 70 Euro Materialwert pro Quadratmeter. Professionell wird die Dachbegrünung zum Teil von Garten- und Landschaftsbauern, Dachdeckern oder Spezialfirmen durchgeführt.
Um ein gutes System und die richtigen Dienstleister zu finden, alles über die Vor- und Nachteile sowie Förderangebote in der eigenen Kommune zu erfahren, sollten sich angehende Gründachbesitzer im Vorfeld gut informieren und beraten lassen.
Jahrgang 1988, aufgewachsen in Dortmund-Sölde an der Grenze zum Kreis Unna. Hat schon in der Grundschule am liebsten geschrieben, später in Heidelberg und Bochum studiert. Ist gerne beim Sport und in der Natur.
