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Mehr Dach- und Fassadenbegrünung, weniger versiegelte Flächen: So kann jeder Eigentümer und Bauherr etwas für den Klimaschutz und gegen Hochwasser tun. Der Unnaer Holger Zühlke wünscht sich eine klare Position der Stadt.
Nach den jüngsten Starkregenereignissen wird in Unna das Konzept „Schwammstadt“ diskutiert. Zwei politische Anträge fordern, dass sich die Stadtverwaltung mit Konzepten auseinandersetzt, die gut fürs Klima sind und Folgen des Klimawandels auffangen. Neu sind die Ideen nicht.
Dass das Thema in der politischen Diskussion wieder Fahrt aufnimmt, freut den Unnaer Holger Zühlke, der Fachmann für Dach- und Fassadenbegrünung ist. Gleichzeitig ärgert ihn aber auch, dass sein Antrag, die Stadt möge Leitlinien für den Umgang mit Bauwerksbegrünung in Bebauungsplänen erstellen, schon im Jahr 2019 ins Leere lief. Zu groß wären derartige Einschränkungen für die Freiheit der Bauherren, hieß es damals. Es müsse bei jedem Vorhaben der Einzelfall betrachtet werden. So gab es 2019 auch keine Empfehlung aus der Verwaltung an die Politik, den Antrag weiterzuverfolgen.
Eine bepflanzte Böschung, Seerosen, leises Plätschern, der Eingang nur über einen Steg über die Teichanlage erreichbar: Wer die Objekt-Begrünungs-Systeme GmbH von Holger Zühlke im Gewerbegebiet an der Heinrich-Hertz-Straße besucht, erhält einen Eindruck davon, wie grün es selbst in einem Gewerbegebiet aussehen kann. Klar: Hier zeigt Holger Zühlke, wofür sein Unternehmen steht. Aber das Gebäude zeigt eben auch, was inzwischen möglich wäre. Dachbegrünung, Solaranlage, unterirdische Entwässerung, Feuerlöschteich: „Wir legen Wert auf das Ambiente“, sagt der Geschäftsführer.
Holger Zühlke handelt nicht nur mit Baustoffen und Systemen für Teichanlagen, Dach- und Fassadenbegrünung. Er ist auch Präsident des Verbands der Begrünungs-System Hersteller (VBSH). Der Verein berät Landschaftsarchitekten und Kommunen. Schon mehrfach habe er Anträge gestellt, auch der Stadt Unna eine Zusammenarbeit angeboten. Bisher hätte sich das Interesse am Experten aus der eigenen Stadt allerdings in Grenzen gehalten.
Selbstverständlich sei es beim Klimaschutz wichtig, dass jeder Einzelne etwas tut. Aber immer nur die Bürger aufzufordern oder auf Energiesparpreise zu verweisen reicht aus Sicht von Holger Zühlke für eine Verwaltung nicht aus. „Das muss von der Spitze aus kommen.“ In Kommunen, die sich das Konzept „Schwammstadt“ auf die Fahne schreiben, gebe das Rathaus den Kurs vor.
Die Entwicklung der Fußgängerzone etwa, sei ein Beispiel dafür, dass die Stadt Unna anders agiere. Die Baumstandorte seien reduziert, alles versiegelt, kein versickerungsfähiges Pflaster verwendet worden. „Begrünung ist keine Kosmetik“, so Zühlke. Für die Zukunft wünscht er sich, dass das auch im Rathaus ankommt. Bisher beobachte er an der Stadtspitze eher ein Wegducken. „Die Verwaltung hat den Schlüssel, etwas zu ändern.“
Jahrgang 1988, aufgewachsen in Dortmund-Sölde an der Grenze zum Kreis Unna. Hat schon in der Grundschule am liebsten geschrieben, später in Heidelberg und Bochum studiert. Ist gerne beim Sport und in der Natur.