„Man merkt bei der Chemo, wie stark der Körper ist“ Dominika Pato (35) über schwere Zeiten und Hoffnung

Von Claudia Lohmann
Kosmetikseminar für Krebspatientinnen: Ein Stück Alltag in schweren Zeiten
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„Man muss irgendwo mit der Krankheit leben und klarkommen“, erzählt Dominika Pato. Es habe Tage gegeben, an denen sie einfach platt war „und an denen es mir auch egal gewesen ist, wie ich aussehe.“ Aber dann gab es auch Tage, an denen sie sich gesagt habe: „Heute möchte ich nicht krank aussehen.“ Und an solchen Tagen hat die 35-Jährige dann auch mal mehr Make-up aufgetragen.

Im März dieses Jahres wurde bei Pato ein aggressiver Brustkrebs festgestellt. Es folgte eine Chemotherapie, die Mitte Oktober beendet war. Erfolgreich. „Sie hat sehr gut angeschlagen, der Tumor ist komplett weg. Auch die Lymphknoten sind frei von Tumorgewebe“, erzählt Pato. Vor drei Wochen folgte noch eine Operation, im Januar kommt dann eine Bestrahlung und danach eine Immuntherapie. „Mitte 2024 bin ich wahrscheinlich durch“, so die 35-Jährige.

Pato hat viel durchgemacht und ist damit eine Frau von vielen. Der 35-Jährigen war nach der Diagnose immer wichtig, die Hoffnung nicht zu verlieren und nach vorn zu sehen. „Man merkt bei der Chemo, wie stark der Körper ist und wie stark man selbst ist. Man denkt immer, dass man etwas nicht schafft. Und dann schafft man es doch.“

Die Kosmetik-Expertin Tanja Haberer hält lächelnd eine Lidschatten-Palette in die Kamera.
Die Kosmetik-Expertin Tanja Haberer erklärt den Frauen, welche Lidschatten-Farben für welche Partie des Auges geeignet sind. Die Produkte wurden von Sponsoren bereitgestellt. © Claudia Lohmann
Die Kosmetik-Expertin Tanja Haberer schminkt Dominika Pato.
Tanja Haberer erklärt den Teilnehmerinnen Schritt für Schritt, wie sie sich schminken und die Folgen der Chemotherapie kaschieren können. In dem Kurs demonstriert sie auch einzelne Schritte – wie hier bei Dominika Pato. © Claudia Lohmann

Kosmetikseminar im CKU

Nach vorn sehen und den Alltag weiter bestreiten. Das hat Pato in den vergangenen Monaten geholfen und sie gestärkt. „Ich gehe zwischendurch arbeiten, auch während der Chemo schon“, erzählt sie. Auch der Austausch mit Freunden und Familien tat ihr gut. „Und wenn man nur einen Kaffee trinkt und darüber quatscht, das hilft enorm“, sagt Pato über Momente, in denen sie dankbar für die Unterstützung in ihrem Umkreis war.

Familie, Freunde und Arbeit. Diese Dinge gehören für viele Frauen zum Alltag dazu und es sind diese Dinge, die in schweren Zeiten ein Gefühl der Normalität vermitteln. Was für viele Frauen ebenfalls dazugehört, ist das Frisieren und Schminken. Doch das ist nach oder während einer Chemotherapie gar nicht so einfach. Schließlich verlieren Betroffene durch die Therapie nicht nur das Haupthaar, sondern auch Wimpern und Augenbrauen.

Wie sich betroffene Frauen unter diesen Umständen schminken, Folgen der Chemo kaschieren und ihre Vorzüge besonders zur Geltung bringen können, hat Dominika Pato gemeinsam mit anderen Frauen im CKU gelernt. Das CKU bietet gemeinsam mit dem Anbieter DKMS Life regelmäßig Kosmetikseminare für Krebspatientinnen an. Die Runde bekommt an so einem Nachmittag nicht nur Schminktipps, sondern auch Tipps zur Hautpflege. Das „look good feel better“-Patientenprogramm soll den Frauen Hilfe im Umgang mit den äußeren Veränderungen während der Therapie bieten und einen Austausch in der Gruppe.

Tanja Haberer spricht und gestikuliert.
Tanja Haberer erklärt den Frauen zum Beispiel, wie sie ihre Augenbrauen nachzeichnen können. Während Haberer erklärt, schminken sich die Frauen selber. © Claudia Lohmann

Kosmetiktipps und Austausch

Renate Kernchen aus der Onkologie am CKU und Barbara Liß vom CKU-Brustzentrum haben die Kosmetikexpertin Tanja Haberer ins CKU eingeladen. Haberer arbeitet seit 16 Jahren in einer Parfümerie und ist seit 2019 ehrenamtlich für die DKMS Life tätig. In ihren Seminaren erklärt und begleitet sie die Teilnehmerinnen in zwölf Schritten von der Reinigung bis zum Lippenstift. Dabei gibt sie auch individuelle Tipps.

Vielen Frauen seien die Augenbrauen besonders wichtig, weil sie dem Gesicht einen Rahmen geben. Haberer erklärt, wie sich Augenbrauen nachzeichnen lassen – und zwar schnell und unkompliziert. „Es muss einfach sein, damit die Frauen es auch nachmachen können“, so Haberer. Sie erklärt auch, worauf Frauen während der Chemotherapie bei der Hautpflege achten müssen und hat auch Techniken parat, ein Tuch um den Kopf zu wickeln.

Die Gruppe beim jüngsten Seminar war bunt gemischt. Einige Frauen sind bereits mit der Chemo gestartet, andere stehen noch kurz davor und wieder andere, so wie Dominika Pato, haben die Therapie schon hinter sich. Doch die Krankheit und die Behandlung spielten an diesem Tag überhaupt keine Rolle. Stattdessen genossen die Frauen das Miteinander und saugten die Alltagstipps der Kosmetikexpertin auf – zum Beispiel zum Thema Sonnenschutz.

„Der Workshop war super. Auch, wenn man sich schon jeden Tag schminkt, hat man trotzdem Neues dazugelernt“, sagt Pato. Mit den Tipps von Tanja Haberer und in der netten Atmosphäre habe sie sich auch Neues getraut. „Sie hat mir geraten, unter den Augen etwas Lila aufzutragen, weil die Farbe gut zu meinen Augen passen würde“, so Pato. Was sie sich vorher nie getraut habe, habe sie in der Gruppe einfach mal ausprobiert – und für gut befunden. So gut, dass sie sich am Tag nach dem Seminar noch einmal so geschminkt hat.

Die DKMS-Kosmetikseminare sind kostenlos. Informationen und Termine gibt es unter www.dkms-life.de/seminare

Ein Kosmetikspiegel, Wattestäbchen, Wattepads und ein Kosmetikmülleimer.
Für jede Frau lagen Utensilien bereit. Zudem durfte jede Frau die Pflege- und Kosmetikprodukte mitnehmen. © Claudia Lohmann
Tanja Haberer schminkt Dominika Pato.
Tanja Haberer schminkt Dominika Pato und ermutigt sie auch dazu, Neues auszuprobieren. © Claudia Lohmann

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