
Claudia Keuchel wertet Aldis Ansiedlungspläne für die Kleistraße in Massen als Beleg dafür, dass jener Standort durchaus noch Potenzial hat – und sieht Drohungen eines ersatzlosen Abzugs von Edeka als „Märchen“ entlarvt. © HA-Archiv (Montage)
Grüne freuen sich auf Aldi in Massen – aus einem guten Grund
Handel
Zu den Vorkämpfern des nachhaltigen Konsums werden Discounter selten gezählt. Dennoch stößt eine Aldi-Ansiedlung in Massen bei Unnas Bündnisgrünen auf Zustimmung. Bei näherem Hinsehen wird klar, warum.
Als erste politische Stimme zur wahrscheinlichen Aldi-Ansiedlung an der Kleistraße melden sich nun Unnas Bündnisgrüne zu Wort. Die Grünen „begrüßen die Ansiedlungspläne eines neuen Nahversorgers für Obermassen“ – was zunächst auch deshalb überrascht, weil es einen solchen Nahversorger ja bereits gibt. Aldi hat das Gebäude gekauft, in dem zurzeit der Edeka-Markt untergebracht ist. Eine Ablösung würde den Menschen im Umfeld also keinen gänzlich neuen Handelsstandort bringen, sondern nur einen anderen.
Verständlich wird die Zustimmung der Grünen bei einer Aufweitung der Perspektive. Fraktionschefin Claudia Keuchel schlägt einen Bogen unter anderem auch zu den Überlegungen für ein neues Einkaufszentrum an der Massener Bahnhofstraße – und sieht nun einen weiteren Beleg dafür, dass dieses überflüssig sei. „Bisherige Planungen müssen wir dringend überdenken“, redet sie der Politik im Ganzen ins Gewissen. „Vor dem Hintergrund der Klimakrise sollten wir uns jetzt verstärkt dem Hochwasserschutz am Massener Bach widmen und keine weiteren ökologisch wertvollen Flächen versiegeln.“
Ein Gegner der Supermarktpläne für die Massener Bahnhofstraße waren die Grünen schon bislang. Um zu verstehen, wie ein Wechsel von Aldi zu Edeka an der Kleistraße die Position der Grünen untermauert, muss man ein wenig zurückblicken auf den bisherigen Gang der Debatte.
Kleistraße ohne Handelsangebot ein „Märchen“
Auch aus der Bevölkerung hatte es bereits starke Kritik an den Plänen für ein Vollsortimenter-Discounter-Doppel an der Fläche zwischen Bahnhofstraße und Massener Bach gegeben. Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Meinungsumfrage stellte dann aber fest, dass die Kritiker zwar laut sind, aber nicht in der Mehrheit. Diese Erhebung allerdings rücken die Grünen um Keuchel in ein neues Licht: Sie sei vielleicht beeinflusst worden von einer Darstellung, die nun fragwürdig erscheint.
Mit dem Kauf des Edeka-Gebäudes durch Aldi lasse sich „die Behauptung nicht mehr aufrecht halten, am bisherigen Edeka-Standort an der Kleistraße könne sich kein Markt mehr weiter entwickeln“, so Keuchel.
Tatsächlich wurde oft behauptet, dass Edeka den Markt an der Kleistraße ersatzlos aufgeben würde, wenn es nicht in einen Neubau ziehen könne. Nun allerdings kündigte der Marktleiter an, trotz des Vermieterwechsels auch über 2023 hinaus am Standort zu bleiben, wenn kein Umzug an die Massener Bahnhofstraße möglich ist.
„Mit dieser Drohkulisse wurde rund um die Bürgerumfrage mächtig Stimmung gemacht. Es würde bald nur noch einen einzigen Nahversorger – Rewe – geben“, erinnert Keuchel. „Mit diesem Märchen ist jetzt Schluss.“
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
