Immer wieder geraten wie hier zwischen dem SC Fröndenberg und dem TuS Niederaden Spieler aneinander. Nicht jedes Mal wird die Situation mit guten Worten wie hier aufgelöst.

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Spucken, schlagen, schikanieren - Sportgericht befürchtet noch mehr Arbeit

dzFußball

Das Sportgericht entscheidet oftmals in letzter Instanz über Sieg oder Niederlage, Freispruch oder Sperre. Auf das Gremium kommt in Zukunft aber mehr Arbeit zu - auch wegen einer Reform.

Kreis Unna

, 13.01.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Trainer wird angespuckt, neben derben Worten fliegen oftmals die Fäuste und Partien müssen abgebrochen werden. Das Themengebiet des Sportgerichts Unna-Hamm ist weit gefächert und die Urteilsfindung dabei nicht immer einfach. Ab März gibt es zudem Änderungen - die auch auf den Fußballkreis Unna-Hamm zutreffen und nicht unbedingt die Arbeit erleichtern.

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Michael Zahorodnyj staunt schon ein wenig, wenn er auf die Anzahl der Verhandlungen aus dem Jahr 2021 blickt. „In dieser corona-bedingt kurzen Zeit haben wir schon 27 Verfahren vor dem Sportgericht gehabt. Das ist viel“, sagt der Vorsitzende des Sportgerichts Unna-Hamm.

Das Spektrum reicht dabei vom Anspucken des Gästetrainers im Kreisliga-B-Spiel des SSV gegen den TuS Hamm, über „herkömmliche Platzverweise“ und Prügeleien bis hin zum Bergkamener Turbo-Abbruch nach nur 11 Minuten. Zahorodnyj - über 30 Jahre lang beruflich bei APV Rosista in Unna beschäftigt - und sein Team müssen dann Licht ins Dunkle bringen. Und das ist oftmals zeitaufwendig.

Sind unter anderem im Senioren-Sportgericht im Einsatz: (v.l.) Rechtsanwalt Veit Demmig, Yeysel Cerci und Michael Zahorodnyj.

Sind unter anderem im Senioren-Sportgericht im Einsatz: (v.l.) Rechtsanwalt Veit Demmig, Yeysel Cerci und Vorsitzender Michael Zahorodnyj. © Marcel Schürmann

In Corona-Zeiten wird meist im schriftlichen Verfahren verhandelt. Dann wird nachtelefoniert und nochmals eine letzte Aussage eingeholt. „In einer Präsenzverhandlung geht das oftmals schneller, die sind aber auch teurer“, weiß der 65-Jährige vom TuS Lohauserholz.

Der Meister für Qualitätssicherung leitet schon einige Jahre das Sportgericht. „Ich kenne durch meine langjährige Tätigkeit als Fußballer und Schiedsrichter aber jede Menge Leute im Kreis und bin gut vernetzt“, sagt Zahorodnyj. „Ich habe von allem irgendwie ein bisschen Ahnung, da fällt mir die Einschätzung leichter.“

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Etwas skeptisch schaut der „Sport-Richter“ aus Hamm indes auf eine Neuerung, die der Fußballverband Westfalen anstrebt. Nach und nach sollen verbandsweit die Sportgerichte der Junioren und der Senioren zusammengelegt werden. Am Ende soll die neue Gerichtsbarkeit mit je vier Jugend- und vier Seniorenvertretern sowie einem Vorsitzenden besetzt werden. Der Kreistag der Fußballer wählt diese im März.

Zahorodnyjs Sorge ist nachvollziehbar: „Ein Sportgericht muss dann alle Fälle der Junioren und Senioren verhandeln. Da kommt definitiv mehr Arbeit auf das Gremium zu.“ Auf der anderen Seite werden die beiden Sportgerichte von Michael Zahorodnyj (Senioren) und Jürgen Woydak (Junioren) personell beschnitten, da weniger Beisitzer erforderlich sind. „Ich habe Sorge, dass gute Mitglieder der Sportgerichte auf der Strecke bleiben und damit aufhören.“

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Junioren- und Senioren-Vertreter müssen dann ab März zusammenfinden und mit einer Stimme sprechen. Dabei werde bei den Senioren im Kreis Unna-Hamm schon „relativ hart“ geurteilt, bei den Junioren verständlicherweise eher seichter. Ob Sportskamerad Zahorodnyj dann noch dabei ist, lässt er sich offen: „Es ja sehr interessant, es wird aber auch nicht weniger“, ist er noch hin- und hergerissen.