Was wir bisher wissen (Stand 10.4.2024 / 10.30 Uhr):
- Eine Person, wahrscheinlich ein Mann, fiel Dienstag (9.4.2024) gegen 18.30 Uhr in Castrop-Rauxel in die Emscher.
- Der Vorfall ereignete sich im Stadtteil Ickern etwa in Höhe der Brücke Borghagener Straße.
- Ein riesiges Rettungskräfteaufkommen suchte den Lauf der Emscher ab. Es kamen Polizeihubschrauber, Drohnen und Fußtrupps zum Einsatz. Auch Taucherstaffeln standen bereit.
- Von den Brücken aus baumelten Seile oder Schläuche der Feuerwehr in den Emscherlauf, die eine hohe Fließgeschwindigkeit aufweist. Sie sollten mögliche Ankerpunkte bieten.
- Das Betreten der Ufer-Berme (das ist der oft grüne Bereich beidseits der Emscher) ist in der Regel verboten. Schilder weisen an vielen Stellen auf die Gefahr des Ertrinkens hin: Im Falle eines Abrutschens oder Sturzes besteht Lebensgefahr. Dennoch sieht man immer wieder Spaziergänger, oft mit Hunden, die auf der Berme unterwegs sind.
- Bis um 23.20 Uhr wurde niemand gefunden. Die Suchaktion wurde abgebrochen und am Mittwochmorgen gegen 9 Uhr wieder aufgenommen.
- Um 10.30 Uhr meldet die Feuerwehr, sie sei bei den Suchmaßnahmen nicht mehr involviert. Man geht eher davon aus, dass bei der hohen Fließgeschwindigkeit der Emscher und den Temperaturen niemand mehr lebend gefunden werden kann. Ein Polizei-Hubschrauber ist wieder in der Luft.
Was wir nicht sicher wissen:
- Es gibt wohl minderjährige Augenzeugen des Vorfalls, die erklärten, es habe sich um einen Mann mit einem Hund gehandelt.
- Der Hundehalter soll sich demnach in die Leine verwickelt haben oder gestolpert und dann gestürzt sein.
- Einige der Kinder wurden von der Polizei betreut und anfänglich befragt, sollen aber unter Schock gestanden haben, unter anderem ein 14-jähriges Mädchen.
Unser Bericht von Dienstag, Stand 22.50 Uhr:
An der Emscher in Castrop-Rauxel ereignete sich am Dienstagabend (9.4.2024) gegen 18.30 Uhr ein tragisches Unglück: Nach Berichten von Augenzeugen soll ein Mann in der Nähe der Brücke an der Borghagener Straße im dicht besiedelten Stadtteil Ickern in den stark strömenden Fluss gestürzt sein. Eine riesige Rettungsaktion erstreckte sich über Recklinghausen und Herne, Gelsenkirchen und Bottrop bis Oberhausen und Dinslaken.
Feuerwehrsprecher Heiner Holtkotte erklärte gegenüber unserer Redaktion am frühen Abend: „Die Meldung von Anrufern hat sich bestätigt: Es ist definitiv eine Person ins Wasser gefallen.“

Feuerwehr besetzt Brücken
Alarmiert wurde die Feuerwehr um 18.38 Uhr. Relativ schnell habe sie in Castrop-Rauxel, Recklinghausen und Herne alle Emscherbrücken besetzt. Von den Brücken hingen Seile oder Schläuche herab, an denen sich die Person möglicherweise festklammern könnte. An der Emscherbrücke der Wartburgstraße in Henrichenburg – die am Abend für den Verkehr gesperrt war – stand ein besonders großes Aufgebot der Feuerwehr. „Im Stadtgebiet konnten wir entlang der Emscher selbst mit der Wärmebildkamera vom Hubschrauber der Polizei bislang nichts finden“, sagte Holtkotte gegen 20 Uhr. „Im Moment müssen wir leider davon ausgehen, dass die Person wer weiß wo hingetrieben wurde und möglicherweise nicht mehr am Leben ist.“
An welcher Brücke es am wahrscheinlichsten sei, die Person aus dem Wasser zu holen, vermochte er nicht zu beantworten. Noch schwerer sei eine Antwort auf die Frage, wie lange man die Suche fortsetzen wolle.
Am Stadthafen in Recklinghausen wurde der Einsatz gegen 22 Uhr praktisch beendet. Allerdings machte sich von dort aus noch eine Bodentruppe und die Drohnenstaffel zu Fuß auf den Weg in Richtung Brandheide – ein weiter Weg. Zuvor hatte das Drohnenteam bereits den Bereich zwischen Hafen und der Brücke der Horsthausener Straße in Richtung Herne abgesucht. Ohne Ergebnis.

Polizeihubschrauber in der Luft
Zur Verstärkung der Feuerwehr war den Abend über ein Polizeihubschrauber in der Luft. Er kreiste über der Emscher. Außerdem wurden Taucher aus Dorsten angefordert, die im Falle eines Fundes in die Emscher an der Wartburgstraße oder am Stadthafen in Recklinghausen oder anderswo gehen könnten. Für den Bereich in Herne sei ebenso eine Taucherstaffel aus Herne angefordert worden, hieß es weiter.
Um welche Person es sich handelt, sei momentan nicht bekannt, so die Polizei gegenüber unserer Redaktion. Man habe aber einen „erhärteten Verdacht“. Nach ersten Informationen unserer Redaktion gab es Augenzeugen des Vorfalls. Nach deren Schilderungen handelte es sich tatsächlich um einen Unfall. Ein 14-jähriges Mädchen beobachtete mit ihren Freunden wohl, wie ein Mann mit einem Hund an der Emscher unterwegs war. Der Mann soll sich nach ihren Beobachtungen in der Hundeleine verheddert haben oder über sie gestolpert und dann in den Fluss gestürzt sein.
Die Polizei bestätigte das in diesen Details bis 22.30 Uhr allerdings nicht. Auch ein Suizid könnte ein möglicher Hintergrund sein. Zunächst hat aber nicht die Ursachensuche, sondern der Rettungsversuch Priorität.
Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, bestätigte, dass auch im weiteren Verlauf der Emscher in Herne, Gelsenkirchen, Bottrop und Oberhausen im und am Wasser nach der Person gesucht werde. Es gebe allerdings kleine flache Stelle wie ein Wehr, wo ein Verunglückter in seichtem Wasser stranden könnte, so Abawi.
Die seichtesten Stellen hat die Emscher im weiter oberhalb der Unglücksstelle liegenden Lauf, unter anderem im Bereich Natur- und Wasser-Erlebnispark in Henrichenburg, wo sie relativ sanft durch eine neu angelegte Aue mäandert. Insgesamt fließt sie von Holzwicke bis Dinslaken auf 83 Kilometern durchs nördliche Ruhrgebiet und mündet dort in den Rhein.
