Reporter Daniel Claeßen hat als "Fretful Father" mit einem Quarantäne-Fall in der Familie zu kämpfen.

© Kristina Schröder / Montage Klose

Ab in die Quarantäne: „Wir hatten es doch fast geschafft“

dzThe Fretful Father

Gefühlt befinden wir uns auf der Zielgeraden der Pandemie. Doch unser Fretful Father und seine Familie werden quasi auf eine Extrarunde geschickt. Wie lange die Reserven noch reichen werden?

Kreis Unna

, 14.05.2021, 16:18 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vor einer Woche schrieb ich an dieser Stelle, dass ich einfach nur mal eine riesengroße Party feiern möchte, um Kraft für die gefühlt letzten Wochen der Pandemie zu tanken. Weil das aber nicht geht, würde ich diese Kraft gemeinsam mit meiner Familie aus unserer eigenen kleinen Gemeinschaft ziehen müssen. Was an sich gar kein Problem darstellt. Ich hätte allerdings nicht damit gerechnet, dass der Tank so schnell wieder aufgefüllt werden müsste.

Die Impfquoten steigen, die Inzidenzen fallen, Gerüchten zufolge soll es bald sogar möglich sein, unter freiem Himmel ein Bier an einen Tisch geliefert zu bekommen, und es dann auch gleich dort trinken zu können. Doch auf dieser Zielgeraden, mitten gefühlten Schlussspurt, flog urplötzlich ein Knüppel direkt zwischen meine beziehungsweise unsere Beine: Positiver Befund bei einem Kind in der Kita unserer Mittleren, zwei Wochen Quarantäne.

Streng genommen natürlich nur für die Tochter, aber jeder weiß, dass man eine Fünfjährige so etwas nicht alleine durchstehen lässt (das würde man auch nicht mit einer 25- oder 50-Jährigen machen). Also bis auf Einkäufe und den gelegentlichen Weg zur Arbeit oder den Ausflug zum Testzentrum bleiben auch die anderen Familienmitglieder zuhause. Alle mit dem Gedanken: „Wir hatten es doch fast geschafft.“ Was eigentlich Quatsch ist: Niemand weiß, wann wir es tatsächlich geschafft haben, und wie es im Zielbereich dieser Pandemie überhaupt aussieht. Es ist ja schön, dass uns Virologen und Expertinnen einen halbwegs sorgenfreien Sommer voraussagen. Das gibt Hoffnung. Aber glauben kann ich das erst, wenn es auch tatsächlich so weit ist.

Der nächste Ausflug geht zur Schaukel

Trotzdem haben wir alle das Gefühl, durch die Quarantäne, für die am Ende niemand was kann, ausgebremst zu werden. Besonders schmerzlich war es an Christi Himmelfahrt: Bestes Wetter für eine Radtour oder irgendeinen Ausflug, doch der führte dann halt nur bis zur Schaukel im Garten (den wir immerhin nutzen können, wofür ich sehr dankbar bin). Viel weiter wird es für und in den kommenden zwei Wochen auch nicht gehen. Und diese Hilflosigkeit, gepaart mit der Erschöpfung nach einem Jahr Einschränkung und Zusatzbelastung zuhause, führt zu diesem Gefühl: „Wir hatten es doch fast geschafft.“

Vielleicht müsste es heißen: „Wir waren doch fast komplett geschafft.“ Mit dem Ziel des sorgenfreien Sommers hatte man gefühlt die letzten Reserven aktiviert, „noch maximal acht Wochen, dann ist das Ding durch“. Daran hat sich nichts geändert. An unserem Zustand aber schon: Die letzten Reserven waren ziemlich schnell verbraucht, und nun wirken die verbleibenden acht Wochen plötzlich deutlich länger als noch vor wenigen Tagen.

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ZWISCHEN BESORGT UND VERÄRGERT

In seiner Kolumne „The Fretful Father“ schreibt Reporter Daniel Claeßen über Dinge, die ihn als Familienvater bewegen. Und auch wenn er die Probleme seiner Kinder stets ernst nimmt, ist hier nicht immer alles ernst gemeint. Der Titel der Kolumne ist angelehnt an das „Fretful Mother Magazine“ aus der Serie „Die Simpsons“. Womit auch klar ist, dass hier immer mal wieder das Kind im Manne durchkommt. Außerdem kann „fretful“ nicht nur „besorgt“, sondern auch „quengelig“, „weinerlich“ und „verärgert“ bedeuten - womit die Gefühlsspanne unseres Autors ziemlich gut abgebildet wird.