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Teures Sparen: Sparkassen-Kunde drohen 5000 Euro Strafzinsen
Sparkasse Unna-Kamen
Einige Kunden der Sparkasse Unna-Kamen haben so viel Geld, dass sie der Bank etwas für die Aufbewahrung bezahlen müssen. In einem Fall wären 5000 Euro fällig, doch der Kunde weigert sich.
Dass Geld auf dem guten alten Sparbuch keine Zinsen mehr abwirft, dürfte mittlerweile jedes Kind wissen. Doch dass man seiner Bank sogar Geld dafür bezahlen muss, wenn sie Geld für einen aufbewahrt, ist relativ neu. „Strafzinsen“ nennt der Volksmund das, während die Sparkasse Unna-Kamen vornehm von „Verwahrentgelten“ spricht.
Das heimische Geldinstitut hat schon vor rund einem Jahr beschlossen, den Betrag an ihre Kunden weiterzugeben, den sie selbst an die Bundesbank für das „Parken“ von Geld dort entrichten muss. Ein Thema für die breite Masse ist das freilich nicht, nur 1251 Kunden sind nach Angaben der Sparkasse davon betroffen, was 1,5 Prozent der gesamten Privatkundschaft ausmache.

Ab einem Kontostand von 100.000 Euro auf Giro- und Tagesgeldkonto wird für Kunden bei der Sparkasse Unna-Kamen ein Verwahrentgelt in Höhe von 0,5 Prozent fällig. © Kevin Kohues
Denn: Das Verwahrentgelt wird für Bestandskunden erst ab 100.000 Euro bei Sichteinlagen (Giro- und Tagesgeldkonten) sowie zusätzlichen 25.000 Euro auf einem Sparkonto fällig. Bei Eheleuten verdoppeln sich diese Beträge auf 200.000 bzw. 50.000 Euro.
99 Prozent der betroffenen Kunden haben zugestimmt
Die allermeisten Kunden, Sparkassen-Sprecher Andreas Schlüter spricht von circa 99 Prozent, hätten dieser Regelung inzwischen ihre Zustimmung erteilt. Einer der wenigen, die noch nicht zugestimmt haben, ist Erwin Slabottnik. Er legt gegenüber unserer Redaktion zwar seine Finanzen offen, möchte aber aus nachvollziehbaren Gründen nicht öffentlich damit in Erscheinung treten. Deshalb haben wir seinen Namen geändert.
Slabottnik ärgert sich über die Strafzins-Regelung. „Das würde mich 5000 Euro pro Jahr kosten, wenn ich all mein Geld bei der Sparkasse liegen hätte“, hat er sich ausgerechnet. Die Regelung zwänge ihn förmlich, Konten bei anderen Banken zu eröffnen, obwohl er das eigentlich nicht vorgehabt hätte. Inzwischen hat er auch Geld bei der Volksbank geparkt, bis zur Höchstgrenze von 125.000 Euro, zahlt dafür nur 3,95 Euro Kontoführungsgebühr im Monat. „Aber das reichte nicht“, sagt Slabottnik. Bei einer Internet-Direktbank handelt er mit Aktien und muss keine Gebühren für ein Verrechnungskonto bezahlen, dort parkt weiteres Geld.
Kunde hofft auf Rechtsprechung: Geld darf nicht weniger werden
Dass jede Bank es mit den Verwahrentgelten anders handhabt, stößt Slabottnik ebenfalls sauer auf. Für Neukunden sind zudem die Freigrenzen niedriger als für Bestandskunden. „Die Leute versuchen jetzt, ihr Geld bei mehreren Banken zu parken. Davon hat im Endeffekt keine Bank etwas gewonnen. Wir verschieben das Geld nur“, findet Slabottnik und hofft auf die Gerichtsbarkeit.
Das Landgericht Berlin erklärte etwa 2021 die Negativzinsen der örtliche Sparda-Bank für rechtswidrig. Das Institut will aber Berufung einlegen.
Das Landgericht Tübingen hatte bereits 2018 klargestellt, dass gebührenpflichtige Girokonten nicht auch noch mit Negativzinsen belastet werden dürften.
Erwin Slabottnik übersetzt die Rechtsprechung so: „Sparbuch, Tagesgeld oder Festgeldkonto sind eine Sparanlage. Das heißt im Normalfall, dass sich das Geld vermehrt. Es kann zwar sein, dass es nicht mehr wird, weil es keine Zinsen mehr gibt. Aber es darf zumindest nicht weniger werden.“
„Wenn ich nicht zustimme, muss ich mit der Kündigung rechnen“
Während Banken argumentieren, auf diesem Wege nur eigene Kosten an die Kunden weiterzugeben und die Juristen sich streiten, ist dem langjährigen Sparkassen-Kunden Slabottnik klar: „Wenn ich der Regelung nicht zustimme, muss ich mit der Kündigung meiner Konten rechnen.“

Andreas Schlüter ist Pressesprecher und Beschwerdemanager bei der Sparkasse Unna-Kamen. © Sparkasse Unna-Kamen
Die Sparkasse Unna-Kamen wolle genau das aber nicht, wie Sprecher Andreas Schlüter betont: „Es geht nicht darum, Verwahrentgelt zu vereinnahmen, sondern vielmehr die Kunden so zu beraten, dass sie zusammen mit ihrem Kundenberater eine passende Anlagestrategie entwickeln.“ Dazu würden mit jedem betroffenen Kunden individuelle Strategiegespräche geführt.