
Wie geht es weiter mit dem Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB)? Diese Frage ist auch für die Zinsen bei der Volksbank Unna und Sparkasse Unna-Kamen von entscheidender Bedeutung. Andreas Schlüter (Sparkasse, rechts) und Franz-Josef Griese (Volksbank) haben unserer Redaktion dazu Auskunft gegeben. © Montage: Nina Dittgen
Strafzinsen am Ende? Das sagen Sparkasse und Volksbank
Finanzen
Kommt nach Jahren von Nullzinsen oder gar Negativzinsen nun die Wende? Die Anzeichen dafür mehren sich. Wir haben bei der Sparkasse Unna-Kamen und der Volksbank Unna nachgefragt.
Der Bank Geld dafür bezahlen, dass sie Geld aufbewahrt, anstatt dafür selbst Geld zu kassieren: Das mussten Kunden in den vergangenen Jahren mitunter in Kauf nehmen – zumindest dann, wenn sie größere Beträge auf ihren Konten horteten und sich für keine andere Anlagestrategie entschieden haben.
Vieles hängt von der Europäischen Zentralbank (EZB) ab, die aktuell noch einen Negativzins von 0,5 Prozent jährlich von Banken verlangt, die Geld bei der Zentralbank parken. Für Juli ist aber erstmals eine Zinsanhebung im Gespräch. Definitiv angekündigt hat eine solche Anhebung kürzlich eine der größten Banken für Privatkunden in Deutschland, die ING.
Die deutsche Tochter der niederländischen ING Group hat mitgeteilt, dass ab 1. Juli die Freibeträge für Guthaben auf Giro- und Tagesgeld-Konten von derzeit 50.000 auf 500.000 Euro pro Konto erhöht werden. Damit entfällt laut ING Deutschland das Verwahrentgelt für 99,9 Prozent der Kunden. Bislang erhebt die Bank dieses Verwahrentgelt in Höhe von 0,5 Prozent pro Jahr für Beträge, die über 50.000 Euro hinausgehen.
Wie gehen die Banken mit den meisten Privatkunden im Kreis Unna damit um? Unsere Redaktion hat bei der Sparkasse Unna-Kamen und der Volksbank Unna nachgefragt.
? Welche Regelungen gelten aktuell rund um Verwahrentgelte?
Von der Sparkasse Unna-Kamen heißt es, sie setze bei Bestandskunden einen hohen Freibetrag von 100.000 Euro bei Sichteinlagen (Girokonten und Tagesgelder) und auf einem Sparkonto zusätzlich noch einmal 25.000 Euro an. Bei Eheleuten verdoppeln sich diese Beträge auf 200.000 bzw. 50.000 Euro. Bei Überschreiten dieser Grenze wird ein Verwahrentgelt in Höhe von 0,5 Prozent auf den diese Grenze überschreitenden Betrag fällig. Aktuell seien davon 1248 Kunden betroffen, was in etwa nur 1,5 Prozent der gesamten Privatkunden der Sparkasse ausmache. Sprecher Andreas Schlüter stellt zudem klar: „Die ING-Diba hat nicht etwa das Verwahrentgelt abgeschafft, sondern lediglich die Freigrenzen erhöht. Bis zur Durchführung dieser angekündigten Maßnahme sind die Freigrenzen bei der Sparkasse höher.“
Von der Volksbank Unna heißt es, das Verwahrentgelt betrage 0,5 Prozent im Jahr – wie der derzeitige EZB-Einlagenzins. Freibeträge bzw. Standardsockelbeträge liegen pro Privatkundin oder -kunde bei 75.000 Euro. Bei Eheleuten oder Familien sind es 150.000 Euro. „Diese Beträge können von unseren Mitgliedern, Kundinnen und Kunden individuell auf die betreffenden Konten verteilt werden. Das sind in der Regel Kontokorrent- und Tagesgeldkonten“, erklärt der stellvertretende Vorstand Franz-Josef Griese.
? Werden Sparkasse und Volksbank an den Verwahrentgelten festhalten oder ist eine Veränderung geplant?
„Bis zu einer Entscheidung der EZB gelten die mit dem Kunden getroffenen Vereinbarungen“, teilt die Sparkasse Unna-Kamen mit. Bei einer Leitzinsänderung werde man „selbstverständlich eine entsprechende Anpassung vornehmen“. Die Sparkasse gebe bei der Berechnung von Verwahrentgelten letztendlich nur den Betrag an die Kunden weiter, den sie selbst für das „Parken“ an die Bundesbank zahlen muss.
Ähnlich lautet die Antwort der Volksbank: „Sobald die EZB den negativen Einlagesatz verändert, werden wir als Volksbank Unna umgehend das vereinbarte Verwahrentgelt für unsere Mitglieder, Kundinnen und Kunden ebenfalls entsprechend anpassen.“
? Mit welcher Zinsentwicklung rechnen Sparkasse und Volksbank für die nahe Zukunft und wie würde sich das für den Kunden abseits von Verwahrentgelten auswirken? Könnte es z.B. wieder (mehr) Zinsen auf Tagesgeld oder dem klassischen Sparbuch geben?
Hier tun sich sowohl die Sparkasse als auch die Volksbank mit einer Einschätzung schwer. Das sei schwer vorherzusehen und hänge hauptsächlich vom Handeln der EZB ab, so die Volksbank. Grundsätzlich zeichne sich aber ab, dass das Zinsniveau wieder steigen könne. „Wann und in welchem Umfang, ist allerdings nicht absehbar. Wir hoffen natürlich, an unsere Mitglieder, Kundinnen und Kunden bald wieder Guthabenzinsen zahlen zu können.“
Davon abgesehen, hätten viele Kunden eine Beratung in Anspruch genommen, um über andere Anlageformen ein Verwahrentgelt zu verhindern.
Auch die Sparkasse Unna-Kamen vermag derzeit keine kurzfristige Entwicklung bei den Zinsen abzusehen, man sei eben vom Leitzins der EZB abhängig. Und man sei froh, dass sich viele Kunden „für eine zinsbringende und inflationssichere Anlage im Rahmen einer fundierten Strategie entschieden“ hätten. „Berücksichtigt man die derzeitige Inflationsrate in Höhe von rund 6 Prozent, so bringt eine Geldanlage zu 0 Prozent, also ohne Verwahrentgelt, oder für zwei Jahre zu 0,25 Prozent, in jedem Fall einen sicheren Verlust“, rechnet Sparkassen-Sprecher Andreas Schlüter vor. Daher sollte eine sinnvolle Geldanlage sollte auch immer Akten und Immobilien enthalten.