Klaus Albus entwickelt schon seit mehr als 20 Jahren Ideen, die das Einkaufen einfacher machen. Der 58-Jährige aus der Gartenstadt Haan tüftelte schon an smarten Geräten, als es noch gar keine Smartphones gab. „Zum Beispiel an interaktiven Informationsterminals, die Kunden Orientierung gaben“, erinnert er sich an den Zeitpunkt, als die digitale Revolution die Kaufhäuser erreichte.
Jetzt steht der Lekkerland-Projektleiter vor der sogenannten Smart-Box von Rewe-Ready im Kamen Karree, die sich bei Ikea direkt neben den Ladesäulen des EnBW-Schnellladeparks in Kamen befindet. Nach den Startschwierigkeiten jenes ungewöhnlichen Shops, der ohne Kasse und Personal betrieben wird, soll nun alles glattgehen.
18 Quadratmeter großer Shopping-Würfel
Und das geht es auch. Notwendig sind Kredit- oder Debitkarten von MasterCard oder Visa, mit denen sich der Nutzer an einem Terminal an der Eingangstür anmelden muss. Albus nutzt dafür das kontaktlose Bezahlsystem seines Handys. Weil er schon einmal dort war, muss er nicht noch einmal seine Handy-Nummer hinterlegen. „Das ist beim ersten Mal allerdings notwendig, damit man anschließend auch den Kassenbon zugeschickt bekommt“, erläutert er.
Als auf dem Display neben der Eingangstür ein großer Pfeil aufleuchtet, heißt das: Eintritt frei. Albus drückt die Tür auf und setzt einen Schritt auf die 18 Quadratmeter große Fläche des Shopping-Würfels, in dem sich die unterschiedlichen Waren übersichtlich stapeln. Kondome, Karotten, Knuspermüsli. Hunderte unterschiedliche Produkte auf engstem Raum. Verfügbar an allen Wochentagen zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Warum man sich die Sachen direkt einstecken darf
Jetzt darf nach Herzenslust geshoppt werden. Ein Einkaufskorb ist dazu nicht notwendig. „Man darf sich die Dinge auch direkt in die Jackentasche oder den Rucksack stecken“, sagt er. Was woanders Ladendiebstahl wäre, ist in der Smart-Box durchaus erwünscht. Denn keine Bewegung bleibt den Kameras, die sich unter der Decke befinden, verborgen. Insgesamt sind es 32 sogenannte Dome-Kameras, die dort fest verschraubt sind. „Zwei davon sind für die Überwachung, 30 für die Einkaufs-Analyse“, sagt Albus.
Eine Analyse, die jeden Handgriff erfasst und durch künstliche Intelligenz unterstützt wird. „Dabei wird der Einkauf auch zielsicher zugeordnet“, so Albus. Denn bis zu fünf Kunden können gleichzeitig einkaufen. Technisch gingen zwar auch mehr. „Doch wir wollen, dass das Einkauferlebnis besonders bleibt“, sagt der Chef-Entwickler, sprich: Es würde sonst schnell zu eng werden. Wer fertig ist, verlässt den Shop. Ohne aktiv zu zahlen. Die Rechnung kommt natürlich smart – übers Smartphone.

Ein Supermarkt auf besondere Art und Weise
Ein Supermarkt, der nicht super ist, weil er supergroß ist und super viel hat, sondern weil er eine Supertechnik hat: Drei Jahre lang haben Albus und seine Kollegen an dem smarten Würfel getüftelt. Neun Monate davon stand der Pavillon zur Testphase an der Lekkerland-Zentrale in Frechen bei Köln, wo ihn die rund 500 Mitarbeiter nutzen konnten. „Diese gaben laufend Rückmeldung, was gut läuft und was schlecht“, so Albus. Bis zu dem Zeitpunkt, als alle Systeme fehlerfrei liefen. „Da haben wir den Shop auf einen Tieflader gehoben und hierher gebracht.“
Albus kann sich vorstellen, dass die smarte Shoppingbox Vorbild wird für größere Einkaufsmärkte. „Ob es sich um 18 Quadratmeter handelt oder um 180 oder 1800, das interessiert die Technik nicht“, sagt er. Damit will er aber nicht sagen, dass Personal künftig ganz überflüssig wird. „Doch es gibt abgelegene Standorte, wo es gar kein Personal gibt. Und wer würde hier, beispielsweise nachts um drei Uhr, schon arbeiten wollen?“
Ein Video über den Rewe-Shop gibt es unter hellwegeranzeiger.de