Dort, wo früher alte Loks von Kettler schnauften, pusten bald vielleicht die Radfahrer. Eine alte Bahntrasse soll zum Radweg umgebaut werden. Die geheimnisvolle Strecke liegt auf verrotteten Bahnschwellen.

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Kettler-Brücke vor Härtetest: Kann sie statt Züge Radfahrer tragen?

dzRadfahren in Kamen

Die geheimnisvolle Kettler-Bahntrasse soll zum Radweg umgebaut werden. Dort, wo Züge rollten, sind bald Räder unterwegs, falls die Brücke noch nutzbar ist. Eine Prüfung soll Klarheit bringen.

Kamen

, 16.12.2021, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Stadt Kamen tüftelt an dem Coup für Radfahrer: Die alte Kettler-Bahntrasse, die durch die Innenstadt führt, soll zum Radweg umgebaut werden. Dort, wo früher Züge rollten, könnten bald Räder unterwegs sein, wenn das alte Brückenbauwerk über die Heerener Straße noch ausreichend intakt ist.

Erste Erkenntnisse soll eine Brückenprüfung am Montag, 20. Dezember, erbringen. „Die Brücke der stillgelegten Bahnlinie zum ehemaligen Kettler-Werksgelände wird statisch überprüft“, kündigte Stadtsprecher Rüdiger Büscher am Mittwoch an. Kamens Coup für Radfahrer könnte ins Wackeln kommen, wenn die alte Kettler-Brücke wackelig wäre.

Während der Prüfung am Montag wird die Heerener Straße halbseitig gesperrt, beide Fahrtrichtungen bleiben aber befahrbar, weil eine mobile Ampelanlage aufgebaut wird.

Während der Prüfung am Montag wird die Heerener Straße halbseitig gesperrt, beide Fahrtrichtungen bleiben aber befahrbar, weil eine mobile Ampelanlage aufgebaut wird. © Stefan Milk

Anbindung an den seit Jahren geplanten Radschnellweg 1 (RS1)

Das ungenutzte Gleis, das trotz zentralen Verlaufs südlich der Bahnstrecke Dortmund-Hamm fast unsichtbar ist, soll als Anbindung an den seit Jahren geplanten Radschnellweg 1 (RS1), der quer durchs Ruhrgebiet führt, dienen.

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Die Bertelsmann-Tochter „Arvato SCM Solutions“ hatte als neue Eigentümerin der Stadtverwaltung signalisiert, dass sie die Bahntrasse abgeben würde. Der Warentransport des Großlogistikers läuft längst nicht mehr über die Schiene, sondern über Lastwagen, die durch die Anschlüsse ans Kamener Kreuz bekanntlich schnell auf der Autobahn sind.

Übernahme soll nicht als Finanz-Fiasko enden

Mit der alten Bahntrasse soll eine Verbindung zwischen dem Bahnhof Kamen und dem RS1 geschaffen werden. Mit der Prüfung will die Stadt ausschließen, dass der Radfahrer-Coup zum finanziellen Fiasko wird. Denn selbst wenn die Stadt für die Brücke nichts zahlen müsste, könnten hohe Folgekosten ein Risiko sein.

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„Man könnte nach der Draufsicht sagen: Oh, die ist ja in gutem Zustand. Aber nein. Wir brauchen diese Aussage fachlich und verbrieft“, hatte der Radfahrbeauftragte Matthias Breuer gesagt, als im Frühjahr erste Überlegungen für eine Übernahme formuliert wurden.

Trasse läuft bogenförmig auf den Bahnhof Kamen zu

Der RS1 kommt aus Unna über den Max-von-der-Grün-Weg und mündet in Höhe der Autobahnmeisterei auf den Klöcknerbahnweg. An der Stelle zweigt die Kettler-Bahntrasse ab, um über die Kettler-Brücke bogenförmig auf den Bahnhof Kamen zuzulaufen.

Während der Prüfung am Montag wird die Heerener Straße halbseitig gesperrt, beide Fahrtrichtungen bleiben aber befahrbar, weil eine mobile Ampelanlage aufgebaut wird. Mit Wartezeiten je nach Verkehrslage muss allerdings gerechnet werden.