Die Kamener Innenstadt kommt nicht zur Ruhe. Erst wurde am Donnerstag (22. August) ein 21-Jähriger mit einer Metallstange in der Hand auf dem Willy-Brandt-Platz gesichtet, dann schlugen sich zwei ältere Männer auf dem Marktplatz: An zwei bekannten Brennpunkten in der Kamener Innenstadt waren erneut Polizei und Ordnungsdienst gefragt. Die Vorfälle ereigneten sich noch vor der Altstadtparty am Freitag, bei der besondere Sicherheitsvorkehrungen in der Innenstadt gelten.
Zwei Männer gerieten am Donnerstag gegen 22.10 Uhr auf dem Marktplatz aneinander. „Am dortigen Brunnen kam es nach verbalen Streitigkeiten auch zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen einem 36-jährigen Marokkaner aus Kamen und einem 50-jährigen Deutschen aus Kamen“, teilte die Polizei in Unna am Freitag mit. Der 50-Jährige sei dabei leicht verletzt worden.
Keine zwei Stunden zuvor suchte die Polizei nach einem mutmaßlichen Randalierer. Ein Mann mit einer Metallstange in der Hand war auf dem Willy-Brandt-Platz aufgefallen. Als die Polizisten eintrafen, war er verschwunden, tauchte dann aber an einer unerwarteten Stelle von selbst auf – nämlich vor der Polizeiwache am Bahnhof Kamen. Daraufhin wurden zwei Streifenwagen zurück zur Wache geordert. Sie rasten mit Blaulicht aus Richtung des Marktplatzes herbei.
Der Mann war den Polizisten nicht unbekannt: Es war derselbe 21-Jährige, der schon am Vortag durch sein aggressives Verhalten aufgefallen war. Er hatte Klimmzüge am Vordach der Polizeiwache gemacht, war auf die Bahnstrecke gelaufen, die daraufhin gesperrt wurde, hatte Steine auf Polizeiautos geworfen, bis er schließlich festgenommen wurde – auf dem Gelände des Pflegeheims Haus Volkermann in einem Handgemenge unter Reizgas-Einsatz.
Diesmal wollten die Polizisten den 21-jährigen Kamener nicht wieder laufen lassen. Ein Arzt wurde angefordert, um den Gesundheitszustand des offenbar verwirrten Mannes zu prüfen. Schließlich wurde die Einweisung in eine psychiatrische Einrichtung organisiert. Dazu wurde der Ordnungsdienst der Stadt Kamen eingebunden, wie unser Reporter vor Ort erfuhr. Der Mann kam in die LWL-Klinik nach Dortmund.
Auch die Eltern des jungen Mannes wurden informiert und erschienen auf der Polizeiwache. Der Vater wollte keine Fragen zum Verhalten seines Sohnes beantworten, sagte aber. „Schreiben Sie mal über die Drogenszene auf dem Marktplatz.“

Keine neue Strafanzeige gegen 21-Jährigen
Die mutmaßliche Randale mit der Metallstange führt vorerst nicht zu neuen strafrechtlichen Vorwürfen gegen den 21-Jährigen. Es bleibt bei der Strafanzeige vom Vortag mit Delikten wie Sachbeschädigung, Körperverletzung und Eingriff in den Bahnverkehr. Der Grund: Es liegen der Polizei keine Beweise vor, dass der junge Mann mit der Metallstange am Donnerstagabend etwas beschädigt oder jemand verletzt hat. Die Polizisten schrieben einen Bericht, aber keine neue Strafanzeige.
Der Marktplatz in Kamen und der Willy-Brandt-Platz gelten als Brennpunkte, weil es dort trotz einer Aufstockung des städtischen Ordungsdiensts immer wieder zu Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung kommt. Die Störungen gehen unter anderem von der sogenannten Trinkerszene aus.
Ordnungsdienst kündigt erhöhte Präsenz an Wochenenden an
Die Stadt Kamen reagierte am Freitag auf die Häufung von Vorfällen und kündigte eine erhöhte Präsenz der Ordnungshüter an Wochenenden an. Unterdessen erklärte am Freitag FDP-Fraktionschef Alfred Mallitzky in einer Pressemitteilung, dass die FDP im Stadtrat als Reaktion auf Vorfälle rund um die Trinkerszene ein Alkoholverbot auf dem Marktplatz im Stadtrat beantragen will.
Stadtsprecher Büttner erklärte auf Anfrage der Redaktion: „Um die Situation zu entschärfen, wird die Stadt Kamen ab sofort bis Ende September den Ordnungsdienst an den Wochenenden personell verstärken und die Präsenz auf dem Marktplatz im Bereich des Brunnens deutlich erhöhen.“
Was die stattfindende Altstadtparty betrifft, habe die Stadt alle notwendigen Maßnahmen getroffen, dass die Besucherinnen und Besucher ungestört und sicher feiern könnten. Zum Sicherheitskonzept gehöre ein „absolutes Glasverbot“. Es würden Taschenkontrollen durchgeführt. Neben Polizei und Ordnungsdienst sind auch Security-Kräfte vorhanden.
Städtische Ordnungshüter unternahmen aber bei Veranstaltungsbeginn erst einmal nichts und standen im Pulk auf dem Marktplatz: Erst auf Anfrage der Redaktion, ob das Glasverbot schon gelte und ob es durchgesetzt würde, schwärmten sie gegen 17.05 Uhr aus und sprachen Menschen mit Bierflaschen am Marktbrunnen an.
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