
Der Dirigent der Neuen Philharmonie Westfalen, Rasmus Baumann, hatte einen Gast verpflichtet: Christian Gerber kam und spielte auf dem Bandoneon. © Stefan Milk
Heftige Rhythmus-Explosionen: Rasmus Baumann beim Start der Sinfonie-Saison
Konzertaula Kamen
Die neue Saison der beliebten Sinfoniekonzerte in der Konzertaula Kamen ist gestartet. Rasmus Baumann tanzt mit seiner Neuen Philharmonie Tango in Paris und Buenos Aires. Außerdem taucht ein unerwartetes Instrument auf.
Erwartungsvolle Gesichter, freudiges Wiedersehen – die Sommerpause ist vorbei. Und zum Auftakt der neuen Saison haben Rasmus Baumann und seine Neue Philharmonie Westfalen begeisternde Überraschungen in die Konzertaula Kamen mitgebracht. „Tango mit Mozart in Paris“, so der Titel des Konzerts, lässt natürlich sofort Assoziationen zu.
Zu Besuch in der Stadt der Liebe
Paris, die Stadt der Liebe, vereint die Komponisten des Abends: Strawinsky, Astor Piazzolla und Wolfgang Amadeus Mozart haben eine gewisse Zeit in Paris verbracht und ihre Eindrücke musikalisch verarbeitet.
2. Sinfoniekonzert am 28. September
Das 2. Sinfoniekonzert unter dem Titel „Königinnen“ folgt bereits am Mittwoch, 28. September, 19.30 Uhr in der Konzertaula Kamen. Karten gibt es online unter ticketservice.kreis-unna.de. Da ist Strawinskys kurze „Suite für kleines Orchester Nr.1“ mit ihren vier Sätzen schon fast vorbei, bevor man richtig hingehört hat: wie ein sanft wehendes Tuch das Thema des „Andante“, darauf die beherzte „Napolitana“, zurückhaltende Streicher in der „Española“ vor der bündigen „Balalaika“. Ein frecher, übermütiger Scherz zum Auftakt des Abends.
Der setzt mit Astor Piazzollas „Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires“ für Bandoneon und Orchester einen markanten Akzent. Angelehnt an Vivaldis „Jahreszeiten“ übernimmt Piazzolla barocke Formen, bleibt aber mit seinen unnachahmlichen Melodien des Tango Nuevo ganz in seinem Element. Leidenschaft, Rhythmus und Eleganz formen die vier Sätze zu einem elektrisierenden Komplex, in dem feinste Pianissimi mit heftigen Rhythmus-Explosionen wechseln.

Rasmus Baumann am Mittwochabend am Dirigentenpult der Neuen Philharmonie Westfalen. © Stefan Milk
Christian Gerber spielt Bandoneon
Christian Gerber am Bandoneon zaubert zarte, melancholische Melodien, um unvermittelt in Tango-Rhythmus überzugehen: feurig, leidenschaftlich und wild! Und die Neue Philharmonie ist seine ebenbürtige Partnerin: Präzise die häufigen Staccati, die auf den Kontrabässen geschlagenen Rhythmen, die Unisono-Glissandi und die berührenden Soli von Natascha Elvin-Schmitt und Susanne Schmickler!
Mozarts „Pariser Sinfonie“ Nr. 31 D-Dur KV 297 spiegelt das Wohlgefühl des Komponisten in ihrer gelösten Heiterkeit des Allegro assai, im ehrfürchtigen Respekt der Streicher-Pianissimi sowie dem temperamentvoll-wilden Wirbel des Allegro. Rasmus Baumanns sprechende Gesten untermalen treffend und halten alles zusammen.
Schließlich ist Piazzollas „Tangazo – Variationen über Buenos Aires“ eine rührende Hommage an „seine“ Stadt – unendlich zart im traurigen Thema, das nicht lange den wilden, drängenden Rhythmen des Tangos aus den Bars und Kneipen widerstehen kann. Hier sorgen die Holzbläser für den ansteckenden Sound – und runden den Abend zu einem glänzenden Einstand! Langer Applaus für eine bestens aufgelegte Neue Philharmonie.