Tom Pfeiffer (43) und die Fat Boy des Terminators Kamener fuhr schon als Kind Harley Davidson

Harley Davidson in Heeren: Wie Tom Pfeiffers Leidenschaft erwachte
Lesezeit

Schon als Kind ließ sich Tom Pfeiffer auf chromblitzenden Bikes der US-amerikanischen Motorradmarke Harley-Davidson den Wind um die Ohren wehen. Nicht am ausladenden Lenker, sondern auf dem satt gepolsterten Sozius – umrahmt von seinem Vater Norbert vorn und dem wuchtigen Tourpack-Koffer hinten.

„Dann ging es quer durch Europa, bequem mit großer Rücklehne und dem Game-Boy in der Tasche“, erinnert sich der jetzt 43-jährige Kamener, der in Kamens Stadtteil Heeren-Werve die bundesweit zweitälteste Harley-Davidson-Niederlassung führt, über der momentan das Damoklesschwert neuer EU-Zölle schwebt.

Zollfrei gibt es indes dieses Gefühl von ungezügelter Freiheit in unendlichen Landschaften, dort, wo bis zum Horizont reichende Straßen wie ein Laufband unter schweren Reifen haften; von diesem Lebensgefühl spürte Pfeiffer als Kind noch so rein gar nichts. „Für mich war der Betrieb hier total normal und nichts Besonderes. Ich hatte andere Interessen. Ich wollte DJ werden.“

Standort Kamen bundesweit unter den Top Ten

Harley-Davidson tagein tagaus. Wer kann das schon von sich behaupten? Pfeiffer kann es. 1979 gründete sein Vater Norbert Pfeiffer nach Hamburg, Bremen und Ludwigshafen in Kamen die damals erst vierte Harley-Davidson-Niederlassung in ganz Deutschland. „Alle haben ihn damals für verrückt erklärt“, sagt Tom Pfeiffer.

Verrückt ist aber allenfalls der Erfolg, den der Betrieb an der Werver Mark 123 seitdem verbucht. Aus 200 Quadratmetern Fläche für Verkauf, Service und Werkstatt wurden 1000 Quadratmeter. Aus 6 Beschäftigten 13. Und aus einem Kind, das erst andere Interessen hatte, wurde ein Händler, der die örtliche Niederlassung unter die erfolgreichsten zehn Standorte – bundesweit gibt es 65 – führte. Mit etwa 300 verkauften Bikes jährlich. Also doch vom Harley-Davidson-Virus infiziert?

Zweiradmechatroniker José Gallardo beim Umbau einer Harley-Davidson.
Zweiradmechatroniker José Gallardo beim Umbau einer Harley-Davidson bei Pfeiffer in Heeren-Werve. Sechs Mechaniker arbeiten in dem Betrieb. Sie bauen die Extras ein, die die Motorräder aus den USA interessant machen. © Udo Hennes

Wie Harley-Davidson Menschen zusammenführt

Schon längst und rettungslos, wie Pfeiffer schmunzelnd sagt. Das Virus packte ihn, als er mit 18 Jahren in die USA ging und in einer Harley-Niederlassung direkt am Mutterwerk in Milwaukee eine kaufmännische Ausbildung begann. „Alles dort in Milwaukee war Harley-Davidson. Wer dort einmal das Feeling mitbekommt, der infiziert sich für immer“, sagt Pfeiffer. Er traf den Gründer-Enkel Willie G. Davidson, der den Satz prägte. „Wer sich für eine Harley-Davidson entscheidet, erwirbt ein Lebensgefühl – das Motorrad gibt es kostenlos dazu.“

Pfeiffer erlebte, wie das Harley-Feeling die Menschen zusammenführte. Mit blubbernden Motoren raus aus dem Arbeitsalltag, egal ob Arbeiter, Arzt oder Manager. Blaumann, Kittel oder Anzug abgelegt und in die Motorradkluft geschlüpft. Dann, so Pfeiffer, „sind alle gleich. Das gibt es bei keiner anderen Marke, das gibt es kein zweites Mal“, ist er überzeugt.

Tom Pfeiffer in seinem Harley-Davidson-Shop an der Werver Mark in Heeren-Werve zwischen Helmen, Sicherheitsbekleidung und Protektoren.
Tom Pfeiffer in seinem Harley-Davidson-Shop an der Werver Mark in Heeren-Werve. Helme, Sicherheitsbekleidung und Protektoren gibt es dort in Harley-Optik. © Udo Hennes

Nachfrage nach Fat Boy, wie sie Schwarzenegger fuhr

Seit 23 Jahren ist er nun in dem Unternehmen, das von Kamen aus die ganze Region mit Harleys bedient, dazu jedwede Umbauten für Lenker, Blinker und Trittbretter anbietet. Nicht selten erhält Pfeiffer Anfragen nach der durchzugskräftigen Fat Boy, so wie sie von Arnold Schwarzenegger in Terminator 2 gefahren wurde.

Er erinnert sich daran, wie die Nachfrage explodierte, als der Film Anfang der 90er-Jahre in die Kinos kam. „Die Bikes waren über Jahre ausverkauft.“ Wer eigentlich eine schwarze Maschine haben wollte, wie sie in Terminator zu sehen war, wählte notgedrungen auch mal blau, weil sonst nichts verfügbar war.

Eine Fat Boy fährt Pfeiffer nicht. Er liebt seine Street Glide im Touring-Design mit opulenten Verkleidungen. Damit fährt er im Sommer wieder quer durch Europa. Jetzt am Steuer, ohne Game Boy, aber mit dem Bewusstsein: Das ist doch was Besonderes.

Ein Video über Harley-Davidson Pfeiffer gibt es auf hellwegeranzeiger.de