Perspektiven nach Abschied von Holz Fiene „Wären wir jünger, würden wir weitermachen“

Abschied von Holz Fiene: „Wären wir jünger, würden wir weitermachen“
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Holz war und ist ihr Leben. Heide Römer-Gieschler und Wolfgang Gieschler (beide 68) haben erlebt, wie sich die Trends in ihrem Handel für Türen und Böden über die vergangenen Jahrzehnte verändert haben. „Erst war es die Tür in Eiche rustikal, dann mit Echtholzfurnier und jetzt mit Kunststoffoberfläche“, sagt Heide Römer-Gieschler.

Das Traditionsunternehmen aus Kamen, aktuell mit 168 Jahren das älteste, hat seine Geschäftsaufgabe zum 31. März angekündigt. „Ein Abschied mit weinendem und lachendem Auge“, sagt Wolfgang Gieschler. „Doch mit nahezu 69 Jahren ist die Lebensarbeitszeit auch einmal vorbei.“

Die Ausstellung mit Türen und Holzpaneelen bei Holz Fiene an der Lünener Straße in Kamen.
Die sogenannte Holzstapeldecke, ein optisches Glanzlicht der Ausstellungshalle von Holz Fiene, besteht aus insgesamt 30 Holztafeln unterschiedlicher Größen. Die größte Tafel misst 3 mal 13 Meter. Das Gebäude soll neu verpachtet werden. © Stefan Milk

Holz Fiene: Leerstand nicht vorgesehen

An dem Standort soll es aber noch lange nicht vorbei sein. Für die Gieschlers, denen Fläche und Gebäude gehören, ist es nach eigener Aussage wichtig, dass der Standort nicht zur Brache wird. Die ansprechende Halle, die vor neun Jahren fertiggestellt wurde, ist sozusagen ihr Faustpfand dafür, dass eine Nachfolge rasch angebahnt werden könnte auf der verkehrsgünstigen Fläche an der Lünener Straße, vis-à-vis dem sich gerade im Umbau befindenden Nahversorgungsgebiet mit Aldi und Rewe.

„Wir hoffen, dass die Halle bis zum Jahresende neu verpachtet ist“, sagt Gieschler. Interessenten gebe es bereits. „Es ist aber noch nichts in trockenen Tüchern.“ Es sei möglich, dass der Nachfolger ebenso aus ihrer Branche komme. Aber auch andere Nutzungen seien denkbar. „Uns ist wichtig, dass es hier vernünftig weitergeht.“

Schwierige Konjunkturlage im Bausektor gespürt

Vier festangestellte Kräfte sind von dem Aus betroffen, alle hätten bereits neue Festanstellungen gefunden, so Gieschler. Die Entscheidung, das Geschäft nach vielen Jahrzehnten aufzugeben, sei Mitte 2024 gefallen. Durch die schwierige Konjunkturlage im Bausektor mit weniger Großprojekten in der Region sei es zuletzt als mittelständisches Unternehmen nicht leichter geworden, Handel zu treiben. „Die Einzelkämpfer werden weniger“, sagt er auch mit Blick auf immer weniger inhabergeführte Geschäfte in Kamen.

Für kleinere Firmen, führt Gieschler weiter aus, werde es zudem immer schwieriger, sich zu behaupten im Angesicht vieler Aufgaben hinter den Kulissen, wie in den Bereichen EDV, Marketing und Steuern. „In größere Firmen ist das etwas anderes.“ Über viele Jahre habe man das mit Engagement ausgleichen können. „Und wären wir 30 Jahre jünger, würden wir weiter machen.“

Keine Schließung bei Fiene auf Knopfdruck

Allerdings ist nur der Verkauf am 31. März vorbei. Dass sie nicht auf Knopfdruck schließen könnten, sei den Kaufleuten von Anfang an bewusst gewesen. „Wir können ja schlecht den Laden abschließen und einfach nach Hause gehen“, sagt Heide Römer-Gieschler. Vor Ort seien sie vielleicht noch bis Mai, um die letzten Projekte und Aufträge abzuschließen.

Für die Gieschlers bleibt nach eigenen Angaben das gute Gefühl, jetzt die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Standorts stellen zu können. Und ebenso das gute Gefühl für das Geleistete: „Wir haben bestimmt halb Kamen versorgt.“

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