Rasmus Baumann, Generalmusikdirektor der Neuen Philharmonie Westfalen, gehen in der Pandemie die Idee nicht aus. Trotz vieler digitalen Formate sehnt er sich nach Live-Konzerten.

© Stefan Milk

Fremdgehen mit klingendem Spiel der Violinen: Wie die Philharmonie die Pandemie überbrückt

dzHier gibt´s Klick-Konzerte

Live-Konzerte, das war einmal. Doch die Neue Philharmonie Westfalen ist nicht untätig und geht fremd in der digitalen Welt. Mit Hörspielen und Videos. Auch ein Gesellschaftsspiel kommt.

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, 02.05.2021, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Live-Konzert spielt sich zurzeit höchstens vor dem geistigen Auge von Rasmus Baumann ab. Der Generalmusikdirektor der Neuen Philharmonie Westfalen sehnt sich das Publikum herbei, das andachtsvoll lauscht und Seufzer des Glücks ausstößt, wenn es Mozart, Beethoven oder Tschaikowsky erkennt. „Man verhungert förmlich, was das betrifft“, sagt der Orchesterleiter. „Sonst hat man fünf bis zehn Mal pro Woche live vor Publikum gespielt. Das ist in der Pandemie eine Ausnahme geworden.“

YouTube-Sender: Produktionen „auf Fernseh-Niveau“

Jammern ist für den GMD, wie Generalmusikdirektor abgekürzt wird, aber keine Option. „Wir haben unsere Tätigkeit mehr und mehr ins Internet verlegt – und haben jetzt einen eigenen YouTube-Kanal.“

Dort können Freunde der Klassik und die, die es werden wollen, Aufzeichnungen der jüngsten Einspielungen abrufen – wie „Die zerstreute Brillenschlange“, ein NPW-Clip mit einer Komposition von Wilfried Hiller, der eine Textvorlage des bekannten Schriftstellers Michael Ende (Momo / Die unendliche Geschichte) mit einfachen musikalischen Mitteln vertont.

Richtig stolz ist Baumann über die Produktion „Die Rätsel der kleinen Nachtmusik – Juris Geheimnisse der Musikgeschichte“, ebenso auf YouTube anzusehen und mit Schauspieler Juri Tetzlaff in Szene gesetzt. Der ist auch Hauptdarsteller der nächsten Produktion über das schwedische Märchen „Die kleine Kreide“, die demnächst erscheint. Baumann freut sich über ein Stück mit „Fernseh-Niveau“, wie er sagt.

Grandiose Konzerte mit Herbie Hancock und Lang Lang

Auch alte Aufnahmen sind auf dem Kanal abrufbar, legendäre Konzerte mit Jazz-Ikone Herbie Hancock („Rockit“) oder dem chinesischen Star-Pianisten Lang Lang. Nicht jedes Konzert allerdings ist jederzeit zu haben. Wie das Konzert zur Weihnacht, das nur live auf dem Kanal erlebbar war.

„Es ist eines unserer wichtigsten Konzerte des Jahres. Und wir wollen unser Publikum dazu bewegen, das gemeinsam zu erleben“, begründet Baumann. „Als besonderes Ereignis soll es einmalig bleiben. Wenn es zu jeder Tag- und Nachtzeit verfügbar ist, dann wäre es nichts Besonderes mehr.“

Philharmonie spielt bei den digitalen Ruhrfestspielen

An diesem Mittwoch lief im Ruhrfestspielhaus der Stadt Recklinghausen die Aufzeichnung für das Sinfoniekonzert „Rage und Ruhe“ mit Werken von Copland, Bernstein, Clyne und Haydn unter der Leitung von Noam Zur. Am 18. Mai hebt sich dann der Vorhang des Digitalen Ruhrfestspielhauses im Rahmen der Ruhrfestspiele Recklinghausen. Wer sich ein Ticket für das Streaming-Konzert sichern will, kann das unter www.ruhrfestspiele.de/programm/2021/sinfoniekonzert-der-neuen-philharmonie-westfalen. „Aufgegriffen werden die zwei Emotionen, die im vergangenen Corona-Jahr wohl jede bzw. jeder verspürt hat“, so Baumann.

Unterrichtsmaterial und ein klingendes Brettspiel

Es gibt aber auch ganz andere Dinge, die die Philharmonie umtreibt. Wie eine aufwendig produzierte Materialmappe für den Schulunterricht, versehen mit Video- und Musikmaterial. „Damit kann man eine Schulstunde sehr schön bestreiten“, so Baumann.

Interessierte Lehrerinnen und Lehrer können das Material über info@neue-philharmonie-westfalen.de anfordern. Und noch etwas ist in Vorbereitung. Ein Brettspiel für Familien, das kurz vor der Veröffentlichung steht. Details verrät Baumann noch nicht. Nur so viel: „Das ist ganz toll geworden.“

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