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Corona-Schnelltest in der Apotheke: Ein Selbstversuch
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Künftig kann sich jeder in der Rathaus-Apotheke in Kamen auf das Coronavirus testen lassen. Sie bietet ab Montag Schnelltests an. Redakteurin Claudia Pott startet vorab einen Selbstversuch.
Eigentlich wollte ich mir den Corona-Schnelltest in der Rathaus-Apotheke aus sicherer Entfernung ansehen. Ab Montag bietet die Apotheke am Alten Markt die Tests an, jeder kann einen Termin vereinbaren und sich gegen eine Gebühr testen lassen.
Apothekerin Frederike Blume-Lüttmann und die Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) Julia Gropp haben einen Sachkundenachweis abgelegt, dürfen damit die Testungen vornehmen und auch ihre Kolleginnen und Kollegen schulen.
Dass Apotheken Schnelltests durchführen dürfen, ist schon seit ein paar Wochen erlaubt, wie die Apothekerin erklärt. Aber angeboten wird es noch nicht überall. Schließlich müssen die Räumlichkeiten eingerichtet und das Personal geschult werden. All das ist in der Rathaus-Apotheke nun passiert.
Der letzte Schritt bestand darin, dass Julia Gropp, die als erste Mitarbeiterin Tests durchführen wird, ihre Kolleginnen testete, um etwas Routine zu erlangen.
Wenn sich keine Freiwillige meldet, muss die Redakteurin ran
Und plötzlich komme ich ins Spiel. Wer soll sich vor der Kamera testen lassen, wenn alle vor Ort schon getestet wurden? Die Blicke wandern zu mir und ich besiegele mein Schicksal mit einem „Na gut.“ Eigentlich bin ich mir sicher, dass ich kein Corona habe, denn ich habe meine Kontakte schließlich auf nahezu null heruntergefahren.
Es wird schon gutgehen. Das ist mein erster Gedanke. Der zweite folgt sogleich: „Was ist, wenn ich doch positiv bin?“ schießt es mir durch den Kopf. Und dann: „Wird es weh tun?“. Von „Na gut“ zu einem doch sehr mulmigem Gefühl, vergehen nur wenige Sekunden.
Aber da muss ich jetzt durch, denke ich, während ich hinter Frederike Blume-Lüttmann die Treppe hochgehe. Oben, über der Apotheke wurde ein kleines Testzentrum eingerichtet. An einem Tisch vor dem Raum, in dem Gropp sich gerade in ihre Schutzkleidung inklusive Haarhaube, FFP2-Maske und Visier hüllt, füllen die Kunden Unterlagen aus.
Apotheke meldet positive Testergebnisse ans Gesundheitsamt
Wer sich testen lassen möchte, muss vorher mit einer Unterschrift versichern, dass er oder sie bei einem positiven Ergebnis einen Arzt aufsuchen und das Gesundheitsamt kontaktieren wird.
„Wir schicken die positiv Getesteten in die häusliche Isolation“, erklärt Blume-Lüttmann. Die Betroffenen müssen dann aber noch einmal beim Arzt einen PCR-Test machen lassen und daraufhin verordnet dann das Gesundheitsamt offiziell eine Quarantäne. In den Unterlagen steht auch, dass die Apotheke bei einem positiven Ergebnis das Gesundheitsamt informieren wird. „Das ist unsere Pflicht.“

Apothekerin Frederike Blume-Lüttmann bietet in ihrer Rathaus-Apotheke Corona-Schnelltests an. Nur Mitarbeiter, die das möchten, führen die Tests durch. © Stefan Milk
Blume-Lüttmann und ihr Team halten sich sehr genau an die Vorschriften. Alles wird desinfiziert, die Mitarbeiterinnen, die Tests durchführen, werden so gut geschützt, wie es nur geht. Testen wird nur, wer das auch möchte und sich dazu imstande fühlt. Julia Gropp übernimmt diese Aufgabe gerne. „Ich finde das spannend“, sagt sie.
Der Test war angenehmer als beim Hausarzt
Wie wichtig es ist, dass die testende Person bei dem Vorgang in ihrem Element ist und sich der Sache und dem Kunden voll annimmt, erlebe ich dann wenige Minuten später selbst. Gropp nimmt sich vorab Zeit und erklärt ausführlich, was sie gleich tun wird.
Auch während der Testung sagt sie vor jedem Schritt, was jetzt kommt: Erst führt sie das Stäbchen ins rechte Nasenloch, dann ins linke und dann geht es in den Rachen. „Jetzt bitte einmal ‚Aaah‘ sagen.“
Sie erklärt mir alles ruhig und freundlich. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre ich davon ausgegangen, dass Julia Gropp schon Hunderte Testungen durchgeführt hat.

HA-Reporterin Claudia Pott ließ sich von Julia Gropp testen und fühlte sich gut aufgehoben. © Stefan Milk
Sie lässt sich Zeit, ist vorsichtig und doch macht der Schnelltest seinem Namen alle Ehre und ist fix durchgestanden. Nur wenige Augenblicke später ist das leicht unangenehme Gefühl verflogen. Im Vergleich zu dem Test, den ich vor einigen Monaten beim Hausarzt gemacht habe, weil ich Halsschmerzen hatte, war das nichts.
Meine Hausärztin ist mit dem Stäbchen über die Nase in den Rachenraum vorgedrungen. Das Gefühl werde ich nie vergessen. Schön war das nicht. Der Schnelltest in der Apotheke war im Vergleich dazu beinahe angenehm. Aber nur beinahe.
Warten auf das Testergebnis
Nun heißt es abwarten. Um ganz sicher zu gehen, wartet Gropp 17 bis 20 Minuten, bis sie das Testergebnis verkündet. Normalerweise geht es nach dem Test in einen anderen Bereich, damit Gropp während der Wartezeit schon den nächsten Kunden testen kann.
Für maximal zwei Personen, die sich natürlich nicht begegnen, ist oben Platz. Mehr ist nicht möglich, auch wenn der Test selbst nur ein, zwei Minuten dauert. „Wir müssen potenziell davon ausgehen, dass die Patienten positiv sind“, erklärt Blume-Lüttmann, warum nur zwei Tests parallel laufen können.

Der Teststreifen ähnelt einem Schwangerschaftstest: Ein Streifen steht für ein negatives Testergebnis. Abfotografieren darf man den Test zwar, er muss aber fachgerecht entsorgt werden. © Stefan Milk
In meinem Fall kann ich im Raum bleiben und auf das Ergebnis warten. Ich bin nervöser, als ich vorher gedacht hätte: „Was ist, wenn ich doch positiv bin, aber keine Symptome habe?“ Von solchen Fällen gibt es in meiner Altersgruppe schließlich nicht wenige. „Er ist negativ“, sagt Gropp dann aber und hält mir den Test hin, auf dem deutlich nur ein Strich zu erkennen ist.
Für einen Schnelltest gibt es viele Gründe
Am liebsten wäre ich gleich zu meinen Eltern gedüst, die ich schon lange nicht gesehen habe. Das ist übrigens auch ein Grund dafür, warum sich ab Montag wohl einige Menschen in der Rathaus-Apotheke einen Testtermin holen werden.
Blume-Lüttmann und Gropp rechnen damit, dass ganz unterschiedliche Altersgruppen vorbeikommen werden. Das kann die Enkelin sein, die endlich ihre Oma wiedersehen will. „Es gab auch eine Firma, die schon angefragt hat und einen Fall, in dem jemand noch nie seine Nichte auf den Arm nehmen konnte.“
Gründe gibt es viele. Ich hatte zwar keinen davon, bin aber trotzdem froh, dass ich es gemacht habe und dass Apotheken wie die am Alten Markt die Schnelltests jetzt durchführen dürfen.
Mir war an dem Tag etwas leichter ums Herz. Und der Test hatte noch etwas Gutes: In dem Moment, in dem ich fürchtete, vielleicht doch unwissend positiv zu sein, wurde mir wieder klar, wie groß die Gefahr ist, dass Menschen unwissend andere anstecken. Die Erfahrung hat mich einmal mehr wachgerüttelt. Und das ist gut.
Termine für den Corona-Schnelltest
- Die Rathaus-Apotheke am Alten Markt führt ab Montag Schnelltests durch. Dafür braucht man einen Termin.
- Termine können unter Tel. (02307) 7199487 vereinbart werden.
- Ein Test kostet 40 Euro, die Zuverlässigkeit liegt bei 97 Prozent.
- Das Testergebnis ist keine Diagnose. Wer positiv getestet wird, muss beim Hausarzt einen PCR-Test machen lassen.