Richard Keizer ist ein regelrechter Weltenbummler und Busfahrer mit Leib und Seele. Bis nach Italien steuerte der 63-Jährige aus Holzwickede große Reisebusse, bevor er seit einigen Jahren für ein Busunternehmen fährt, das im Auftrag der VKU die Linien im Kreis Unna bedient.
Keizer ist Niederländer und vor 16 Jahren wegen der Liebe nach Deutschland gekommen. Doch die Liebe zu den hiesigen Straßen verliert er mehr und mehr. Vor allem die Baustelle im Südfeld in Heeren-Werve ist ihm ein Dorn im Auge. „Wie kann es sein, dass die Bauarbeiten hier so lange dauern?“ Keizer ist nicht der erste, der sich das fragt. Anwohner und Beschäftigte der benachbarten Logistik-Unternehmen hatten bereits ihren Unmut über die Dauerbaustelle in Kamen geäußert.
Sperrung vermutlich mindestens bis zum 9. April
Seit dem 21. Oktober geht nichts mehr im Südfeld. Zumindest in Höhe des Mühlbachs, wo die marode Brücke saniert wird und die Absperrbaken nur einen schmalen Durchlass für Fußgänger und schiebende Radfahrer bilden.
Die eigentlich bis zum Ende des vorigen Jahres geplanten Arbeiten dauern auch weiter an. Mindestens bis Mittwoch, 9. April, hat eine verkehrsrechtliche Anordnung der Stadt Kamen dort Gültigkeit. Dann, so erklärt Stadtsprecher Peter Büttner, werde die Straße allerdings wohl wieder geöffnet.
Die Bauarbeiten seien dann aber noch nicht abgeschlossen. Büttner: „Dann bleiben die Bürgersteige vermutlich vorerst gesperrt.“ Wetterbedingt könne zurzeit nicht gearbeitet werden. Die Betonarbeiten für die Brückenkappen erforderten sowohl trockenes Wetter und höhere Temperaturen. Das gelte ebenso für Schweißarbeiten und Beschichtung an den Spundwänden.

Über den Druck der Busfahrer durch Baustellen
Wer auf die Baustelle blickt, der mag durchaus auf die Idee kommen, dass es vielleicht doch noch länger dauert. Noch klaffen tiefe Löcher im Asphalt, die Arbeiten sind weit davon entfernt, vor dem Abschluss zu stehen. „Das ist ein regelrechtes Baustellen-Chaos“, sagt Keizer, der an fünf Werktagen in der Woche hinterm Steuer sitzt.
Als Fahrer auf der Linie C23 zwischen Unna, Heeren-Werve und Kamen fahre er jetzt die Haltestelle Alte Heide in Unna an. Ein kleiner Umweg für ihn, aber ein großer für die zahlreichen Beschäftigten des anliegenden Logistikparks mit Fiege, DHL und anderen. „Vorher stoppte ich direkt vor den Hallen. Jetzt müssen die Mitarbeiter durch Wind und Regen viel, viel weiter. Da habe ich echt Mitleid.“
Zudem: Kaum einer Kunde könne nachvollziehen, unter welchem Druck die Busfahrer stehen, wenn vor allem über Baustellen, auch viele andere im Kreis Unna, Verspätungsminuten eingefahren werden. „Wir wollen immer pünktlich sein.“ Fahrgäste seien enttäuscht, wenn das nicht so sei und spiegelten ihm das auch wider mit kritischen Hinweisen und das nicht nur mit „Ich stehe hier schon seit zehn Minuten“. Um den Fahrplan einzuhalten, muss Keizer dann oftmals, freilich im legitimen Rahmen, die Pausen zwischen den Fahrten reduzieren. „Trotzdem reicht es manchmal nicht, zur Toilette zu gehen.“

Busfahrer: Mit der Infrastruktur bergab gegangen
Keizer ist seit 25 Jahren Busfahrer und hat viel von der Welt gesehen. Seitdem er seit 2009 in Deutschland ist, habe er erlebt, wie in dieser Zeit die Infrastruktur gelitten hat. „Es ist schlichtweg bergab gegangen.“ Wenn in den Niederlanden eine Straße oder Brücke sanierungsbedürftig sei, „dann gingen die Bauarbeiten ratzfatz“. Mit Blick auf die Südfeldbrücke, die vermutlich erst nach über einem halben Jahr fertig wird sagt er: „Das ist beschämend!“
Ein Video über den Baustellen-Ärger gibt es unter www.hellwegeranzeiger.de.
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