Marcel Drawe beim Aufladen im Schnellladepark im Kamen-Karree. Der 37-Jährige nutzt die Station regelmäßig, weil er als Mieter zuhause keine Infrastruktur hat.

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Aufladen bei Rewe und Co: So soll das Elektroauto schmackhafter werden

dzVerkehr

Mit zwei Schnellladeparks ist das Kamen-Karree zur Hochburg für E-Mobilisten geworden. Bald sollen solche Stationen auch bei Rewe, Penny und Co zur E-Mobilität locken. Das sind die Pläne.

Kamen

, 09.01.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Für Marcel Drawe ist Kamen „ein Paradies“. Das sagt der 37-Jährige, der im benachbarten Holzwickede lebt, über die Möglichkeiten, seinen Elektrowagen im Gewerbegebiet Kamen-Karree aufzuladen. Der Holzwickeder, der seinen Hyundai Kona gerade an der EnBW-Station angeschlossen hat, lebt in einem Mehrfamilienhaus, in dem es keine Möglichkeit gibt, seinen Wagen an die Steckdose zu bringen. „Wenn ich die Zeit habe, fahre ich jetzt nach Kamen“, sagt der Fotograf unserer Zeitung, der auf E-Mobilität umsattelte, weil er privat wenig Auto fährt. Dabei steuert er entweder den Schnelladepark von EnBW oder von Citywatt beim Gartencenter Dehner an. „Ein Benziner steht sich nur kaputt“, ist er überzeugt.

Das Schnellladen soll künftig dort passieren, wo sich die Menschen aufhalten – beispielsweise beim Einkaufen im Supermarkt. Die Energieversorger wollen zunehmend solche Parkplätze umrüsten.

Das Schnellladen soll künftig dort passieren, wo sich die Menschen aufhalten – beispielsweise beim Einkaufen im Supermarkt. Die Energieversorger wollen zunehmend solche Parkplätze umrüsten. © Udo Hennes

Weitere Schnellladeparks werden schnell kommen

Solche Parks wie an der Stadtgrenze zu Unna werden künftig Alltag sein, nicht nur im Kamen-Karree, sondern in naher Zukunft auch bei Rewe, Penny, Edeka und Co.

Dass nach Meinung von Entwicklern bei den sogenannten „Retailern“, also den Einzelhändlern, die Zukunft liegt, das glaubt auch Timo Sillober, der bei dem baden-württembergischen Energiekonzern ENBW für den Ausbau der Ladeinfrastruktur zuständig ist und den Kamener Schnellladepark an den Start brachte. Ziel ist, so sagt mit Blick auf die neue Adresse in Kamen, bis 2025 bundesweit 2500 Schnellladeparks ans Netz anzuschließen.

Alles auf einen Blick – Marcel Drawe findet im Kamener Schnellladepark Infos zu Ladestand und Ladedauer auf dem Bildschirm der Ladesäulen.

Alles auf einen Blick – Marcel Drawe findet im Kamener Schnellladepark Infos zu Ladestand und Ladedauer auf dem Bildschirm der Ladesäulen. © Udo Hennes

Beim Einkauf Kilometer für die nächsten Tage einsammeln

Das schnelle Aufladen nicht nur an Knotenpunkten wie dem Kamener Kreuz, sondern auch an Fernstraßen – und vor allem: an Supermärkten. Sillober: „Zu einer Tankstelle fahre ich mit dem Benziner, weil ich dorthin muss.“ Dieses Verhalten werde sich ändern, wenn man künftig das Laden eines Wagens, der elektrisch fährt, mit anderen Tätigkeiten verbinden könne. „Während der Wocheneinkauf erledigt wird, kann ich 300 bis 400 Kilometer an Reichweite laden. Nach circa 20 bis 30 Minuten – so lange dauert ein Einkauf in der Regel – komme ich zurück zu meinem aufgeladenen Fahrzeug. Die Ladung reicht dann locker für eine Woche.“

Die Ladezeit an den Schnelladern, so Sillober, sei somit „kompatibel“ mit der Verweildauer in den Supermärkten.

Noch anderthalb Stunden bis 100 Prozent. So lange muss E-Mobilist Marcel Drawe aber nicht warten, weil auch 80 Prozent Batterie-Füllstand mehrere hundert Kilometer Reichweite bedeuten.

Noch anderthalb Stunden bis 100 Prozent. So lange muss E-Mobilist Marcel Drawe aber nicht warten, weil auch 80 Prozent Batterie-Füllstand mehrere hundert Kilometer Reichweite bedeuten. © Udo Hennes

Rund 100 Schnellladestandorte bei Rewe und Penny

Bereits in diesem Jahr will der Konzern rund 100 Schnellladestandorte bei Rewe und Penny realisieren. Die Planung läuft bereits. Sillober sieht es als großen Fortschritt, wenn man dort seine Angebote vorhalte, wo sich die Kunden sowieso befinden. „Das ist der Technologiesprung.“ Zu der Kooperation Rewe sagt er: „Die Standorte sind über das gesamte Bundesgebiet verteilt – und sie sind genau dort, wo Lademöglichkeiten gebraucht werden.“ Die Rewe-Gruppe gehöre mit etwa 6.000 Lebensmittelmärkten zu den größten Unternehmen der Branche.

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Für die Berliner Verkehrsforscherin und Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Barbara Lenz, die die Eröffnung in Kamen begleitete, ist es der richtige Ansatz, dorthin zu gehen, wo die Verbraucher sind. „Es gib sehr viele Menschen, die sich mit der E-Mobilität schwer tun. Wir wollen aber bewirken, dass sie vom Verbrenner auf Elektro umsteigen. Dann müssen wir ihnen etwas anbieten, das ihnen vertraut ist, etwas das sie kennen.“

Wer nicht im Auto sitzen will, der kann auch draußen warten. Die Sitzgruppe im Schnelladepark Kamen dürfte im Sommer mehr genutzt werden.

Wer nicht im Auto sitzen will, der kann auch draußen warten. Die Sitzgruppe im Schnellladepark Kamen dürfte im Sommer mehr genutzt werden. © Marcel Drawe

Kein Seilhüpfen über Bürgersteige

Ladeinfrastruktur dort, wo man sowieso hinfahren muss. Das habe laut Timo Sillober noch einen Vorteil: „Auf diese Art und Weise kann man auch das Laternen-Laden an den Straßen ersetzen.“ Zudem könne ein „Seilhüpfen über Kabel“, die die Bürgersteige überspannen, damit vermieden werden.

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Für Marcel Drawe, der seinen Hyundai Kona gleich tatsächlich ziemlich schnell aufgeladen hat, könnte die Strategie aufgehen. Er sagt: „Das Schnellladen künftig mit dem Einkaufen verbinden? Das wäre praktisch.“