Die symbolischen Mundwinkel zeigen nach unten und auch die rote Signalfarbe verdeutlicht auf der Unnaer Straße in Opherdicke den Autofahrern gen Hengsen, wenn sie zu schnell unterwegs sind. Wer schneller als 30 km/h fährt, wird auf sein Vergehen hingewiesen. Seit einigen Jahren schon kommen die mobilen Messgeräte an wechselnden Ort in der Gemeinde zum Einsatz und sollen dafür sensibilisieren, sich an die gültigen Höchstgeschwindigkeiten zu halten.
Mit Pappschild statt digitaler Tafel haben das in der Vergangenheit auch Elke und Michael Richly schon versucht. „Dann kassiert man oft den ausgestreckten Mittelfinger“, sagt Richly. Der gebürtige Hengser lebt mit seiner Frau direkt an der Unnaer Straße und findet: „Autos, Lkw, Trecker und sonntags gerne Motorradfahrer – zu viele davon fahren zu schnell.“ Das sei in der Nähe eines Kindergartens und der Haarstrang-Sportanlage nicht nur gefährlich, sondern auch eine lärmende Belästigung für die Anwohner.

Seit 2022 gilt auf der Dorfstraße und der Unnaer Straße in Opherdicke und Hengsen weitgehendes Tempo 30. Insbesondere im Übergangsbereich der beiden Dörfer, wo die Strecke gerade verläuft und eine Straßenseite auf einer Länge von mehr als 400 Metern keine Wohnbebauung aufweist, würden viele Verkehrsteilnehmer aufs Gas drücken. „Es gibt hier Motorradfahrer, die schalten auf dem Stück einmal alle verfügbaren Gänge durch“, ärgert sich Richly.
Nachbar Reinhard Mertin wiederum hat schon Zeiten gestoppt, die es in dem Bereich mit zulässiger Geschwindigkeit brauche, um von Punkt A nach B zu kommen. Sieht er einen vermeintlichen Temposünder, überschlägt er im Kopf grob die Sekunden, um zu wissen: „Der war zu schnell.“ Sitzen die Richlys hinter einer hohen Hecke im Garten, reicht ihnen mittlerweile ein entsprechendes Motorengeräusch, um zu wissen: zu schnell.
Zahl der Tempoverstöße nimmt seit 2023 ab
Ihren Unmut macht das Paar nicht zum ersten Mal Luft: Bereits im Juli 2023 haben die Richlys darauf hingewiesen, dass sich zu viele Verkehrsteilnehmer nicht an das Tempolimit halten würden. Seinerzeit konnten sich die Opherdicker durch Zahlen des Kreises Unna durchaus bestätigt sehen: Die verwiesen seinerzeit auf eine Radarmessung aus dem April mit 546 Verstößen bei 9731 Durchfahrten auf Höhe der Bushaltestelle am Wollberg gen Hengsen. Spitzenreiter war seinerzeit ein Verkehrsteilnehmer, der mit 83 km/h statt der erlaubten 30 km/h unterwegs war.
Auch der Eindruck, dass Brummi-Fahrer zu schnell unterwegs waren, trog nicht: Immerhin 12 Lkw hat der Kreis seinerzeit in einer April-Woche geblitzt. „Überhaupt ein Unding, dass die alle in Ergste abfahren, hier durchkommen und in Unna wieder auf die Autobahn fahren, um Maut zu sparen“, so Reinhard Mertin.
Straßen NRW kündigt Bauarbeiten an
- Im Juli 2023 beklagten die Anwohner der Unnaer Straße auch Bodenwellen auf Höhe einer Bushaltestelle. Die sorgen für Lärm, wenn schwere Fahrzeuge über diese fahren.
- Weil Landesstraße, ist Straßen NRW für den Bereich zuständig, konnte seinerzeit keinen Termin für eine Sanierung des Bereichs nennen.
- Auf Anfrage heißt es seitens einer Sprecherin jetzt: Die zuständige Straßenmeisterei plant Ende August/Anfang September, die Fahrbahnschäden auf der Unnaer Straße (L678) zu beheben.

Der Kreis verwies seinerzeit auf die noch recht frische Geschwindigkeitsregelung, an die sich Autofahrer und Co. gewöhnen müssten. Messzahlen seitdem belegen zumindest eine Entwicklung hin zum Besseren: Der Kreis führt auf Anfrage seine Messungen mit den sogenannten Enforcement Trailern an. Die grauen Blitzer-Anhänger standen zuletzt im September 2024 in Fahrtrichtung Hengsen an der Unnaer Straße. 165 Verstöße bei 9810 Durchfahrten ergeben ein Verstoßquote von 1,68 Prozent. Im April 2023 lag diese bei 5,61 Prozent.
In Gegenrichtung kam der Trailer zuletzt im Januar zum Einsatz. 98 Temposünder bei 12.334 Messungen bedeuten eine Quote von 0,79 Prozent. Bei beiden Messungen wurden zusammen nur drei zu schnelle Lkw gemessen. Das schnellste Fahrzeug passierte den Bereich mit 64 km/h. Aus Sicht der Anwohner alles schön und gut, aber wird nicht kontrolliert, wird ihrer Erfahrung nach wieder Gas gegeben. Ortsvorsteher, Bürgermeisterin und zuletzt auch Landrat Mario Löhr wurden angeschrieben, auch Unterschriften haben die Richlys gesammelt.
500 Messstellen für Geschwindigkeit im Kreis Unna
Aus ihrer Sicht müsse mindestens öfter kontrolliert werden. Der Kreis Unna wiederum verweist diesbezüglich nicht nur auf die Einsätze der Enforcement Trailer sondern auch auf weitere Radarkontrollen an der Unnaer Straße. 31 zählt man diesbezüglich alleine für 2024. Bei 500 Messstellen im Kreisgebiet sei das verhältnismäßig oft. 18 sind es demnach seit Jahresbeginn. Zahlen, die auch die Richlys in einer Antwort auf ihren Brief aus dem Büro des Landrats bekommen haben.
Sie stellt das nicht zufrieden. Einzelne Kontrollen würden nicht ausreichen. „Wenn auf der Sportanlage gespielt wird, parken die Autos gegenüber am Friedhof. Da gehen Leute über die Straße. Warum kein Zebrastreifen? Das würde helfen“, meint Mertin. Noch wirkungsvoller wäre aus Sicht der Anwohner noch eine Maßnahme: „Ein stationärer Blitzer. Ja, das könnte helfen“, sagt Michael Richly.