Mehr als 20 Millionen Euro hat das Holzwickeder Rat- und Bürgerhaus gekostet, das Anfang 2023 nach rund vier Jahren Bauzeit feierlich übergeben wurde. Dass bei so einem umfangreichen Bauprojekt im Nachgang die eine oder andere Stellschraube nachgezogen werden muss, ist nicht ungewöhnlich und lässt sich bestenfalls über Gewährleistungspflichten zwischen Auftraggeber und -nehmer regeln.
Im Vorjahr sorgte allerdings eine Entdeckung zunächst für Stirnrunzeln, die bis heute nicht behoben ist: Im zweiten Obergeschoss ziehen sich feine Risse durch den Putz. Dass die auch ein Jahr, nachdem sie sich gebildet haben, zu sehen sind, ist gewollt. „Seit dem 28. September machen wir ein sogenanntes Riss-Monitoring“, sagt Bauamtsleiter Uwe Nettlenbusch. Meint: Über einen aufgeklebten Messstreifen lässt sich beobachten, ob die Makel an der Wand mehr als das werden.
Beim genauen Blick ist erkennbar, dass der Riss an der Prüfstelle keine 0,5 Millimeter breit ist. „Und bislang auch nicht größer wurde“, wie Nettlenbusch versichert. Problematisch wäre es, wenn sich der Bereich in den vergangenen Monaten um 2 bis 3 Millimeter geweitet hätte. „Auch unsere Statikerin hat bereits Entwarnung gegeben und die Risse als unkritisch eingestuft.“
Auch wenn die Langzeitbeobachtung wohl noch bis in den September hinein laufen wird, sei bereits jetzt davon auszugehen, dass es sich bei den Sprüngen im Putz nicht um Setzrisse handelt. Die müsste man als Baumangel einstufen und wären ein Hinweis darauf, dass der Anbau an den historischen Teil des Rathauses möglicherweise ungleichmäßig in den Boden absackt.

Untergrund wurde für Rathaus-Anbau gepfählt
In der Tat wurde der Baugrund als nicht ganz unproblematisch eingestuft, da erst in mehreren Metern Tiefe festes Gestein vorliegt. Mehr als 70 Bohrpfähle wurden einst gesetzt, um später die Bodenplatte auf festen Grund setzen zu können. „Der tiefste Pfahl reicht an die 18 Meter in den Boden“, weiß Uwe Nettlenbusch.
Mit Blick auf die feinen Risse sieht er die Gründe aber nicht im Untergrund, sondern „hausgemacht“. Der Bauamtsleiter führt in einen Nebenraum, in dem sich jede Menge Technik für die Lüftung verbirgt. „Auch unter dem Dach verbirgt sich eine Wärmepumpenanlage mit vier Ventilatoren. Das hat alles auch ein gewisses Gewicht.“ Und so gehen die Beteiligten davon aus, dass die Putzrisse von der Belastung durch die technischen Anlagen herrühren.
„Da kann ich dann letztlich auch niemanden für an die Hammelbeine bekommen“, ordnet der Fachbereichsleiter die Makel nicht als klassische Baumängel ein. Er geht davon aus, dass die Bereiche nach Abschluss des Monitorings ausgebessert werden, sollten sich bis dahin keine Auffälligkeiten ergeben.
